Liebe ich Dich?

Sa, 31.05.2025 Loccum, Konvent

Joh 16:23b-28 Jesus und der Vater

Der Text

23 b Wahrlich, wahrlich ich sage euch: So ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er’s euch geben.‭ 24 ‭‭Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr nehmen, daß eure Freude vollkommen sei.‭

25 ‭‭Solches habe ich zu euch durch Sprichwörter geredet. Es kommt aber die Zeit, daß ich nicht mehr durch Sprichwörter mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen von meinem Vater.‭ 26 ‭‭An dem Tage werdet ihr bitten in meinem Namen. Und ich sage euch nicht, daß ich den Vater für euch bitten will;‭ 27 ‭‭denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, darum daß ihr mich liebet und glaubet, daß ich von Gott ausgegangen bin.‭ 28 ‭‭Ich bin vom Vater ausgegangen und gekommen in die Welt; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.‭

Habe ich Dich lieb?

Denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, darum daß ihr mich liebet und glaubet, daß ich von Gott ausgegangen bin.‭

Es ist offenbar die selbstverständliche Voraussetzung, dass eine Liebe von mir zu Jesus und der Glaube, dass Jesus von Gott ausgegangen ist, vorhanden ist.

Wie gewiss kann ich mir dessen sein?

Und was ist diese Liebe?

Wenn sie ein Geschenk Gottes ist, dann liebt Gott Sein Geschenk in mir – das wäre fad.

Oder ist es die Treue zur ersten Liebe, die ich vor 39 Jahren erlebt habe? Vielleicht gar eine Gewohnheit, weil so viel in meinem Leben mit Dir zu tun hat. Eine Art Hausrecht auf Zugehörigkeit?

Ein „wohin soll ich gehen, ich habe doch alles auf Dich gesetzt“?

Denn ein Gefühl kann es nicht sein, Gefühle schwanken im Wind und sind an meinen Leib gebunden, sie sterben mit dem Leib.

Menschen lieben die Gefühle, die man ihnen entgegenbringt, wenn sie positiv sind – so ist Gott nicht.

Auf was greife ich zurück, wenn ich allem misstraue?

Zunächst: „Ihr“

Jesus redet gar nicht mit mir.

Er redet mit den Elfen, den Jüngern, der Keimzelle der Kirche.

So wie Gott nie allein mit Abraham sprach.

Er sprach mit Abraham und denen, die aus dem Vertrauen und der Liebe Abrahams hervorgehen – darin spricht Er auch zu mir. Zu mir als eingepfropfter Zweig in den Baum Abraham.

Abraham wollte nie etwas für sich – und er bekam auch nichts Wichtiges für sich. Alles war der Same. Ohne Same ist Abraham der größte Tor.

Er hat alles verlassen und nichts persönlich erhalten. Und selbst die Verheißung in Isaak musste er auf Moria darbringen.

So auch ich:

Ich bin Frucht von jemandem. Ich denke spontan an meinen Vater. Aber auch an Menschen in Portsmouth, die schon zehn Jahre vor meiner Bekehrung für mich vor Dir eintraten. Jenen fremden Gefreiten der Fregatte Karlsruhe.

Und nun auch:

Ich will und werde nicht bleiben ohne Frucht. Die Frucht ist das Siegel der Liebe. Wer liebt, bringt Frucht. Wenn sie vielleicht auch kärglich sein könnte – aber was von mir in Ewigkeit bleibt, ist die Frucht meines Samens.

Das Weizenkorn bringt Frucht, und das ist sein wichtiger Sinn.

Die Liebe ist nicht in mir

Ich finde diesen Text von mir nicht, aber ich habe schon dazu geschrieben.

Die Liebe ist nicht in mir, darum kann ich sie dort auch nicht finden.

Sie ist außerhalb von mir. Ich kann mich öffnen und hinaustreten, um in einem zweiten Schritt hinzuzutreten. Dort finde ich die Liebe Abraham, meines Vaters, der britischen Seemannsmission – ja und sogar meine eigene!

Und mehr noch: Die Liebe des Vaters finde ich nun wieder und schöpfe aus ihr. Sie ist ja da, aber sie braucht meine Antwort. Ich antworte Deiner Liebe – und sie entflammt mich.

Ich suche sie nicht mehr – sie hat mich gefunden.

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