Mo, 28.04.2025
Joh 3:1-8 Nikodemus Teil 1
Der Text
Nikodemus kommt bei Nacht zu Jesus. Er bezeugt, dass er glaubt, dass Jesus von Gott gekommen ist. Jesus antwortet auf einer anderen Ebene. Er sagt: „Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“
Nikodemus versteht es nicht, und Jesus erklärt es in anderen Worten.
Verstehe ich es?
Habe ich den Heiligen Geist?
Manche, ja viele Antworten kommen daraus, dass man eine andere Antwort nicht zulassen kann.
Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Was unerträglich wäre. Ich stehe da, mit meiner Entscheidung und meiner Lebens- und Wertewelt. Wer will mir nun die Grundlage absprechen? Selbst mir selbst erlaube ich das nicht.
Aus dieser Haltung kommt solch eine Frage, wie die des Nikodemus: „Kann er wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden?“
Soweit weg ist die Vorstellung, dass ich, der Oberste der Juden, der Verwalter des geistigen Erbes des Volkes und des Gottes Israels – evtl. nicht dazu gehöre.
Und heute? Wer sollte nicht mehr in dieser Gefahr sein, als ein frommer Christ? Ein charismatischer, wiedergeborener Christ mit persönlicher Beziehung zu Jesus Christus? Oder jemand, der endlich „richtig“ erkannt hat, dass man katholisch sein soll?
Bin ich in derselben Lage wie Nikodemus – oder weise ich das weit von mir? Ich bin die Antwort – nicht die Frage. Oder?
Erlaube ich Jesus, mir etwas zu sagen, was mir gar nicht passt? Etwas, das ich zudem gar nicht in der Hand habe? Was mir geschieht – oder auch nicht?
Beispiel
Gestern redete jemand mit mir und erzählte mir aus seinem christlichen und weltlichen Leben. In meinen Ohren klang es weitestgehend nach einem selbstgerechten Leben, ja einem selbst gemachten Glauben. Ich urteile nicht – es klang in meinen Ohren so (wer weiß, wie es wirklich ist).
Und wir sprachen über Geistiges und Geistliches. Ich habe lange Schwierigkeiten mit diesen Begriffen gehabt. Worte mit -lich am Ende sind eine andere Kategorie – weniger eine andere Sache. Ich habe es gestern noch falsch gedacht.
Heute verstehe ich anders.
Geistig ist der Zugang über den Verstand.
Geistlich ist der Zugang durch göttliches Wirken.
Und nun: das „-lich“ ist eine Unterordnung, eine Beziehung, eine Ausrichtung.
Ich kann geistig sein, auch ohne jemanden anderen.
Aber geistlich kann ich nur „unter Gott“ sein.
Die KI hat mir erneut geholfen:
• Geistig = wie der Mensch über seinen Geist die Welt erfasst.
• Geistlich = wie der Mensch durch den Heiligen Geist (nicht durch sich selbst!) denkt, lebt, glaubt.
(Einen kleinen Ausschnitt habe ich festgehalten: geistig und geistlich)
Im Geistlichen bin ich Gott ausgeliefert.
Das scheint mir nahe an dem Thema von Nikodemus zu sein.
Praxis
Mir scheint, man kann verschieden daneben liegen.
Das eine ist die Erweiterung des je Eigenen mit dem, was ich „geistlich“ nenne, was aber eher wie aus einem Steinbruch ist, aus dem ich mir Material für meine doch je wieder nur (eigene) geistige Welt hole.
Das andere scheint mir, wenn jemand oft sagt: „Das hat mir Gott gesagt.“
Zwar ist Gehorsam kostbar und gut – aber wie oft redet Gott so?
Und mehr noch: Ist das die Beziehung, die Gott will?
Ich glaube, dass das „-lich“ doch mich meint – aber mich im Blick auf Gott.
Der braune war lange in der Sonne, die hat ihn gebräunt.
Der geistliche Mensch ist der Mensch im Lichte Gottes. Noch derselbe Mensch, aber verwandelt durch Nähe, durch Gehorsam, durch Liebe. Er „riecht“ nach Gott.
So erlebe ich Menschen, die Gott im Munde führen und wirklich viel Reden Gottes gehört haben – aber doch menschliche Menschen sind – wie eh und je.
Vielleicht problematischer, weil sie meinen, sie wären die Verwalter der Worte Gottes.
Es geht nicht darum, Wunder mit Gott zu erleben. Es geht darum, dass Gott Kinder hat, die Söhne werden. Söhne heißt: Gott ähn-lich sein.
Ich mag das Bild mit dem Steinbruch, denn auch das Zusammenstellen des eigenen Götzen kann durchaus mühsam sein, wie die Erschaffung des goldenen Kalbes ganz schön Arbeit gewesen sein dürfte.
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