Der Acker und das Saatkorn

Di 22.04.2025 im Osteroktav

Mt 28:8-15 Jesus trifft die Frauen

Der Text

Der Engel des Herren offenbart den Frauen die Osterbotschaft. Sie sollen sie eilends den Jüngern sagen. Als sie hingingen, begegnet ihnen Jesus.

Die Wächter am Grab erschraken – und sind wie tot. Die Oberen konstruieren eine alternative Geschichte vom Diebstahl des Körpers Jesu. Es ist viel Geld im Spiel.

Keine Apologetik

Matthäus schreibt den Juden. Darum benennt er die Ursache der alternativen Geschichte vom Leichenraub der Jünger. Historisch war es eine verbreitete Geschichte.

Die Verteidigung ist ebenfalls nur eine Geschichte – in keiner Weise eine Widerlegung. Die Wahrheit befindet sich nicht im Krieg – sie wirkt anders.

Wie?

Das Herz

Je wichtiger eine Sache für einen Menschen ist, desto weniger lässt er sich von Argumenten leiten. Es ist eine Illusion, zu glauben, dass vernünftige Argumente entscheidende Wirkung haben. Das Herz entscheidet, es benutzt den Verstand nur für seine Zwecke. Manchmal beruhigt es den Verstand, indem es bei unwichtigen Dingen auf ihn hört und somit dem Verstand die Illusion einer Ehrenrettung gibt.

Und das ist keine Fehlkonstruktion des Menschen. Genau wie das Gefühl ist der Verstand ein Knecht und soll es sein.

Die Würde des Menschen hängt nicht an seinem Verstand. Ansonsten würde die KI uns bald ablösen.

Wo ist die Würde?

Sie ist da, wo die Verantwortung ist. Ich soll nicht richtig handeln – sondern verantwortlich. „Richtig“ wäre immer eine Überforderung.

Richtig findet in mir statt, verantwortlich findet zwischen dreien statt.

Die Frauen suchen nicht sich – sie suchen Jesus. Sie suchen nicht das Königreich Davids. Sie stellen nicht die Frage, wer der größte unter ihnen sei, wie es die Jünger kurz vor diesem Geschehen noch getan haben.

Sie wollen den Leib Jesu salben – nichts sonst.

Die Soldaten bewachen das Grab für Geld. Und sie lügen für Geld. Die Oberen erkaufen sich ihre Wahrheit mit Geld.

Geld ist ein recht sicheres Indiz für Selbstsucht. Bei Judas spielt es eine große Rolle, in diesem Text wieder. Und es hat eine sich selbst verstärkende Wirkung. Wer glaubt, er beherrsche das Geld, verkennt, dass es niemals so ist. Das Geld ist der Lohn der Selbstsucht, der Preis ist noch mehr Selbstsucht.

Es kommt also nicht nur darauf an, die Freiheit zu suchen. Es kommt unbedingt darauf an, wozu ich sie suche.

Oder genauer: für wen. Wem will ich bezogen sein? Mir selbst, in einem Zirkel?

Ein Aspekt der Freiheit und damit der Würde ist also, vor wem und für wen ich entscheide. In der Burg meines Selbst ist jede Entscheidung ein Unglück und ein Selbstverlust.

Bereiten

Ich gebe mir keine Würde. Auch nicht durch richtige oder freie Entscheidungen. Ich empfange die Würde. Und dazu kann ich mich auf ebendiesen Empfang vorbereiten.

Indem ich die Freiheit, die ich schon habe, immer wieder für die Liebe (Bezogenheit) investiere – und nicht für mich.

Damit bereite ich den Acker für das je neue, das mir von woanders her angetragen wird.

Die Freiheit gibt es nur zu zweit (mindestens zwei). Ich will die Saat empfangen und bereite mich. Aber da die Würde niemals ohne die Würde des anderen existiert, kann ich Würde nur an oder im oder mit dem Anderen verwirklichen.

Es gibt die Aufgabe der Bereitung. Das Pflügen des Ackers.

Es ist immer (ich vermute, dass diese Absolutheit hier richtig ist) ein Bereiten für etwas, was ich nicht in mir habe. Also nicht ein sich selbst zu etwas machen, wie es vermutlich die Stoiker im Blick haben. Sondern sich selbst klein genug machen, den anderen zu empfangen. Nicht klein im Sinne von nichtig. Sondern klein im Sinne von empfänglich.

Das Wort „Würde“ und das Wort „würde“ (Konjunktiv) haben dieselbe Wurzel, das althochdeutsche Wort „wërd“. Es inspiriert zu neuem Denken – und Empfangen.

Ich habe mit der KI einen langen Dialog zum Thema Freiheit und Würde gehabt. Gern würde ich mehr notieren – aber es gibt auch die Möglichkeit, mir zu begegnen.

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