Glaube wie ein Senfkorn

Sa 09.08.2025

Mt 17:14-20 Heilung des mondsüchtigen Kindes

Der Text

– aus dem griechischen Urtext übersetzt –

14 Und als sie zur Volksmenge kamen, trat ein Mann zu Ihm, fiel vor Ihm auf die Knie

15 und sagte: Herr, erbarme Dich meines Sohnes, denn er ist mondsüchtig und leidet schwer; oft fällt er ins Feuer und oft ins Wasser.

16 Und ich brachte ihn zu Deinen Jüngern, aber sie konnten ihn nicht heilen.

17 Jesus aber antwortete und sprach: O ungläubige und verkehrte Generation! Wie lange soll Ich bei euch sein? Wie lange soll Ich euch ertragen? Bringt ihn Mir her!

18 Und Jesus bedrohte ihn, und der Dämon fuhr aus von ihm, und der Junge wurde geheilt von jener Stunde an.

19 Da traten die Jünger zu Jesus allein und sagten: Warum konnten wir ihn nicht austreiben?

20 Er aber spricht zu ihnen: Wegen eures geringen Glaubens; denn wahrlich, Ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, werdet ihr zu diesem Berg sagen: Geh von hier dorthin!, und er wird gehen; und nichts wird euch unmöglich sein.

Peschitta (Syrisch-Aramäisch) – Anmerkungen

• In Vers 15 wird für „mondsüchtig“ ein Ausdruck verwendet, der wörtlich „vom Mond beeinflusst“ bedeutet – im damaligen Verständnis oft mit epileptischen Anfällen verbunden.

• In Vers 17 lautet der aramäische Ausdruck für „ungläubig“ wörtlich „ohne Vertrauen“ (ܠܐ ܡܗܝܡܢܐ lā mehaymenā), und „verkehrt“ hat den Sinn von „verdreht“ oder „verkehrt im Herzen“.

• In Vers 20 steht für „Glauben wie ein Senfkorn“ ein Bild, das im Aramäischen stark den Aspekt der Lebenskraft im Kleinen betont – der Same ist klein, aber enthält die volle Lebenskraft für einen großen Baum.

Das Ereignis ist direkt im Anschluss an die Verklärung Jesu.

Heute mein Thema: Glaube wie ein Senfkorn.

Warum konnten die Jünger es nicht?

Offenbar konnten sie sonst heilen.

Was fehlte denn?

Hatten sie nicht mehr Glauben als alle, die ich kenne?

Sie haben alles verlassen und sind Jesus nachgefolgt. Ihre Existenz, ihre Familie, ihr soziales Umfeld. Und sind einem nicht etablierten Mann gefolgt.

Was kann man noch mehr an Glauben wollen?

Jesus hat es übertragen

Anders als damals ist Jesus heute leiblich nicht mehr anwesend. Und ich glaube, Er will keine Kranken heilen, kein Evangelium verkünden, keine Toten erwecken – sondern Er will, dass wir das tun.

Tun wir es nicht – es wird nicht geschehen.

„Wie lange soll ich bei euch sein?“

Eine klare Botschaft, dass dieses bei-uns-sein endlich ist.

Vor allem in dem Modus des Kleinglaubens.

Kranke, besonders seelisch Kranke, werden nicht geheilt, weil mein Glaube klein ist.

Kein „Kartoffelglaube“

Die Kartoffel kann lange aus sich selbst heraus keimen. Ganz anders das Senfkorn. Es enthält alle Substanz, aber sehr wenig Vorrat. Und wenn, dann ist es Öl.

Das Senfkorn hat kaum „Spielraum“.

Der Glaube soll ganz konzentriert sein und nichts als Glaube sein.

Er soll nichts kennen, außer Gott.

Selbst in unserer Männerrunde sprechen die Männer oft bis zur letzten Minute über ihre Dinge der Welt. Häuser kaufen oder Autos, Urlaub oder Beruf. Ihre Gedanken, ihr Herz sind im „Mehl der Welt“.

Und auch ich denke so oft an dies und das, gern auch an Technik oder gar in Tagträumen.

Ein unkonzentrierter, vermischter Glaube.

Wenn ich geistig gefordert werde, muss ich also meinen Geist erst sammeln und zusammenkramen. Und er ist unaufgeräumt und verschmutzt.

Wenn es z. B. in der Seelsorge dazu kommt, dass ich doch konzentriert im Glauben bin, dann merke ich das zumeist an der Frucht. Gerade wenn nicht viel Zeit ist, wie z. B. in der Situation des „Kompetenzteams“ bei Radio Horeb. Ein Anruf, vielleicht 20 Minuten Zeit und es geht nicht nur darum, zu trösten und nichts Falsches zu sagen.

Aber es ist nicht mein Alltag. Ich bin eine zerstreute Kartoffel, die aus ihren Vorräten lebt und diese dann wieder auffüllt (das Bild endet hier).

In konzentrierter Unmittelbarkeit wäre Gott anders präsent – und ich könnte Ihm anders Ehre machen.

Will ich mich weiter mit „Zweitem“ beschäftigen?

Weiter Kompromisse machen (ist ja nicht so schlimm … )?

Ein Mann Gottes enthalte sich des allem, es hängt sonst an ihm, wie es mein dicker Bauch es so lange tat.

Heiligung ist kein Selbstzweck. Sondern es ist die Antwort auf Jesu Leid, das ruft: „Wie lange soll ich dich ertragen, so träge wie du herumläufst und mir eine Last bist“.

Die Lauheit trägst Du nicht gern – denn sie ist ein Schaden für meinen Nächsten, den, den Du liebst.

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