Warum so streng?

Di 26.08.2025

Mt 23:23-26 Weitere Wehrufe Jesu über die Pharisäer und Schriftgelehrten

Der Text

Aus dem griechischen Urtext übersetzt:

23 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! Denn ihr gebt den Zehnten von Minze und Dill und Kümmel und habt das Wichtigste im Gesetz vernachlässigt: das Recht und die Barmherzigkeit und den Glauben. Dieses hättet ihr tun sollen, und jenes nicht lassen.

24 Blinde Führer, die ihr die Mücke aussiebt, das Kamel aber verschluckt!

25 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! Denn ihr reinigt das Äußere des Bechers und der Schüssel, innen aber sind sie voller Raub und Gier.

26 Blinder Pharisäer! Reinige zuerst das Innere des Bechers, damit auch sein Äußeres rein werde.

Bin ich zu kritisch?

Der Kirche, den Christen gegenüber, distanziert?

So ähnlich habe ich eine Kritik verstanden, die mir ein guter Freund gestern aufgrund meiner Andachten gab.

Ich höre nicht gern Kritik – aber sie dient mir, ich brauche sie. Danke.

Ich will sagen, was ich höre – aber wie sehr mische ich, was ich höre, mit eigener Traurigkeit? Ich weiß es nicht.

Jesus fährt fort mit einer langen, extrem scharfen Kritik an den Schriftgelehrten und Pharisäern. Das sind nicht nur die Pastoren und Theologen – das bin auch ich als christlich-theologischer Blogger.

Bin ich der, den man aus meinen Texten lesen kann? Wie wahrhaftig stimmen meine Worte mit meinem innersten Leben überein?

Nur worin ich ohne Balken in meinem Auge bin, kann ich meinem Bruder eine Wahrheit nennen.

Aber die Wahrheit nicht zu nennen, rettet mich auch nicht!

Warum ist Jesus so streng?

Es ist die enorme Verantwortung, die geistige Lehrer haben.

Es gibt einen Unterschied zwischen dem Volk, Menschen die auf dem Weg sind – und denen, denen Du Verantwortung für solche gegeben hast.

Wenn jemand im Namen von einem anderen auftritt, messe ich jenes andere an dem Auftreten der Person. Ein Botschafter repräsentiert sein Land als Person – weniger als jemand, der Dokumente unterschreibt.

Wenn ich auf dem Israelstand bin, prüfen die Menschen ihre Haltung zu Israel an meinem Auftreten. Und die Argumente spielen dabei kaum eine Rolle – vielleicht ganz am Ende (wenn überhaupt).

Einfluss auf den Anderen

Jeder Mensch hat Einfluss auf den Anderen. Paul Watzlawick sagt: „Man kann nicht nicht kommunizieren“.

Jeder Mensch sucht Orientierung, die über das hinausgeht, was er in sich selbst vorfindet. Er sucht Vorbilder.

Und er nimmt die Vorbilder, die da sind. Zum Guten oder zum Schlechten.

Die Vermutung, dass Wissen uns autonom macht, ist ein Irrtum. Eva war nicht autonom, als sie vom Baum der Erkenntnis nahm.

Auch wenn Wissen unsere Verantwortung erhöht – es macht nicht frei.

So habe ich als Beter durch mein Hören Gottes auch mehr Verantwortung.

Gottes Reden ist kein Spielzeug zu meiner Erbauung. Seine Worte zu vermischen, zu verderben, ist der scharfen Kritik würdig, die Matthäus uns hier aus Jesu Mund berichtet.

Wem einiges gegen ist, bei dem wird man viel suchen.

Gott allein wird mir nicht vergeben können, was ich am Leser schuldig geworden bin. Dazu braucht es auch den Leser (Hörer) selbst.

Ich sitze zwischen den Stühlen.

Schweige ich an falscher Stelle, ist es Schuld. Rede ich in unreinen Worten, ist es ebenso übel. Auf einem Drahtseil über den Abgrund.

Das gilt für jeden Menschen nach seinem Maß.

Trost

Es gab Nikodemus. Die Ostkirche hat ihn als Heiligen erkannt (zusammen mit Josef von Arimathäa).

Suche ich Jesus bei Nacht – es kann mir geholfen werden.

Und wenn die Bücher geöffnet werden – vielleicht findet sich jemand, dem diese Texte ein Segen waren.

Dann habe ich Frieden.

Jesus mahnt nicht, um zu vernichten, sondern zu retten.

Mahnung rettet – nicht Lob.

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