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Sa 26.04.2025

Mk 16:9-15 Erscheinung des Auferstandenen

Der Text

Heute aus der Sicht des Markus. Markus schreibt soldatisch, faktisch, kurz. Als solcher hat er mehr die Männer im Blick. Er schreibt davon, dass sie weder dem Zeugnis der Frauen glauben, noch dem Zeugnis der zwei Emmaus-Jünger. Schließlich erscheint Jesu selbst und tadelt den Unglauben und die Hartherzigkeit der Jünger.

ὠνείδισεν oneidisen

Es bedeutet nicht einfach nur „zurechtweisen”, oder „Tadeln“. Es bedeutet: Jemanden beschämen. Indem man sein falsches Verhalten offen und deutlich beim Namen nennt.

Es hat diesen öffentlichen Charakter: Der Tadel wird nicht verschwiegen oder nur versteckt ausgesprochen.

Verwandte Begriffe sind „Schande“ oder „Schmach“ oder gar „Beschimpfung“.

Fängt nicht gut an, der Ostertag. Kein herzliches Begrüßen, kein Trost, kein freudiges Wiedersehen!

Und was kritisiert Jesus?

Ein hartes Herz.

Und Unglaube.

Schärfere Vorwürfe sind kaum denkbar.

Ich fasse zusammen:

Jesu Auferstehung geschieht ohne Zeugen. Er scheint sich zunächst nicht um die weinenden Jünger zu kümmern, denn Er lässt sie lange warten. Und dann beschimpft Er sie hart.

Das klingt ganz anders als Jesu Worte beim Abendmahl: Herzlich hat mich verlangt, mit euch dieses Mahl zu halten.

Auftrag

Trotz all dem erhalten sie den Auftrag. Gerade diese. Sie werden Herolde sein.

Garnicht, weil sie mit großem Herz und viel Glauben hervorragend geeignet sind. Das wären eher die Frauen.

Und auch nicht, weil sie zärtlich groß gezogen wurden und in schwärmerischer Liebe allen Menschen eine Blume schenken möchten (das haben früher die Hare Krishna Anhänger gemacht).

Ich sehe es so:

Sie sind erwählt. Und als Erwählte leben sie drei Jahre mit Jesus. Sie sind in sich keine „Christen“ sie sind Jünger. In diesen drei Jahren geschieht zumeist Zerstörung – nicht Aufbau. Das tönerne Gefäß wird geleert und so bereitet.

Zwar wird tief im Herzen eine Erinnerung an die Worte und Werke Jesu grundgelegt. Aber das Herz versteht nicht.

Darum ist auch die Krönung des Weges nicht ein sanftes Säuseln – sondern ein zorniges verbrennen des noch vorhandenen Sauerteiges.

Jesus Christus ist eine Wirklichkeit – keine Nettigkeit.

Es ist nicht „toll“ mit Jesus. Es ist für unser Herz eine harte Wahrheit. Eine Begegnung mit dem Fels der Wirklichkeit.

Zumindest für Männer.

Und heute denke ich nur an Männer.

Das Mannhafte ist anders als das weibliche. Es steht in scharfem Kontrast dazu.

Und es wird ebenso benutzt wie das Weibliche, von dem ich viel geschrieben habe.

Das Ganze ist nur beides zugleich. Nicht in einer Person – sondern in einer Verbindung.

Bekehrung

Ich sage seit Längerem: Jüngerschaft ist nicht das Ziel, sondern es ist Bereitung. Bereitung für den brutalen Schubs in die letztendliche Hingabe.

Hundertmal sage ich ja, ich will. Dann aber brauch ich doch einen Schubs für den letzten Schritt heraus aus der Selbstbezogenheit und der eigenen Vorstellung von Jesus Christus.

Die Jünger weinen und klagen.

Sie tun es um ihrer selbst willen. Es ist kein gutes Klagen – aber in gewisser Weise wird es zu einem Abschiedsschmerz von sich selbst.

Es ist ein merkwürdiges befreit werden, wenn man von seinem Selbstmitleid befreit wird. Ein Schmerz, um den man nicht wiederum weinen darf.

In einer sehr schweren Zeit auf der Fregatte Karlsruhe (1974) wurde über die Bordlautsprecheranlage ein mir sehr liebes Lied gespielt. Es tröstete mich sehr – aber mittendrin stellte jemand den Lautsprecher ab. Kein Trost – ich hätte schreien mögen.

Vielleicht gehört Selbstmitleid zu den letzten Feinden der Befreiung von der Selbstsucht. Es ist jedenfalls ein großer Feind.

Jesus hat kein Mitleid mit dem Selbstmitleid der Jünger.

Mache dich auf und werde Licht.

Das Licht trauert nicht darum, dass es sich „verstrahlt“ und dabei selbst verschwindet (hier, bei meiner Kerze).

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