Häutung

Mo 01.09.2025

Lk 4:16 – 30 Jesu Predigt in Nazareth

Der Text

Aus dem griechischen Urtext

16 Und Er kam nach Nazaret, wo Er erzogen worden war, und ging nach Seiner Gewohnheit am Sabbat in die Synagoge und stand auf, um vorzulesen.

17 Und es wurde Ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht, und Er entrollte das Buch und fand die Stelle, wo geschrieben steht:

18 „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil Er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkünden. Er hat mich gesandt, Gefangenen Freiheit auszurufen und Blinden, dass sie wieder sehen, Zerschlagene in Freiheit hinauszusenden,

19 auszurufen ein angenehmes Jahr des Herrn.“

20 Und Er rollte das Buch zusammen, gab es dem Diener zurück und setzte sich; und die Augen aller in der Synagoge waren auf Ihn gerichtet.

21 Und Er begann zu ihnen zu sagen: Heute ist diese Schrift in euren Ohren erfüllt.

22 Und alle bezeugten Ihm und wunderten sich über die Worte der Gnade, die aus Seinem Mund hervorgingen, und sagten: Ist das nicht der Sohn Josephs?

23 Und Er sprach zu ihnen: Ganz gewiss werdet ihr Mir dieses Sprichwort sagen: Arzt, heile dich selbst! Alles, was wir gehört haben, das in Kafarnaum geschehen ist, tue auch hier in deiner Vaterstadt!

24 Er aber sprach: Wahrlich, Ich sage euch: Kein Prophet ist angenehm in seiner Vaterstadt.

25 In Wahrheit aber sage Ich euch: Viele Witwen waren in den Tagen des Elija in Israel, als der Himmel drei Jahre und sechs Monate verschlossen war, sodass eine große Hungersnot über das ganze Land kam;

26 und zu keiner von ihnen wurde Elija gesandt, sondern nur nach Zarepta in Sidon zu einer Witwe.

27 Und viele Aussätzige waren in Israel zur Zeit des Propheten Elischa, und keiner von ihnen wurde gereinigt außer Naaman, der Syrer.

28 Und alle in der Synagoge wurden voll Zorn, als sie dies hörten.

29 Und sie standen auf, stießen Ihn hinaus vor die Stadt und führten Ihn bis an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt gebaut war, um Ihn hinabzustürzen.

30 Er aber ging mitten durch sie hindurch und ging weg.

Verborgene Botschaft

Aus rückwärtiger Sicht ist es offenbar – aber warum war es für Jesus schon vorher klar, dass sie Ihn in Seiner Heimat verwerfen?

Und was ist die Botschaft an uns?

Mir scheint die Botschaft tief verborgen und auch das, was ich gefunden habe, fühlt sich dünn an, nicht hinreichend.

Die Witwe, der Feldherr

Wer die Geschichte nicht kennt, lese sie nach (1. Kö 17:7-16).

Elia findet die Witwe kurz vor ihrem Hungertod vor. Sie und ihr Sohn werden sterben. Sie hat allen Grund, nichts zu hoffen und nichts zu glauben.

Ein letztes Fladenbrot wird sie noch backen, für sich und ihren Sohn, dann wird alles zu Ende sein, alles ausgelöscht.

Hier fordert Elia ihm (Elia) zuerst zu essen zu geben.

Unfassbare Überforderung des Glaubens – aber sie tut es.

Naaman glaubt, er wäre jemand. Und dieser Ehre, die er hat, sollte der Art der Heilung entsprechen. Er ist auch auf dem Weg zum Tod durch Aussatz. Aber Elisa fordert ein Maximum an Demut von ihm.

Entscheidend ist gemeinsam: Der Glaube muss größer sein als alles!

Größer als die Hoffnungslosigkeit und größer als die Vorstellung, wie der Weg weitergeht.

Nazareth

Nazareth hatte die Erwartung einer gewissen Bevorzugung. Dies ist doch Deine Heimatstadt – hier stehen uns eigentlich bessere Wunde zu.

Aber tiefer scheint mir:

Du warst mit uns, du warst wie wir. Wenn Du nun ein anderer bist, welchen Anspruch stellt das an uns?

Wer sich positiv ändert, klagt indirekt die an, die daneben stehen und sich nicht ändern.

Sie wollte Ihn zu Tode stürzen – es war also mehr als eine Enttäuschung. Ginge es nur um Wunder, hätten sie ihre Enttäuschung vielleicht durch Ignorieren ausgedrückt.

Sie spürten aber die Anklage: Ihr seid wie Israel, wie König Ahab. Wie Isebell. Wie diejenigen, die Baal verehrten und denen Gott den Regen genommen hatte.

Ihr seid wie die Aussätzigen zur Zeit Naamans, die zwar Heil suchten – aber keinen Gehorsam wollten.

Und nur wer bei solchen Vorwürfen in der Tiefe des Herzens weiß, dass sie berechtigt sind, reagiert mit solch einem Vernichtungswillen.

Und heute

Ist die Christenheit heute bereit für das Kommen Jesu?

Selbst für eine Art zeugenhaftem Vorläufer wie Israel?

Lassen wir uns demütigen und erkennen: Gott redet durch diesen Staat, Er bezeugt sich durch solche, die den Messias (bisher) nicht angenommen haben?

1506 gab es ein Massaker an Juden in Lissabon. Ein Jude hatte ein „Wunder“, das vielleicht gerade geschehen war, in Zweifel gezogen. Eine Welle der enthemmten Wut brandete daraufhin von den Christen los. Sie töteten ihn und konnten sich nicht beruhigen, bis Tausende von Juden (die zwangsgetauft waren) tot waren.

In der etwas später eingerichteten Inquisition wurden Scheiterhaufen für Juden errichtet. Eine ganze Reihe von Juden, die nicht widerrufen wollten, verbrannten bei lebendigem Leib.

Isaak de Castro Tartas brannte am 15.12.1647 in Lissabon, mit dem Ruf auf den Lippen: „Höre Israel, der HERR ist EINER“

(Gemeint war besonders: nicht trinitarisch).

Wenn die Glaubenssubstanz in der westlichen Welt auch dünn ist – sie reicht immer noch für die Eifersucht gegenüber den kleinen Juden aus.

Diesen „anderen“, die offenbar von Gott bevorzugt sind.

Es entlarvt, wo ich mit meiner Demut stehe.

Wo klammere ich selbst an Ansprüchen, an Unveräußerlichkeiten?

Werde ich zulassen, ja ersehnen, dass der je andere Jesus, auf ganz andere Weise kommt, als ich es erwarte?

Hinterlasse einen Kommentar