Einüben in das andere Reich

So 31.08.2025, 💐 David

Lk 14:1,7-14 Rangordnung und Auswahl der Gäste

Der Text

Aus dem griechischen Urtext.

1 Und es geschah, als Er in das Haus eines führenden Pharisäers am Sabbat hineinging, um zu essen, da beobachteten sie Ihn.

7 Er aber sagte zu den Geladenen ein Gleichnis, als Er bemerkte, wie sie sich die ersten Plätze auswählten, und sprach zu ihnen:

8 Wenn du von jemandem zur Hochzeit eingeladen wirst, setze dich nicht auf den ersten Platz, damit nicht etwa ein Vornehmerer als du von ihm eingeladen ist,

9 und der dich und ihn eingeladen hat, kommt und zu dir sagt: Gib diesem den Platz, und dann wirst du beschämt den letzten Platz einnehmen.

10 Sondern wenn du eingeladen wirst, geh hin, setz dich auf den letzten Platz, damit, wenn der, der dich eingeladen hat, kommt, er zu dir sagt: Freund, rücke weiter hinauf. Dann wird dir Ehre zuteil werden vor allen, die mit dir zu Tisch sitzen.

11 Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und der sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

12 Er sprach aber auch zu dem, der Ihn eingeladen hatte: Wenn du ein Mittag- oder Abendmahl machst, lade nicht deine Freunde noch deine Brüder noch deine Verwandten noch reiche Nachbarn, damit nicht etwa auch sie dich wieder einladen und dir vergolten wird.

13 Sondern wenn du ein Gastmahl machst, lade Arme, Krüppel, Lahme, Blinde ein.

14 Und du wirst selig sein, weil sie es dir nicht vergelten können; es wird dir aber vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.

Anmerkung zur Peschitta (Syrisch-Aramäisch)

In V. 14 heißt es im Syrischen: „Bei der Auferstehung der Rechtschaffenen“ – das Wort für „rechtschaffen“ (ܟܐܢܐ, kayana) betont die innere Wahrhaftigkeit, nicht nur äußere Gerechtigkeit.

Meine Andacht baut auf der Andacht von gestern auf.

Einfacher

Hier zeigt Jesus einfache Schritte im „anderen Reich“ zu leben.

Es ist ein Einüben. Auf dem Weg sein – wie in der Andacht der rote Faden beschrieben.

Ich kann es schon tun, noch bevor ich durch die enge Pforte gegangen bin.

Vielleicht, indem ich es tue, vertraue ich meinem Gott so sehr, dass ich das „alles“ wage. Ganz zum Kyrios zu gehören, eigentlich „Christ sein“.

Denn der Mann, der sich an das Ende setzt, freut sich noch, wenn er nach vorn gebeten wird. Und dabei lernt er, dass Gott gut ist.

Ein Schritt mehr ist es, aktiv in diesem Reich zu leben, indem ich den Regeln der Welt nicht mehr gehorche.

Nach den Regeln der Welt gilt: Wie du mir, so ich dir.

Will ich Wirkung, will ich geehrt werden – ehre die, deren Sympathie etwas zählt. Suche dir die richtigen Freunde aus. So die Welt.

Selbst als junger Schüler des Himmels gibt es eine Zeit, in der diese Regel gilt: Suche dir geistige Freunde, die weiter sind als du, und lerne von ihnen.

Es ist ein erheblicher Schritt, der nicht zu früh erfolgen soll, schwache Menschen zu Freunden zu nehmen. Erst wenn die Freundschaft mit Gott mich trägt, kann ich tragen, ohne dass mich der Getragene mit in seinen Sumpf zieht.

Ich nenne weitere Übungen für das „andere Reich.“

Wie oft geht es um mich?

  • Geschmack: Was mag ich essen, wozu habe ich Lust, wie will ich aussehen (großes Thema Tattoos). Es geht um mich.
  • Meinung: Ein großes Thema. Meinungen sind Schilder mit Texten, auf denen immer auch steht: ICH, MEINE Meinung. Steckt schon im Wort.
  • Gedanken: Wie oft kreisen meine Gedanken und meine Gefühle um mich?
  • Gespräche: Wo will ich vorkommen? Kann ich schweigen? Kann und will ich den anderen als wichtigen – wichtig auch für mich – gelten lassen?
  • Zeit: Wie viel Zeit reserviere ich für mich?
  • Vergnügungen: Für mich, für mich, für mich.
  • Jammern und lamentieren: Wie ein Nebel überzieht es die Welt.
  • Kritik: Ich, ich weiß es besser. Wer weiß es nicht besser – besser als es z. B. die dummen Politiker wissen.
  • u. v. m.

Je tiefer der Grundwasserspiegel des Vertrauens auf Gott, also die Annahme des schon geliebt seins, des schon erkannt seins, sinkt – desto mehr diese Phänomene.

„Ich mag das nicht!“

Es ist ein sich selbst zu wichtig nehmen.

Oft auch bei Kindern in Familien, die sehr viel für die Kinder tun. Die, die Kinder viel fragen. Als wenn das Äußern eines Willens das eigentlich liebenswerte und wichtige ist. Das Äußern ist dann zumeist ein „Nein“.

Ich bin, weil ich Nein-sage.

Ich aber bin schon vom anderen her – darum kann ich Ja sagen.

Ja zu dem, was Gott mir gibt.

Nichts geht an meinem Gott vorbei

Die Umkehrung ist: Annahme. Annahme der Aufgabe, Annahme der Situation, Annahme des Joches Jesu.

Ein „Zentner“ oder ein Talent kann auch diese übernatürliche Annahme dessen sein, was man „Schicksal“ nennt – weil es von Gott geschickt wurde.

Es ist keine passive Annahme. Es ist nicht, wie „Widerstand und Ergebung“ (Bonhoeffer) zunächst klingt.

Es ist: Hören auf Gott und Umgang mit allem, was Er mir gibt.

Jesu Leid war nicht Ergebung. Es war tiefes, aktives Durchschreiten.

Es ist das Vertrauen in Gott. Ein Vertrauen in Gottes Wege in der Weise, dass alle Seine Wege Wege des Heils sind. Und es deshalb gut ist, sie mit festem Schritt zu gehen (zumindest im Herzen).

Kommt her, des Königs Aufgebot,

die Seine Fahne fassen,

daß freudig wir in Drang und Not

Sein Lob erschallen lassen.

Er hat uns seiner Wahrheit Schatz

zu wahren anvertraut.

Für Ihn wir treten auf den Platz,

und wo’s den Herzen grauet,

zum König aufgeschauet.

Text: Friedrich Spitta, ergreifend vertont von Heinrich Schütz (Ev. Gesangbuch)

(Noten)

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