Mi 17.09.2025
Lk 7:31-35 Die Kinder der Weisheit
Der Text
Aus dem Urtext
31 Mit wem also soll ich die Menschen dieses Geschlechts vergleichen, und wem sind sie gleich?
32 Sie sind gleich Kindern, die auf dem Markt sitzen und einander zurufen und sagen: Wir haben euch auf der Flöte gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben ein Klagelied gesungen, und ihr habt nicht geweint.
33 Denn Johannes der Täufer ist gekommen, er aß kein Brot und trank keinen Wein, und ihr sagt: Er hat einen Dämon.
34 Der Sohn des Menschen ist gekommen, er isst und trinkt, und ihr sagt: Siehe, ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder.
35 Und die Weisheit ist gerechtfertigt worden von all ihren Kindern.
Verwandte Bibelstellen (Sprüche)
• Sprüche 8,30: „וָאֶהְיֶה אֶצְלוֹ אָמוֹן“ – „Ich war bei Ihm als Kind/Schützling.“
→ Weisheit erscheint wie ein Kind bei Gott.
• Sprüche 9,1: „חָכְמוֹת בָּנְתָה בֵיתָהּ“ – „Die Weisheit hat ihr Haus gebaut.“
→ Sie bringt eine ganze Lebensordnung hervor.
• Sprüche 17,6: „בָּנִים בְּנֵי בָנִים עֲטֶרֶת זְקֵנִים“ – „Kinder der Kinder sind die Krone der Alten.“
→ Kinder sind sichtbare Frucht und Ehre.
Erwartungen
Das Ich ist das Zentrum. Die eigene Erfahrung und Erwartung sortiert die Welt in annehmbar oder nicht.
Die Wahrheit aber verbirgt sich in verschiedenen Erscheinungsformen.
Sie „tanzt“ vor mir – ob ich sie wohl begehre, in ihrer Verborgenheit?
Nur wenn ich die Weisheit mehr liebe als mich, lasse ich zu, das sie mir etwas sagt. Lasse ich das zu? Oder richte ich sie wie ein Zuschauer, der die unverstandene Inszenierung ausbuht?
Andreas
Mein Namenspatron war Fischer.
Vielleicht hat er in den langen Stunden der Nacht nach Weisheit gefragt – jedenfalls wurde er ein Jünger des Täufers Johannes. Des Bußpredigers im rauen Gewandt in der judäischen Wüste. Sicher hat er dort gefastet und sich taufen lassen. Die harten, trockenen Worte waren seine Speise. Wie lange wird er dort gewesen sein?
Dann aber: „Siehe, das Lamm Gottes.“
Andreas wendet sich und geht Ihm nach.
Und nun die Frage Jesu: „Was suchst du“. Später: „Komm und sieh“.
Andreas und andere Jünger des Täufers Johannes waren in der Schule der Weisheit gereift. Sie konnten genug Wahrheit an Jesus sehen („Rabbi“), um Ihm zu folgen. Sie waren arm an eigenem, aber schon reich an Weisheit.
Andreas erkannte so viel an Jesus, dass er unmittelbar den anderen Sohn seines Vaters rief – Petrus. Denn Weisheit ist nicht selten in einem Haus – nicht nur in einer Person.
Viele Brüder, viele Häuser finden Jesus.
Frage nach Weisheit
Einer in unserer Männerrunde fragt immer wieder nach Weisheit.
Andere sind eher in Versuchung, die Weisheit an den Pforten ihres Selbst in die Schranken zu weisen. Sie stellen der Weisheit Bedingungen.
„Tanze nach meiner Pfeife“ – so scheint es mir manchmal.
„Ich nehme die Weisheit, wenn sie mir in den Kram passt. Wenn sie sich nicht zum Herren aufschwingt.“
Ich sage: Die Weisheit nähert sich nur dem, der die Pfeife seiner Selbstbestimmung aus der Hand legt. Dem, der sein Leben weniger liebt als die Wahrheit, als die Weisheit.
Die Weisheit springt nicht über den Zaun oder sickert wie Wasser durch die Wände.
Im Gegenteil. Sie verbirgt sich im Gewand eines Büßers oder im Gleichnis eines Pilgers. Auf dass sie nicht erkannt werde von solchen, die es nicht wert sind.
Denn: nicht wert ist es der, der nur mit ihr spielen will. Sie zur Unterhaltung oder zu seinem Nutzen einlädt, eine Weile Platz zu nehmen. Der sie neugierig beäugt und untersucht. Und mit seiner eigenen Selbst-Klugheit beurteilt.
Nur wer ihr Knecht sein will, dem nähert sie sich. Sie nähert sich zunächst, um ihn zu prüfen. Wie ernst ist es dir, mein Freund? Oder: „Was suchst du?“
„Rabbi – wo bleibst Du?“
Wo bleibst Du, wenn es Nacht wird?
Nacht für Dich und für mich?
Wo kann ich bleiben, wenn meine Weisheit zu Ende ist?
Bist Du der Rabbi, den meine Seele gesucht hat und immer sucht?
Meine Seele ist unruhig in mir, sie erinnert sich an Bruder Augustinus:
„Du (Gott) hast uns für Dich geschaffen, und unser Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet in Dir.“