Die Welt liebt sich selbst

Sa, 24.05.2025

Joh 15:18-21 Der Haß der Welt

Der Text

Übersetzung, orientiert an der Peschitta:

18 Wenn die Welt euch hasst, wisst, dass sie Mich vor euch gehasst hat.

19 Wärt ihr von der Welt, würde sie euch lieben. Aber weil ihr nicht von der Welt seid, sondern Ich euch aus ihr erwählt habe, hasst sie euch.

20 Denkt an das Wort, das Ich euch sagte: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie Mich verfolgt, werden sie auch euch verfolgen. Haben sie Mein Wort bewahrt, werden sie auch das eure bewahren.

21 Das alles tun sie euch um Meines Namens willen, weil sie Den nicht kennen, der Mich gesandt hat.

Wäret ihr von der Welt

Es ist ein Merkmal – ja es ist das Merkmal der Welt: Sie liebt sich selbst.

Gestern war es Thema im Radiogespräch Radio Horeb . Schützt mich die Sorge um mich selbst vor dem ausgebrannt Sein?

Vielleicht zunächst. Aber am Ende ist es ebenfalls ein Merkmal der Gottesferne.

Und ein weiteres Merkmal: Dass der Mensch Gottes in der Welt die Eifersucht, ja den Hass des Menschen-der-Selbstliebe weckt.

Ich habe diese Woche einen Vortrag gehört, der für den Antisemitismus das christliche „Gründungsmythos“ verantwortlich macht. Generell. Darin der Vorwurf der Christen des Gottesmordes der Juden.

Der Referent hat ein Buch darüber geschrieben und viele, entsetzliche Beispiele dafür gefunden.

Als Phänomen ist es nicht zu bestreiten.

Eifersucht

Ich sehe jedoch als Wurzel des Juden-Hasses die Eifersuchtsgeschichte von Kain und Abel

קַיִן (Kain)

•	Wurzel: ק־נ־ה (קנה) – bedeutet „erwerben, schaffen, besitzen“
•	Bedeutung: „Erwerb“, „Besitz“ oder „Hervorgebrachtes“	
•	Tiefer Sinn: Kain steht für das „Eigene“, das, was aus menschlicher Kraft entsteht und beansprucht wird. Er ist der Mensch, der seinen Wert in seinem Werk und Besitz sieht.

הֶבֶל (Abel)

•	Wurzel: ה־ב־ל (הבל) – bedeutet „Dunst“, „Hauch“, „Vergänglichkeit“
•	Bedeutung: „Nichtigkeit“, „Hauch des Windes“
•	Tiefer Sinn: Abel steht für das Vergängliche, das Schwache, das in sich keine Macht hat – und gerade dadurch Gott nahekommt. Sein Leben ist wie ein Hauch, aber von Gott angenommen.

(Quelle: KI)

Der Aussage des Referenten, dass Rassismus und Judenhass keineswegs dasselbe sind, nicht einmal verwandt, stimme ich zu.

Wenn die Welt sich selbst liebt –

liebt dann auch der Himmel sich selbst?

Die Christen sich untereinander?

Dann würde es keine Frucht geben.

Der Himmel liebt die Seinen – ja.

Aber nicht Selbstbezogen.

Denn das Seine ist doch die Liebe – und die liebt die Welt wie den Himmel.

Allerdings tragisch.

Denn die Welt liebt den Himmel nicht.

Ich sehe auch einige Christen, die ihre Umgebung nach „Toxischen“ und „Nicht-Toxischen“ Beziehungen sortieren.

Das ist für ein geistliches Kind vielleicht noch richtig – aber niemals hinreichend. Niemals.

Gestern traf ich ein Ehepaar. Die Frau löscht in ihrem Adressverzeichnis regelmäßig die „toxischen“ Personen. Ich spürte wie einen Dolch das Gefühl, vielleicht in diese Löschkategorie sortiert zu werden. Keine Christen zwar, aber Freunde des Lebens für mich.

Aus der Welt erwählt

Wenn ich in den Kategorien der Welt bleibe, kann ich nicht zugleich als von Jesus Erwählter auch Sein Freund sein.

Wenn ich also Jesu Wahl annehme, sonst aber mein Herz auch der Welt anvertraue, ja an-vermähle – dann werde ich am Ende den Acker, das Ochsengespann oder die Hochzeit als wichtiger wählen (Lk 14).

Und dann bin ich nicht weit von der Parallelgeschichte aus Mt 22 entfernt.

Dort töten sie den einladenden Boten.

Sicher wird man das weit von sich weisen.

Noch.

Ich glaube nicht, dass man am „letzten Tag“ dann doch noch umkehrt.

Heute ist der Tag, vielleicht geht es heute noch.

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