Der verletzliche Gott

Mi 23.04.2025

Joh 20:11-18 Maria von Magdala

Der Text

„Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte.“

Vorher hatten Johannes und Petrus das leere Grab besichtigt – und sind nach Hause gegangen.

Maria bleibt.

Nun wird sie zweimal angesprochen: „Frau, was weinst du?“

Von den Engeln – und dann von Jesus.

In der Offenbarung der Liebe von Maria fallen die Sätze der ganz neuen Welt:

„Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott“.

Unermessliche Sätze.

Es gibt einen längeren Begleittext. Kann der Mensch Gott lieben?

Fortführung

Ich setze die Gedanken vom Karsamstag fort. Siehe dort.

Es fällt mir auf, dass Ostern Frauensache ist. Es geht hauptsächlich um Frauen – fast mehr als um die Auferstehung selbst.

Und ich sage nicht zum ersten Mal: Die Frauen sind auch der Grund (nicht der Zweck) der Auferstehung. Frauen und Menschen wie sie.

Im Begleitext erläutere ich das genauer.

Die Passion Jesu ist nicht zuerst ein Akt der Erlösung für unsere Sünden. Sondern sie ist ein Dialog zwischen Menschen wie diesen Frauen und Gott, der eben solchen Menschen Vater ist. Solche Menschen, die Menschen von der Art Gottes sind.

Warum weinst du? Wen suchst du?

Warum weint Maria? Der Engel sieht es und staunt.

Offenbar weint sie nicht, weil sie etwas von Jesus will – denn der ist doch tot. So glaubt sie.

Sondern, weil sie etwas für Jesus will.

Zumindest Seinen Leib mit duftenden Salben würdigen. Ich freue mich, dass die andere Maria das schon getan hat – Menschen dürfen Jesus etwas Gutes tun. Wie unfassbar ist das: Gott, der alles in allem sein könnte, erlaubt dem Menschen, etwas für Ihn zu tun.

Jesus geht noch einen Schritt weiter: „Wen suchst du?“

Gestern sprach ich mit meinem Freund über die Gefährdung der Ehe. Wenn Routine einkehrt und alles selbstverständlich scheint. Und plötzlich taucht jemand auf, der ein Begehren ausdrückt, das der Partner schon lange nicht (mehr) ausgedrückt hat.

Jemand von dem zu spüren ist, dass er diesen Menschen sucht.

Es ist kein Fehler, die Herrlichkeit dieser Wirklichkeit zu lieben. Wenn ihr auch in der Ehe nicht gefolgt werden darf.

Auch Jesus, der Sohn Gottes, sehnt sich danach, gesucht zu werden, gewollt zu werden.

Aber kann ein Mensch Gott lieben?

Das diskutiere ich auch mit der KI – ihre Antworten sind es wert, gelesen zu werden!

Ist es nicht immer ganz unsymmetrisch?
Kann ich jemanden lieben, der so viel mehr und so viel größer ist als ich?

Der so vollkommen ist und dem doch eigentlich nichts fehlt?

Ich staune erneut:
Größer als Unendlichkeit, mehr als Ewig, Stärker als Allmächtig – ist die Liebe.

Für diese Liebe hat sich Gott in den Leib begeben, in die Zeit. Er hat Seine Allmacht losgelassen und sich verletzlich gemacht.

Gäbe es kein Gegenüber für diese Liebe – sie wäre vollkommen lächerlich.

Wenn Gott in seiner Allmacht mich als Schaf geschaffen hätte,
das nicht anders kann, als Ihm ganz zu gehören und zu folgen –
wäre mir das lieber?

Vielleicht als Krönung der Schöpfung –
aber ohne Gefahr des verloren Gehens, in Erfüllung aller meiner Wünsche und einem Leben im Paradies – würde ich das dem vorziehen, wie es ist?

Denn es ist so, dass Gottes Ehre an meiner Bestätigung hängt.

Gott hat mit der Schöpfung der Welt und ihrer Krone, dem Menschen, alles auf eine Karte gesetzt.

Hat er damit recht gehabt?

Will ich einen allmächtigen, fürsorglichen Gott – ohne Gefahr?

Oder stimme ich Gott zu, in dem wie Er nun wirklich ist: Danach fragend, ob ich Ihn suche. Ihn um seiner selbst willen. Um jener Wesenhaftigkeit willen, die ich Liebe nenne.

Diese Liebe, die nur im Leid offenbar wird.

Jesus steht vom Leid auf und schaut: Ist da ein Mensch, der mich will. Ist da überhaupt jemand, den ich „Sohn“ nennen kann, weil er so ist wie ich?

Und Er findet zunächst –
eine Tochter. Maria von Magdala.

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