Die andere Wange

Mo, 16.06.2025 💐 Mein Bruder

Mt 5:38-42 Vom nicht vergelten

Der Text

38 Ihr habt gehört, dass gesagt wurde: Auge für Auge und Zahn für Zahn.

39 Ich aber sage euch: Leistet dem Bösen keinen Widerstand, sondern: Wer dich auf deine rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin.

40 Und wer mit dir rechtet und dir das Untergewand nehmen will, dem gib auch das Obergewand.

41 Und wer dich zwingt, eine Meile mitzugehen, mit dem geh zwei.

42 Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der von dir borgen will.

Es gibt einen Begleittext, der dieses Evangelium im Blick auf unser Erleben auf dem Markt in Buchholz wunderbar beleuchtet.

Markt in Buchholz

Die andere Wange

Aktuell

Heute wird die Abteilung der Polizei, die für politisch motivierte Gewalt zuständig ist, mit mir sprechen. Die Frage ist auch, ob es eine Anzeige wegen Nötigung und Beleidigung geben soll.

Für mich selbst möchte ich das nicht – aber wie steht es mit dem Exempel der ungestraften Enthemmung im öffentlichen Raum?

Diese Frage hat mich seit dem Ereignis bewegt – und bewegt mich jetzt.

Die KI ist mir eine Hilfe – erstaunlich (siehe Begleittext).

Wo findet der Kampf statt? Was ist wahrhaftig Gottvertrauen – und nicht nur Naivität?

Ob Gott hilft oder nicht

Ich stehe für Israel – aber ich meine damit Gott.

Nun könnte ich vermuten, Gott steht auch für mich.

Ist das so?

Stehe ich für Gott, weil Er mir hilft?

Oder stehe ich für Gott, weil ich von Seiner Art bin. Weil Er in meinem Blut ist. Ganz unabhängig davon, ob Er für mich steht.

Welches Reich

Nicht „Gott siegt“ im Sinne von einer üblichen Vorstellung, dass der Gute oder die gute Sache stärker ist als das Böse.

Gott ist ganz anders. Er beugt sich, hält die Wange hin, nicht um irgendwie zu siegen, moralisch oder so.

Sondern um dem Guten im Bösen Raum zu geben.

In jedem lebenden Menschen steckt Blut von Gott.

Ich sagte auf dem Markt: „Kein Mensch ist gut“.

Heute ergänze ich: Aber Gott kann in jedem Gutes wecken.

Ein Samenkorn, das auch in ihm ist – das Samenkorn, das vom Atem Gottes am Anfang der Geschichte immer noch geblieben ist. Dem gilt es, Raum zu geben.

Vernichte ich das Böse, vernichte ich das Gute mit.

Als der Mann mich so anschrie, wirkte es auf mich wie ein Mensch mit einem Dämon.

Es gibt diesen Menschen aber auch ohne Dämon. Vielleicht jemand, der seine Familie liebt, der um seine Identität ringt, der einen starken Gott will, weil er sich selbst nicht stark fühlt.

Vorhof

Ich spüre, dass ich erst im Vorhof der Herausforderung bin.

Denn es gibt die Polizei, sie würde mich vor Gewalt schützen, wenn ich sie darum bitte.

Das war bei Jesus anders.

Gott behandelt mich gemäß meiner aktuellen Schwäche. Der Keimling ist noch unreif und muss noch wachsen.

Wann werde ich ganz für Dich einstehen – ohne Schutz irgendeiner Art?

Augustinus

Augustinus spricht im „Vom Gottesstaat“ über das Recht.

„Nimmt man die Gerechtigkeit weg – was sind dann Reiche anderes als große Räuberbanden?“

(De civitate Dei, Buch IV, Kapitel 4)

Ich habe das Recht auf meiner Seite.

Aber genau wie das berühmte Böckenförde-Diktum lebt auch das Recht nicht aus sich selbst.

Recht ist nur organisierte Ethik, Ethik jedoch ist in sich gegebene Wahrheit – oft ohne den Geber, um den es aber geht.

Ausführlicher im Begleittext!

Poche ich auf mein Recht, bin ich Teil der Welt.

Ich aber gehöre zu Gott – der Quelle allen Rechtes.

(Ich vermute, es ist schwer zu verstehen – gern mehr, wenn es gewünscht ist.)

Schutz im Recht zu suchen heißt den Schutz meines Selbst im System zu verankern.

Ich aber bin Teil der Quelle des Systems, des Gebers.

Das heißt nicht, dass ich nicht dem Recht unterstehe – überhaupt nicht.

Es heißt, dass ich den Schutz des Rechtes nicht für mich brauche.

Ich pausiere hier diese Gedanken.

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