Mi, 04.06.2025
Joh 17:11b-19 Zweiter Teil des Hohepriesterlichen Gebetes Jesu.
Der Text
11b Heiliger Vater, bewahre sie in Deinem Namen, den Du Mir gegeben hast, damit sie eins seien wie Wir.
12 Als Ich bei ihnen war, bewahrte Ich sie in Deinem Namen, den Du Mir gegeben hast, und Ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ist verloren gegangen – außer dem Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde.
13 Nun aber komme Ich zu Dir, und dies rede Ich in der Welt, damit sie Meine Freude in Fülle in sich haben.
14 Ich habe ihnen Dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch Ich nicht von der Welt bin.
15 Ich bitte nicht, dass Du sie aus der Welt nimmst, sondern dass Du sie bewahrst vor dem Bösen.
16 Sie sind nicht von der Welt, wie auch Ich nicht von der Welt bin.
17 Heilige sie in der Wahrheit – Dein Wort ist Wahrheit.
18 Wie Du Mich in die Welt gesandt hast, habe auch Ich sie in die Welt gesandt.
19 Und um ihretwillen heilige Ich Mich Selbst, damit auch sie in Wahrheit Geheiligte seien.
Ein Nebensatz
„außer dem Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde.“
In der Osterliturgie der kath. Kirche gib es den Satz: „O glückliche Schuld, die einen solchen und so großen Erlöser zu haben verdiente!“
Zum Glück ist dieser Satz kein Dogma der Kirche.
Aber auch der Satz „damit die Schrift erfüllt werde“ kann sehr missverstanden werden.
Ich habe es unternommen, mit Begleitung der KI, meine Gedanken dazu ausführlich darzulegen. Sie finden sich im Begleittext Gott trägt – und offenbart sich so.
Ich denke, es lohnt sich, diesen Text zu lesen, auch wenn er recht lang ist.
Für die, die nur hören, hier ein Teil des Ergebnisses: Gott tut nichts, was er nicht vorher offenbart. Es ist kein Plan, den Gott hat – es ist Seine Kenntnis des Verhaltens von Menschen und Gottes Antwort darauf.
Wenn ich diesen Gedanken „kaue“, also immer tiefer bedenke, dann offenbart sich mir das Gewicht meiner Schuld.
Ich erkenne Gott nicht an Seiner Macht
Menschen wollen Gotteserweise.
Aber dass ich überhaupt noch leben, ist Gotteserweis – denn das geht nur, weil Du meine Schuld trägst. Auch jetzt.
Gott erkenne ich an Seiner Art der Antwort auf mein Verhalten.
Dass Er sich aufmacht, auf meine kleinliche Selbstsucht mit Seinem Leiden zu antworten – nicht mit Seiner Macht.
Gottes Gerechtigkeit besteht darin, dass Er mein Sorgen um mich selbst, also meine Lieblosigkeit, trägt. Auf mich warte, den Spott trägt, den Lucifer und die Seinen äußern, weil ich auf die Antwort Gottes so wenig reagiere.
Warum ruft mich denn diese Geduld nicht selbst in die Geduld?
Warum fordere ich von anderen – wo Gott doch Seine berechtigten Forderungen an mich nicht eintreibt?
Warum antworte ich nicht auf Seinem Recht an mir, den Er doch geschaffen hat, mit meiner Hingabe an Ihn?
Was schulde ich Ihm denn?
Ich schulde Ihm nicht zuerst, stark zu sein. Ich schulde Ihm zunächst kein Werk.
Ich schulde Ihm das Ende meiner Rebellion!
Jesus hat Judas nicht die Veruntreuung der Kasse vorgeworfen – auch wenn das kein Freibrief ist.
Sondern Judas hat aktiv gesucht, was er selbst für richtig hält.
Sein Weg der Nachfolge war ein Weg des Vorausgehens.
Siehe, ich (Judas) sage, wo es lang geht.
Verrat ist Verrat an der Freundschaft.
Wenn ich mein eigenes Leben leben will, verrate ich den, der mir Bräutigam sein will.
Ein eigenes Leben, das doch in jedem Fall im Tod mündet – also auch noch ein törichter Verrat. Und darum auch offenbar eine Rebellion.
Eine Rebellion ist auch ein Schweigen.
Das Senken des Blickes und das Verschieben der Antwort.
Das Zögern vor dem Anruf Gottes.
Das Erwägen und Bedenken über ein rechtes Maß hinaus.
Nicht aus Schwäche kommt die Sünde – sie kommt aus der Ablehnung der Offenbarung Gottes.
Gott will nie zu viel – natürlich nicht.
Aber Er will dennoch alles.
Alles ist viel – aber nicht zu viel, vor dem Angesicht dessen, der Selbst alles gibt.