Mo 25.08.2025
Mt 23:13-22 Die ersten drei Wehrufe über die Schriftgelehrten und Pharisäer.
Der Text
Griechischer Urtext, übersetzt:
13 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! Denn ihr verschließt das Himmelreich vor den Menschen; ihr selbst geht nicht hinein, und die, die hineingehen wollen, lasst ihr nicht hinein.
14 [Vers fehlt in den ältesten Handschriften.]
15 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! Denn ihr zieht über das Meer und das trockene Land, um einen einzigen Proselyten zu gewinnen; und wenn er es geworden ist, macht ihr ihn zu einem Sohn der Hölle, doppelt so wie ihr.
16 Wehe euch, blinde Führer, die ihr sagt: Wer bei dem Tempel schwört, das gilt nichts; wer aber bei dem Gold des Tempels schwört, der ist gebunden.
17 Ihr Törichten und Blinden! Denn was ist größer: das Gold oder der Tempel, der das Gold heiligt?
18 Und: Wer beim Altar schwört, das gilt nichts; wer aber bei der Gabe, die darauf liegt, schwört, der ist gebunden.
19 Ihr Blinden! Denn was ist größer: die Gabe oder der Altar, der die Gabe heiligt?
20 Darum: Wer beim Altar schwört, schwört bei ihm und bei allem, was darauf ist.
21 Und wer beim Tempel schwört, schwört bei ihm und bei dem, der darin wohnt.
22 Und wer beim Himmel schwört, schwört bei dem Thron Gottes und bei dem, der darauf sitzt.
Peschitta (Syrisch-Aramäisch), Anmerkungen:
• Vers 14 fehlt auch in der Peschitta; die spätere Einfügung (über Witwen und lange Gebete) ist ein westlicher Textzusatz.
• In Vers 15 steht im Syrischen für „Proselyt“ das Wort ܓܝܘܪܐ (giyura), wörtlich „Fremder, der hinzukommt“.
• Für „Sohn der Hölle“ gebraucht die Peschitta ܒܪܗ ܕܓܗܢܐ (bar gehanna), wörtlich „Kind der Gehenna“.
• Die Schwurstellen (Verse 16–22) betonen im Syrischen besonders, dass nicht das Sichtbare, sondern das Geheiligte (Altar, Tempel, Himmel) den Schwur trägt.
Siebe Wehrufe über die Kirche
Unsere Kirche, meine Kirche. Sei sie evangelisch, freikirchlich oder katholisch – zu all diesen gehöre auch ich. Nicht zur Orthodoxie und beurteile diese also nicht.
Was ist der gemeinsame Nenner der Wehrufe?
Ich vermute, bei den Freikirchen ist es zumeist die Annahme, dass ich, dass wir, die Richtigen sind, die Besseren, die, zu denen die anderen werden sollten.
Einschub: Landeskirchen
Bei den Landeskirchen steht das nicht im Vordergrund. Der Text trifft sie heute weniger. Mir scheint, sie haben vergessen, wofür sie stehen. Sie kümmern sich um die Menschen und fragen, wie sie ihnen dienen kann. Sie fragt kaum (ich finde es fast nirgends) wie sie, wie die Menschen, Gott dienen.
Gestern war ich auf dem Dekanatstag Unterelbe. Etwa vergleichbar mit einem Kirchenkreis im evangelischen. Viele engagierte Menschen, viele Gedanken. Aber mir schien, es ging nicht um Gott, sondern um Kirche und Menschen.
Aber der Mensch wird gesund, wenn er erkennt, dass Gott ihm schon gedient hat und nun der Mensch dazu geschaffen ist, Gott zu dienen. Ihm zu gehorchen und von Ihm zu hören, was gut ist zu tun und was nicht.
Nicht in eigener Erkenntnis von Gut und Bösen allein.
Gerettet
Als ich junger Christ war, ging es darum, „gerettet“ zu sein. Also ähnlich wie im Islam, ein Glaubensbekenntnis abzulegen. Dann sollte man auch noch Mitglied in einer Gemeinde sein. Und schon hatte man eine Freikarte für den Himmel.
In etwa ist es heute auch noch so.
Ich frage: Ist dieses „sich bekehren“, wie es gepredigt wird, vielleicht das, was aus den Menschen solche macht, die „doppelte Söhne der Gehenna“ sind?
Sie wissen von Gott, sie kennen (etwas) von Gott – aber sie suchen kaum nach der Heiligung. Sie fragen nach ihrem Nutzen. Wenn Gott etwas will, von dem sie nichts haben, dann gehen sie daran zumeist vorbei.
Damit sind sie nicht „immer noch irgendwie besser“ als die Nichtchristen – sondern vielleicht schlechter.
Wer verlobt ist und fremdgeht, ist schlimmer als einer, der von all dem nichts weiß.
Der Himmel wird voll mit Heiden sein – Christen finden sich dort nur wenige. So befürchte ich.
Ich lese ein Buch über die Kirche und die zwangsgetauften Juden aus der Zeit zwischen Mittelalter und Neuzeit.
Der Glaube der Christen hat nicht dazu geführt, dass sie gute Menschen waren – im Gegenteil.
Und heute ist das Dogma in den Freikirchen zwar schmaler – sie glauben an weniger -, aber es ist kaum heilige Scheu vor der Anmaßung der Besserwisserei. Genau wie damals.
Mission
Wenn Christen sich bekehren, bekehrt sich die Welt.
Bekehren heißt nicht einen flüchtigen Seitenblick zu Gott werfen und dann doch sein Leben zu leben. Sondern es ist ein täglicher Streit mit dem alten Menschen. Ein sich dem Feuer der Heiligung aussetzen. Ein eifriges Suchen in der Schrift und bei den Vätern und Müttern im Glauben.
Das Problem war nicht Ninive – es war Jona.
Die Bußfertigkeit des heidnischen Ninive springt ins Auge. Aber die typische Rebellion eines Jona hat den Schiffsleuten fast den Tod gebracht.
Nikodemus ist des Nachts zu dem verrufenen Jesus gegangen. Dort hat er die Demütigung angenommen, die ihm bereitet war.
Wenn schon Nikodemus – wie viel mehr dann ich!