Bin ich Herr – oder Knecht?

Fr 01.08.2025 Tastungen / Teistungen

Mt 13:54-58 Jesu Ablehnung in Seiner Heimatstadt

Der Text

54 Und Er kam in Seine Heimat und lehrte sie in ihrer Synagoge, sodass sie staunten und sagten: Woher hat Er diese Weisheit und die Wunderkräfte?

55 Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht Seine Mutter Maria, und Seine Brüder Jakobus und Josef und Simon und Judas?

56 Und Seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns? Woher also hat Er dies alles?

57 Und sie nahmen Anstoß an Ihm. Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet ist nicht ohne Ehre, außer in Seiner Heimat und in Seinem Haus.

58 Und Er tat dort nicht viele Wunderwerke wegen ihres Unglaubens.

Peschitta:

„nahmen Anstoß“ = ܐܬܟܫܠ (ethkashal), wörtlich „stolperten, gerieten ins Straucheln“ – stärker als bloß „ärgern“.

„ohne Ehre“ = ܠܐ ܐܝܩܪ (lā ejqar), Betonung auf fehlender Wertschätzung.

„Wunderwerke“ = ܚܝܠܐ (ḥaylā), wörtlich „Krafttaten“.

Herr im eigenen Haus

Das Konkrete und Bekannte integriere ich, als wäre ich sein Herr.

Und auch dann – was für ein Herr bin ich?

Kann ich in der Selbstverständlichkeit der Dinge noch dankbar sein?

Dieses Herr in meinem Haus sein erstreckt sich auf vieles:

  • Wie gehe ich mit meinem Leben um?
    Mit meiner Zeit. Worauf ich mich einlasse, wem ich Raum gebe.
  • Mit meiner Frau, mit der Familie. Dürfen sie mir auch als ganz Neue begegnen? Als die Kostbaren, die sie besonders durch ihre Freiheit sind. Ihre Freiheit, meinen Erwartungen nicht zu entsprechen. Und ihren leisen Anspruch, in ihrem je auch anders sein von mir gesehen zu sein.
  • Mit meiner Freiheit und Wirkmächtigkeit?
    Ich kann heute anders handeln. Und mein Handeln wirkt auf meine Umgebung – und den Himmel.
  • Mit der Hand Jesu?
    Will ich Neues von Dir? Oder bist Du der alte Jesus von gestern?
    Von dem ich erwarte, was ich schon kenne. Was andere mir vielleicht erzählen und vorleben. Was ich mir selbst vorlebe.

Auslieferung

Ich bin gern Herr in meinem Hause.

Nimmt mir jemand etwas, oder die Umstände verhindern etwas, kommt entweder ein leiser Widerwille, oder gar ein Widerstand.

Bekomme ich mehr Geld – und man nimmt es mir wieder – ich murre.

Aber es ist ein Schritt in eine neue Freiheit.

Entweder ich brauche es nicht, oder es liegt darin etwas Neues, vielleicht freieres, besseres.

Habe ich keine Milch für den Kaffee – ich bin frei, den Kaffee auch ohne zu mögen, so wie ich es jetzt nach 50 Jahren Kaffee mit Milch erlebe.

Habe ich meinen Notizblock im Gemeindehaus vergesse – probier’s mal direkt in Ulysses.

Es hört sich klein an, ist aber der Anfang einer neuen Haltung zu dem, was mir begegnet. Zumeist das ganz Kleine erbittest Du von mir – die Einübung in den Gehorsam.

Die Gewohnheit verdeckt meine Blöße

Die Lässigkeit von gestern ist mir Vorwand für heute. Der Egoismus von gestern ist mir in seiner Gewohnheit ein Schleier über seine Übelkeit.

Ich mache praktisch nie Gastgeschenke. Oft fordert mich meine Frau dazu auf oder jubelt mir solche unter.

Ich bin halt so, die anderen müssen mich so verbrauchen, wie ich bin.

Die kleine Mühe, über etwas Passendes nachzudenken – es ist eine Schande, dies mein Leben lang versäumt zu haben.

Werde heute ein Neuer, wenn Jesus mir „erscheint“.

Ganz leise und klein in einem Impuls des Gewissens.

Sieh nur, wie die Blume an deinem Bett dich erfreut – wen erfreust du mit einer Geste, einer kleinen Mühe, einem Bruch des Gewohnten.

Höre jenem Fremden zu, was dein Gewissen dir sagt, was dein Bruder dir sagt – es ist die Erscheinung Jesu durch Seine Boten.

Die vertraute Gewohnheit ist ein Knecht, der mich vor schlechterem schützen will und kann. Aber ich lebe, und leben ist mehr als nicht absterben. Es ist Wagnis zum lebendigen Leben.

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