Wer fürchtet das Licht nicht?

Mo, 09.06.2025 Pfingstmontag

Joh 3:16-21 Was ist das Gericht?

Der Text

16 Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern ewiges Leben habe.

17 Denn Gott hat Seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, um die Welt zu richten, sondern damit die Welt durch Ihn gerettet werde.

18 Wer an Ihn glaubt, wird nicht gerichtet. Wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des einzig-gezeugten Sohnes Gottes.

19 Dies aber ist das Gericht: Das Licht ist in die Welt gekommen, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse.

20 Denn jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden.

21 Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar werde, dass seine Werke in Gott getan sind.

Schwer zu empfangen

Die Worte sind klar, der Text bekannt – wo sollte ein Problem liegen?

Bei mir.

Ich sage: Jede Selbstrechtfertigung ist das Suchen der Finsternis. Und nur weil es praktisch jeder tut, ist es nicht unwichtig oder ungefährlich.

Es offenbart, wen ich liebe!

Selbstrechtfertigung offenbart die Selbstliebe.

Meine Leser wissen, dass ich das für den Kern des Bösen halte – anders als viele andere. Begründungen stehen an vielen anderen Stellen.

Von Natur aus liebe ich mich selbst. Mein Heiligtum bin ich selbst. Ich schütze mich oder ich verstecke mich. Ich kämpfe oder fliehe. Ich sorge mich oder ich bedaure mich selbst.

So bin ich von Natur aus – auch heute ist davon noch viel vorhanden.

Noch mal genau. Was ist „das Licht“?

Das Licht

Was hat Jesus gebracht?

Die Offenbarung der Notwendigkeit, dass Gott als Mensch für mich leiden und sterben muss.

Welcher normale Mensch empfindet diese Notwendigkeit?

Und warum ist das notwendig? Habe ich jemanden erschlagen?

Das Wesen des Menschen ist nicht sein Da-Sein.

Jedes Tier dagegen ist für etwas da. Und es hat jedes Recht – ja die Pflicht, sich selbst zu verteidigen. Sich selbst „zu lieben“.

Der Mensch aber ist vom Atem Gottes ausgegangen – und soll genau dahin zurückkehren. Ich bin für Gott – nicht für mich.

Denn ich bin vom Wesen her nicht ich selbst – ich bin vom Wesen her Liebe. Denn ich bin von Gott – und Gott ist Liebe.

An mir offenbart sich, ob es wahr ist: wenn ich von Gott bin und dennoch nicht liebe – was sagt das über den Vater?

Genau darum ist jeder Mangel an Liebe eine Verletzung Gottes selbst.

Erst in Jesus ist das so offenbar.

In der Opferungsgeschichte von Isaak kann ich es indirekt erkennen. Denn der Mensch ist niemals mehr als Gott. Wenn die Liebe Abrahams ihn sogar seinen einzigen Sohn opfern lässt – dann wird Gott nicht weniger lieben!

Gerettet sein

Das heißt nicht: in dem gerettet sein, was ich war, bevor ich gerettet wurde. Da ist nicht ein Mangel an Moral an mir, den Jesus ausgeglichen hat.

Sondern ich bin zu einem neuen Menschen hin gerettet – eben dem, der ich eigentlich von Gott her immer war: der Mensch für Gott.

Von Neuem geboren bedeutet auch, dass ich kein Recht mehr auf irgendetwas habe, was ich vor dieser Geburt hatte.

Vor allem nicht auf mein Selbst.

Ein Neugeborener ist immer Sohn von jemandem. Und Sohn sein heißt im hebräischen Denken: Teil der ganzen Geschichte, essenzieller Teil – nicht optionaler Teil.

Als Christ werde ich dem Vater geboren – und bin Teil von Ihm selbst.

Meine Schande ist nun Seine Schande – meine Ehre ist Seine Ehre.

Gott aber ist Liebe – was bin ich?

Israel

Gestern hat jemand Israel ungerecht beschuldigt.

Und ich habe es unverhältnismäßig verteidigt – genau genommen unter Verletzung der Person, die Israel beschuldigt hat.

Israel gehört zur Familie – ok. Aber die Familie ist Liebe. Jemand zu verletzen, um diese Familie zu schützen, ist ein Paradox – denn damit verletze ich gerade das Wesen der Familie, nämlich die Liebe. Also werde ich selbst zum Täter. Zu dem, was ich dem anderen vorwerfe. Mitschuldig an der Liebe. Angeklagter meiner eigenen Anklage.

Alle meine Anklage fällt auf mich!

Und warum tue ich das?

Weil mein Vertrauen in die Liebe kleiner ist als meine Sorge um den Geliebten – um Israel und um mich selbst.

Misstrauen gegen die Liebe um des Geliebten willen ist wiederum ein Paradox.

Ich komme ins Licht und sage: Me culpabilem esse confiteor – „Ich bekenne, dass ich schuldig bin“.

Damit allein gebe ich dem Licht recht.

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