Was heißt, in Jesus bleiben?

Mi, 21.05.2025

Joh 15:1-8 Der wahre Weinstock

Der Text

„Ich bin der Weinstock, und mein Vater der Weingärtner. Eine jede Rebe, die keine Frucht bringt, wird Er wegnehmen; und eine jede, die Frucht bringt, wird Er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe.“

Und: „Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie müssen brennen.“

Und in vielen Varianten: Ohne mich könnt ihr nichts tun.

Ergänzungen in: Weinstock

Israel

In der Welt Jesu und der Bibel ist Israel der Weinstock.

Wir Christen haben das sehr verloren. Wir haben von Juden verlangt, sie sollen sich in die Gemeinde einpflanzen lassen. Als wenn man die Wurzel in die Zweige einpflanzen könnte.

Jahrhunderte hat die Kirche in Ablehnung und Feindschaft zu den Juden gestanden. Jetzt wendetet sie sich gegen Israel. Europa will die Zusammenarbeit mit Israel prüfen – als wenn wir der Richter über dieses Volk, dieses Land sind. Als wenn wir die moralische Instanz sind, wir Israel tragen oder vor Gott verantworten müssen.

Die heiligen Texte der Bibel meinen zuerst und zumeist nicht (und vielleicht nie) einen rein geistigen Vorgang. Sondern immer ist der Geist mit dem konkreten Leben und Fleisch der Welt verbunden. Hier und heute besonders mit Israel.

Gott wird uns nach unserem Umgang mit Israel richten, nicht nur mich, auch meine Familie, meine Kirche, mein Volk.

Eingebettet

Der Text heute ist eingebettet in den Abschnitt davor: Der Friede Christi; und den Abschnitt danach, wo es um die Liebe innerhalb der Jünger geht.

„In Christus bleiben“ kann schnell abstrakt wirken und Raum für allerlei Anmaßungen und Autosuggestionen geben.

Niemand bleibt in Christus, der nicht dem Frieden nachjagt, wie ich es gestern angedeutet habe, UND der nicht den Bruder in der Welt und außerhalb der Welt aktiv liebt (mit „außerhalb der Welt“ meine ich besonders die Väter (und immer auch Mütter), die schon versammelt sind. Besonders aus dem Hause Israels.)

Gestern schrieb ich, dass das Bekenntnis dazu gehört. Bringt meine katholische Kirche auch oft Schande über sich – ich bleibe in ihr und bekenne, ein Teil von ihr zu sein.

Ist in der „Arbeitsgemeinde“ (die Gemeinde, in der ich arbeite) auch mancher Mangel – ich bekenne mich auch zur Friedenskirche.

Ist in Israel vieles sehr traurig und merkwürdig – ich nehme voll dank an, wenn Gott mich zum „erweiterten Volk Israel“ zählt. Zu eben jenem Weinstock.

Ich sprach gestern mit jemandem, dessen Mutter Chinesin ist. Er liebt China und ist stolz auf das Land – und ebenso auf Deutschland (vom Vater her).

Wie viele Deutsche sind stolz auf ihr Land?

Mein Auftrag ist es nicht, mich zu retten und diesen oder jenen anderen. Sondern die Gemeinschaft, zu der ich gehöre.

Familie, Kirche, Deutschland.

Wer sich um sein Wohl sorgt, ist nicht Teil des Weinstockes – und wird am Ende verdorren. Und das Verdorrte hat keinen Teil am ewigen Leben.

Merkmal der Zugehörigkeit

Wer dazu gehört, merkt es daran, dass Gott an ihm arbeitet.

Das geht IMMER mit Schmerzen einher.

Das Sorgen um mich selbst aber macht mich leidensscheu. Wie soll Gott mich nun reinigen, wenn ich bei der kleinsten Sache schon jammere?

Es geht nicht darum, sich zu heiligen – sondern sich heiligen zu lassen.

„… Wird Er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe“.

Er, nicht ich.

Dieses Leid hat mit Brüdern zu tun, mit Familie, Kirche und Volk.

Mit Beziehungen und Fehlverhalten anderer und meiner selbst gegenüber anderen.

Bleibe in Gott, wenn der Bruder dich verletzt.

Bleibe in der Weise in Gott, dass du am Bruder bleibst. Auch an seinem Schmerz, seinem Kampf. Wenn du auch versucht bist, darüber mit dem Kopf zu schütteln.

Jesus hat niemanden aus der Jüngerschaft geschickt – auch nicht Judas.

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