Gefühle Gottes?

Fr 27.06.2025

Lk 15:3-7 Vom Hirten (vom Verlorenen Schaf)

Der Text

3 Er aber sagte zu ihnen dieses Gleichnis, indem Er sprach:

4 Welcher Mensch unter euch, der hundert Schafe hat und eines von ihnen verloren hat, lässt nicht die neunundneunzig in der Wüste zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet?

5 Und wenn er es gefunden hat, legt er es voll Freude auf seine Schultern.

6 Und wenn er nach Hause kommt, ruft er seine Freunde und seine Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir, denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.

7 Ich sage euch: So wird Freude im Himmel sein über einen einzigen Sünder, der umkehrt – mehr als über neunundneunzig Gerechte, die keine Umkehr nötig haben.

In der Peschitta Vers 7 steht wörtlich:

„Größer ist die Freude im Himmel über den Sünder, der sich wandelt (ܕܡܬܗܦܟ), als über die Gerechten, bei denen keine Wandlung ist.“

Das Wort ܡܬܗܦܟ (methafekh) kann sowohl „sich wenden“ als auch „sich verändern“ bedeuten.

Kein Hirte lässt 99 Schafe in der Wüste

Es geht in dieser Geschichte nicht um das Schaf. Und es geht nicht um Gott (den Hirten). Sondern: Es geht um Hirte und Schaf zusammen, plus der Herde.

Um mich geliebt zu fühlen, muss ich lieben.

Ich muss erkennen, wer Der ist, der mich liebt. Wie Seine Liebe ist.

Es gibt keine Liebe einer Person – sondern Liebe ist immer zwei (genauer drei, wie ich anderswo beschreibe).

In dieser Geschichte macht sich Gott in gewisser Weise lächerlich. Denn alle Hörer wussten: Kein Hirte lässt 99 Schafe in der Wüste für das eine.

Der beschriebene Hirte ist „verrückt vor Liebe“. Außerhalb eines natürlichen Verständnisses. Und ich sehe, dass es so ist.

Welcher Gott verbindet sich mit dem Fleisch einer Frau, um im Staub der Erde Seine Geschöpfe zu suchen? Schon das ist ganz und gar „ungöttlich“.

Du aber erzählst diese Geschichte. Du offenbarst einen Gott, der mehr liebt, als es „vernünftig“ ist. Du offenbarst es, weil es in Deiner Person wahr ist.

Hat Gott Gefühle?

Ich bezeichne Gefühle zumeist als Boten.

Sie sind Boten von etwas anderem. Hier: von einer geistlichen Wirklichkeit. Gott braucht keine Neurotransmitter oder Hormone, um Gefühle zu haben. Auch wenn es in Jesus so ist.

Die Gefühle signalisieren eine Hierarchie von Werten – bis hin zu dem einen Absoluten: der Würde.

Gott macht sich selbst zum Knecht der Würde, die Er dem Menschen gegeben hat. Er ist letztlich kein Opfer Seiner Gefühle – denn die Ursache Seiner Gefühle ist eine freie Entscheidung einer Person.

(In der Praxis unserer Gefühle gibt es weitere Mitspieler, hier nicht das Thema).

Gott und Mensch

Man kann Gott nicht größer denken als den Menschen. Man kann es zwar wissen – Gott ist immer größer. Aber alles, was ich von Ihm wahrnehmen kann, ist in der Resonanz enthalten, die sich auch bei mir findet.

Habe ich keinen Empfänger für etwas, das Gott auch noch ist, bleibt es nutzlose Spekulation.

Aber wer ich bin, finde ich nicht dadurch heraus, dass ich zumeist auf mich schaue.

Wer ich wirklich bin, erkenne ich an Jesus Christus.

Besser:

Wer ich sein soll und sein kann.

Denn ich „bin“ es noch nicht. Ich habe aber den „Keim Gottes“, weil Du Dich mir gegeben hast.

Also bin ich der, der sich zu Dir hin wandeln soll.

Genaueres zum Begriff: Umkehr und Wandlung

Nur einer

Ich kann nur einer sein.

So wie Gott sich mir unverbrüchlich zuwendet, so allein kann meine Antwort sein.

Gott bleibt nicht bei dem verlorenen Schaf – Er geht mit ihm zurück zur Herde.

Wer sich lieben lassen will ohne ein ebenso liebender zu werden hat Gott zurückgewiesen. Denn Seine Liebe besteht darin, mich Ihm ähnlich zu machen.

Praxis

Liebe hat keine Grenze.

Meine Familie, meine Männer, meine Klienten sind mir wichtig.

Mehr als wichtig.

Aber immer noch nicht genug – es muss Liebe sein.

Denn das ist, was allein Heil und Heimat ist.

Und mehr noch: Der Mann auf dem Markt, der mich so anschrie – wer ist er für Gott?! – und wer also für mich!

Wenn also eine Müdigkeit anklopft, will ich mich erinnern, dass ich ein „Verrückter“ bin – so wie Du.

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