Theodizee und Berufung

Di, 24.06.2025 Hochfest Johannes des Täufers.

Lk 1:57-66.80 Geburt des Täufers

Statt Text

Ein paar sachlich Hinweise:

Zacharias ist im hebräischen Zacharja: זְכַרְיָה – Zechárjah

„Der HERR hat sich erinnert“.

Johannes ist Jochana: „Der HERR ist gnädig“

(hebr. von חָנַן gnädig sein + יָה = JHWH)

Zacharias ist Symbol des Priestertums. Er schweigt während der ganzen Schwangerschaft von Elisabeth.

Es ist ein Hochfest. Neun Hochfeste betreffen Jesus, vier Maria. Dann gibt es noch das des Hl. Josef, Petrus und Paulus, Allerheiligen und das heutige Fest des Täufers.

Zacharias schreibt den Namen auf ein Täfelchen. In den Evangelien wird fast nie geschrieben. Jesus schreibt mit dem Finger in den Staub – und Pilatus die eine Tafel am Kreuz: „Jesus von Nazareth, König der Juden“.

Sonst kein Wort.

Warum?

Warum schweigt Gott so oft?

Warum wählt Gott ein leiblich konkretes Volk?

Warum ist es ein verwoben-sein von Freude und Leiden?

Gott bezieht den Menschen ein.

Nicht als Objekt Seines Handelns, sondern als Gegenüber.

Das Handeln der Menschen hat nicht nur für sie selbst Konsequenzen – sondern auch für Gott – und damit für das Universum.

Leiden Israels

Israels Geschichte ist die Geschichte des Handelns Gottes mit den Menschen. Und sie ist eine Geschichte des Leidens.

Angefangen bei Abraham und sein Warten, sein Fremd sein, seine Sohneshingabe.

Verkaufen von Josef, Hunger, Sklaverei, Wüste, Kriege, Vertreibung, Shoah, Kriege als Staat, Hass der Welt.

Leben wird im Widerstand geschrieben.

Auch Gottes Leben.

Gottes Leib Israel, Gottes Leib Jesus, Gottes Leib Kirche und Menschen.

Geboren in Schmerz und Einsamkeit – gestorben in Schmerz und Einsamkeit.

Gottes Erlösung ist keine Erlösung vom Leid – sondern im Leid.

Leidensscheu zu sein heißt so auch Gottesscheu zu sein.

Und wie oft verkaufen Kirchen, gerade Freikirchen, Gott als das Ende allen Leidens?

Und die Menschen werden Anhänger dieses Weges der Leidensscheu.

Und dann stellen sie die Theodizee Frage: Warum lässt Gott leiden zu?

Mehr als „Gesundheit“

Die Menschen wünschen einander Gesundheit – denn „ohne Gesundheit ist alles nichts“.

Petrus sagt zu Jesus: „Das widerfahre Dir nur nicht“ – und Jesus nennt ihn Satan.

Es ist genau dieser Wunsch: Bleib bloß gesund.

Der Mensch hat die Wahl.

Die Wahl zwischen Leben, Spaß, Gesundheit – und Gott.

Beides zugleich gibt es nicht.

Wer sein Leben wählt, wird es verlieren – so sagt es Jesus in der Bergpredigt.

Wenn dein Auge dich verführt, reiß es aus.

Jesu Reihenfolge ist andersherum als unsere, als die Natürliche.

Nur der ist Herr, der nicht darunter steht.

Die Freien sind die, die ihr Leben nicht für einen Bissen Brot verkaufen.

Über lange Zeit wurde die Freiheit (und Ehre) eines Mannes daran gemessen, ob er bereit ist, sich zu duellieren. Wer nicht bereit war, für seine Ehre zu sterben, galt als unfrei.

Darin ahnt der Mensch etwas zentrales – wenn auch vermischt mit anderem.

Wer sein Leben nicht zu geben wagt, der ist Objekt seines Lebens – nicht Subjekt.

Aber der Mensch ist – wie Gott – Subjekt des Lebens, Herr des Lebens – nicht Knecht.

Aber verschwindet nicht die Würde des Lebens selbst dabei?

Gerufene Hingabe

Gott gibt sein Leben (Jesus) nicht für Seine Ehre – sondern Er würdigt damit den Menschen.

DU, Mensch, bist mir mehr Wert als mein Leben im Leib meines Sohnes.

Damit ist beides auf eine eigene Weise da: vollkommene Souveränität und Würdigung des Lebens als Leben des anderen.

Ein Selbstmordattentäter, wie gerade in Syrien, benutzt ein richtiges Prinzip (Hingabe) – tötet dabei aber das, was er eigentlich ehren will.

Denn Gott ist im anderen.

So nahe ist es – und doch so fern.

Darum ist der Gott des Islam nicht mit dem Vater Jesu verwandt.

Gott opfert Jesus nicht für Gottes Ehre – sondern für das Leben der Menschen.

Oder genauer: Die Ehre Gottes ist Seine Liebe – nicht Seine Größe oder Macht.

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