Mo 04.08.2025
Mt 14:13-21 Die Speisung der Fünftausend
Der Text
13 Als aber Jesus es hörte, zog Er sich von dort in einem Boot an einen einsamen Ort zurück, allein. Und als die Volksmengen es hörten, folgten sie Ihm zu Fuß aus den Städten.
14 Und als Er ausstieg, sah Er eine große Volksmenge und Er hatte Mitleid mit ihnen, und Er heilte ihre Kranken.
15 Als es aber Abend wurde, traten Seine Jünger zu Ihm und sagten: „Der Ort ist öde, und die Stunde ist schon fortgeschritten. Entlass also die Volksmenge, damit sie in die Dörfer gehen und sich Speise kaufen.“
16 Jesus aber sagte zu ihnen: „Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen!“
17 Sie aber sagen zu Ihm: „Wir haben hier nichts als fünf Brote und zwei Fische.“
18 Er aber sagte: „Bringt sie Mir her!“
19 Und Er befahl den Volksmengen, sich ins Gras zu lagern. Und Er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel, segnete, brach und gab die Brote den Jüngern, die Jünger aber den Volksmengen.
20 Und sie aßen alle und wurden satt. Und sie hoben das Übriggebliebene der Brocken auf, zwölf Körbe voll.
21 Die aber gegessen hatten, waren etwa fünftausend Männer, ohne Frauen und Kinder.
Anmerkung aus der Peschitta:
– In Vers 14 steht im Syrischen wörtlich: „Er wurde innerlich bewegt über sie“ (ܐܬܪܚܡ ʾetrḥam) – das Wort steht für tiefes Erbarmen, das aus dem Innersten kommt (verwandt mit „Mutterleib“, ܪܚܡܐ raḥmā).
– In Vers 19 ist die Struktur fast identisch mit der Eucharistie-Erzählung: Er nimmt, blickt auf, segnet, bricht, gibt – ein deutlicher Vorgriff auf das letzte Abendmahl.
Wirksamkeit
Jesus sucht die Menge nicht – im Gegenteil. Nach dem Tod des Täufers sucht Er die Einsamkeit und flieht mit dem Boot in eine einsame Gegend.
Aber die Menschen suchen Ihn.
Es entfaltet sich eine immense Wirksamkeit Jesu. Etwas, was ich nicht im Entferntesten je erlebt habe.
Warum suchen sie Ihn? Warum kann Er so wirken?
Mich sucht kaum jemand – und ich habe kaum Wirkung.
Und auch in der Kirche ist es kaum anders. Wenige suchen sie, wenige erleben Heilung, Sättigung und Trost in ihr.
Ich spüre – es hängt mit einem Wort zusammen.
Im Griechischen steht dort das Verb: σπλαγχνίζομαι (splagchnízomai)
Wörtlich „von den Eingeweiden (σπλάγχνα) her bewegt werden“.
Wie geht es mir, wenn ich die Menschen anschaue?
Ein Blick auf das Wort selbst:
Hebräisch
Matthäus schrieb aller Wahrscheinlichkeit nach in Hebräisch (oder Aramäisch). Dafür gibt es viele Zeugnisse: Papias (ca.110), Irenäus (ca. 180), Origenes (ca. 250), Eusebius (ca. 300).
Zudem war Matthäus Jude, dachte und sprach Aramäisch oder sogar Hebräisch.
Die Rückübersetzung des Wortes splagchnízomai aus dem Griechischen ins Hebräische lautet רִחֵם (richem) : „erbarmen“, „mitfühlen“, „sich liebevoll zuwenden“.
Aber die Wurzel ist dieselbe wie für das Wort Mutterleib רֶחֶם (rächäm).
Es wird hier transitiv benutzt – in Bezug auf den anderen und das was daraus an Tat für ihn erfolgt.
Die mütterliche Liebe kommt der Liebe Jesu am nächsten.
Sie ist voller Blut und Leben, voller Wärme und Wachheit. Kein Gefühl, das in sich selbst bleibt, sondern es ist zutiefst mit dem anderen verbunden.
Jesus kannte den Preis
Jesu Blick ging hinüber zu Johannes. Er hört von seinem Sterben – und Er sucht die Einsamkeit. Denn Er erkennt die Verbindung der Liebe zur Wahrheit – die am Ende in den Tod mündet. Ich vermute, Er sieht in dem Moment auch den Preis, den Er für Seine Liebe zu den Menschen bezahlen wird.
Und nicht umsonst deuten die Worte Jesu beim Brotbrechen auf das Eucharistische Opfer hin: Er nahm Brot und Fisch, blickte zum Himmel (dankte), segnete und brach die Brote und gab sie den Jüngern, dass sie sie austeilen.
Wenn ich für die, die ich liebe, kein Opfer bringen würde – was ist es dann?
Nötig
Oft scheint es, es gehe den Menschen bei uns gut.
Ich erlebe aber in der Beratung – jedoch nicht nur da – die bekannte Wirklichkeit: „Unter jedem Dach ein Ach“. Zumeist viel tiefer und schmerzhafter als ich es mir vorstellen konnte.
Die Menschen hungern und dürsten nach …
Ja, ich glaube, es ist die Ahnung der eigentlichen Heimat.
Der Heimat beim Vater, unter der kein Friede wirklich ausreicht.