Ohne Geschrei

Sa 19.07.2025

Mt 12:14-21 Der Gottesknecht

Der Text

14 Die Pharisäer aber gingen hinaus und fassten einen Rat gegen Ihn, wie sie Ihn umbringen könnten.

15 Jesus aber merkte es und zog sich von dort zurück. Viele folgten Ihm, und Er heilte sie alle,

16 und Er gebot ihnen streng, Ihn nicht bekannt zu machen,

17 damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der spricht:

18 „Siehe, Mein Knecht, den Ich erwählt habe, Mein Geliebter, an dem Mein Herz Wohlgefallen hat! Ich werde Meinen Geist auf Ihn legen, und Gericht wird Er den Völkern verkünden.

19 Er wird nicht streiten und nicht schreien, noch wird jemand auf den Gassen Seine Stimme hören.

20 Ein geknicktes Rohr wird Er nicht zerbrechen und einen glimmenden Docht wird Er nicht auslöschen, bis Er das Gericht zum Sieg hinausgeführt hat.

21 Und auf Seinen Namen werden die Völker hoffen.“

Der Gottesknecht

Matthäus bezieht sich auf Jesaja. Es ist das erste der vier Gottesknechtlieder. Sie richten sich an Israel in der babylonischen Gefangenschaft.

Mir fällt auf, dass sie die jüdische Sicht auf den Messias betonen und ich zunächst nicht sehe, wie man von dort auf Jesus als Gott selbst kommen kann.

Kein Volk hat es so schwer, Jesus als Gott anzusehen wie die Juden.

Denn sie haben den richtigen Gott – anders als andere. Von dem können sie sich nicht bekehren. Sie haben die Vision des Messias. Als einen gesalbten – nicht als eine Person der Trinität. Auch heute vermeiden viele messianische Juden den Begriff Trinität – was mir sehr einleuchtet. Denn Gott ist Einer (Echad).

Geschrei

Zur Zeit Jesu hatte sich Gott lange nicht gezeigt. Die Juden versuchen Ihm in Seinen Geboten treu zu sein. Sie haben den Auftrag dazu. Sie sind das auserwählte Volk, das Gott auf der Erde repräsentiert. Die Völker sollen Gott an Israel erkennen – das wissen die Juden.

Und da kommt Jesus und scheint die Ordnung des Sabbat aufzulösen.

Ihre Antwort: “Da gingen die Pharisäer hinaus und hielten Rat über Ihn, wie sie Ihn umbrächten“.

Denn Er ist ein Gesetzesbrecher. Der Inbegriff des Unrechts.

Wie ist es bei mir, wenn ich Unrecht erlebe? Oder Ungerechtigkeit als persönliche Form des Unrechts?

Wird mein Ego dann groß? Drehen sich meine Gedanken um das Recht? Um dieses schreiende Unrecht des anderen? An mir?

Kann das nicht auch in Geschrei münden und tut es?

Oder gebe ich auf. Ziehe mich zurück. Schweige und schüttele innerlich mit dem Kopf. Gehe auf Distanz, zumindest für eine Zeit.

Das Recht

„Bis Er das Recht hinausführt zum Sieg“.

Das Recht wird nicht aufgehoben – aber es ist anders, als ich denke.

Weder Macht und Gewalt – noch Rückzug und Gleichgültigkeit sind seine Kennzeichen.

Sondern es erträgt das Böse und sucht das Glimmen des Guten.

In jedem Menschen ist Gutes – ich suche es mit Dir.

Nicht durch äußere, formale Dinge allein – sondern besonders durch Nähe und Zugewandtheit. Durch Treue und Mittragen.

Praktisch

Ich setze mich nicht durch, sondern „ich setzte mich zu dir“.

Gerade wenn du mich provozierst, mir unverständlich bist und ich die warme Flamme der Zuneigung nicht mehr spüre. Auch meinen eigenen Docht lösche ich nicht.

Es ist eine Entscheidung: Gehört meine Ausdrucksfähigkeit, mein Herz, mein Denken mir und und meinem „Recht“?

Oder kann Gott sagen: „Siehe das ist Mein Knecht… mein Geliebter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat …“?

Wie sehe ich mit Deinem Herzen, Vater?

Mein Gedankenkarusell der Ungerechtigkeit ist mein Faden, mit dem ich an der Erde hänge. Ich schneide ihn durch.

Zuerst in der Ehe.

Dann bei den Menschen, denen ich nächster bin. Haben sie mich nicht zum Nächsten, dann schweige ich und denke nicht kritisch über „den da“. Den Politiker, den Journalisten, den Pastor – den, der meine Werte gerade mit Füßen tritt.

Das heißt nicht, dass ich nicht energisch benenne, wo die mir Schutzbefohlenen verletzt werden – ein eigenes Thema.

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