Fettigkeit des Herzens

Do 24.07.2025

Mt 15:1-8 Vom Sinn der Gleichnisrede

Jes 6:9-10 Der Auftrag des Jesaja

Der Text

10 Und die Jünger traten herzu und sprachen zu Ihm: Warum redest Du in Gleichnissen mit ihnen?

11 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Königreichs der Himmel zu erkennen, jenen aber ist es nicht gegeben.

12 Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat.

13 Darum rede Ich in Gleichnissen mit ihnen: weil sie sehen und doch nicht sehen, und hören und doch nicht hören, noch verstehen.

14 Und es erfüllt sich an ihnen die Prophezeiung Jesajas, die sagt:

Mit dem Gehör werdet ihr hören und doch nicht verstehen,

und sehend werdet ihr sehen und doch nicht erkennen.

15 Denn das Herz dieses Volkes ist stumpf geworden,

und mit den Ohren hören sie schwer,

und ihre Augen haben sie geschlossen,

damit sie nicht etwa mit den Augen sehen

und mit den Ohren hören

und mit dem Herzen verstehen

und sich bekehren – und Ich würde sie heilen.

16 Selig aber sind eure Augen, dass sie sehen,

und eure Ohren, dass sie hören.

17 Wahrlich, Ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte begehrten zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen,

und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.

Jesaja:6

9 Und Er sprach: Geh, und sprich zu diesem Volk:

„Hörend sollt ihr hören, und doch nicht verstehen,

und sehend sollt ihr sehen, und doch nicht erkennen.“

10 „Mache fett das Herz dieses Volkes,

und seine Ohren beschwere,

und seine Augen verklebe,

damit es nicht etwa mit seinen Augen sieht,

und mit seinen Ohren hört,

und mit seinem Herzen versteht,

und umkehrt – und Ihm Heilung widerfährt.“

Gott, der Bote und die Kirche

Auch wenn es Unterschiede zum eigentlichen Adressaten gibt, wende ich den Text auf die Kirche an. Denn sicher ist, dass es kein Text an die Heiden ist. Und es ist ein noch einmal besonderer Text für das Volk Israel.

Vor dem Text, den Jesus zitiert, steht die dramatische Berufung des Jesaja. Ich füge sie am Ende an, denn sie muss gelesen werden.

Deutlich wird: Der Himmel ist ganz und gar nicht „cool“. Der Gott der Hebräer, der Vater Jesu – mein Gott: Er ist kein philosophischer, abgeklärter, nur „Seiender“ Gott.

Ich empfinde das für einen Gott kaum vorstellbar – sehe aber in der Menschwerdung Gottes in Jesus, wie Er so „Menschlich“ werden konnte (und immer schon war).

Er sucht. Er sucht die Menschen und Er sucht einen Boten, eine Person, die wirklich will. Die Sein Herz zu Seinem Volk bringen will.

Die Rollen sind merkwürdig.

Die Christen sitzen da in ihrer geistigen Verfettung und wollen nichts. Sie haben ja alles – und was sie wollen, ist nicht, was Gott will.

Sie leiden nicht – aber Gott leidet.

Wer kann Sein Bote sein?

Nur einer, der Gottes Leid an sich heranlässt. Der sich „die Lippen verbrennt“, um geheiligt zu sein. Der bereit – oder viel mehr: brennend wollend ist, das Herz Gottes zu teilen.

Der bereit ist, nicht nach Erfolg zu fragen, sondern nach der Liebe allein.

Wird mich die Verheißung des Scheiterns zurückhalten zu rufen:

„Hier bin ich – sende mich“?

Erfolg ist: leben wollen – und das ist Grundbedingung.

Aber größer als der Erfolg ist die Liebe. Sie will aus sich selbst heraus den anderen, ob sie ihn gewinnen kann oder nicht, es hält sie nicht auf.

Gericht

„Mache Fett das Herz dieses Volkes“.

Das Fett ist offenbar nicht die Ursache – sondern schon die Folge des nicht Wollens. Die „fetten Zeiten“ sind Gerichtszeiten.

Und Gericht ist immer: Bestätigung dessen, was ICH gewählt habe, was wir wählen.

Nur der Hungernde findet Gott.

Anders als Bertolt Brecht sagte: „Vor der Moral kommt das Fressen“, ist es genau umgekehrt: Aus der Unmoral kommt das Fressen.

Mein Freund Peter sagte in der Männerrunde: „Viele wollen beide Torten essen.“ Er meinte damit die Torte des schönen Lebens in der Welt und die tollen Tröstungen Gottes.

Tagesschau

Sarah Maria Sander kämpft verzweifelt gegen die einseitige Berichterstattung der Tagesschau zum Thema Israel und Gaza-Krieg.

Sie hat recht – aber es wirkt auf mich, als wenn ihr Kampf eher sie verändert als die Zuschauer. Ich kenne sie noch anders.

Der Antijudaismus hat nicht in den Gaskammern begonnen. Nicht bei den Nazis und nicht bei den Deutschen.

Sondern in den Kirchen.

Wir können nicht gegen das Gericht kämpfen, ohne selbst taub zu werden.

Jesus redet in Gleichnissen – damit benennt er die Dinge, die das Herz finden kann, wenn es sich dereinst bekehren würde.

Nicht, ob der Gleichnisse ändern sich die Menschen – sie sind nur Saatkorn.

Sondern ob des Sterbens Jesu und der daraus neu möglichen Gerechtigkeit Gottes.

Solange ich von der Frucht des Baumes der Erkenntnis esse und meine es nun besser zu wissen, bin ich nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.

Nicht „Erkenntnis“ an sich macht uns frei, Erkenntnis im griechischen Sinn.

Sondern „Erkennen Gottes“.

Immer nur dies.

Erkenntnis ist ambivalent – es kommt darauf an, ob ich ein was oder ein wen erkenne – und dann, wer diese Person ist.

„Verstehe“ ich den Gaza-Krieg?

Oder lasse ich mich von Gott erkennen, wie Jesaja es tat, und werde Teil der Lösung.

Hier ist Jesaja 6,1–8

1 Im Todesjahr des Königs Usija sah ich den Herrn, sitzend auf einem hohen und erhabenen Thron, und die Säume Seines Gewandes erfüllten den Tempel.

2 Serafim standen über Ihm, jeder hatte sechs Flügel: mit zweien bedeckte er sein Gesicht, mit zweien bedeckte er seine Füße, und mit zweien flog er.

3 Und einer rief dem anderen zu und sprach:

Heilig, heilig, heilig ist der HERR der Heerscharen,

die ganze Erde ist erfüllt von Seiner Herrlichkeit.

4 Und die Türschwellen bebten von der Stimme dessen, der rief, und das Haus wurde erfüllt von Rauch.

5 Da sprach ich: Weh mir! Denn ich bin verloren,

weil ich ein Mann unreiner Lippen bin

und inmitten eines Volkes unreiner Lippen wohne,

denn meine Augen haben den König, den HERRN der Heerscharen, gesehen.

6 Da flog einer der Serafim zu mir, und in seiner Hand war eine glühende Kohle,

die er mit einer Zange vom Altar genommen hatte.

7 Und er berührte meinen Mund und sprach:

Siehe, das hat deine Lippen berührt –

deine Schuld ist gewichen,

und deine Sünde ist gesühnt.

8 Und ich hörte die Stimme des Herrn, der sprach:

Wen soll Ich senden,

und wer wird für uns gehen?

Da sagte ich:

Hier bin ich – sende mich.

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