Sa 20.09.2025
Lk 8:4-15 Vom Sämann
Der Text
Aus dem griechischen Urtext.
4 Als sich aber eine große Volksmenge versammelte und sie aus den Städten zu Ihm kamen, sprach Er in einem Gleichnis:
5 Es ging der Sämann hinaus, seinen Samen zu säen. Und indem er säte, fiel einiges an den Weg, und es wurde zertreten, und die Vögel des Himmels fraßen es auf.
6 Und anderes fiel auf den Felsen, und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte.
7 Und anderes fiel mitten unter die Dornen, und die Dornen wuchsen mit ihm auf und erstickten es.
8 Und anderes fiel auf die gute Erde, und als es aufging, brachte es hundertfache Frucht. Dies sagte Er und rief: Wer Ohren hat zu hören, der höre!
9 Seine Jünger aber fragten Ihn, was dieses Gleichnis bedeute.
10 Er aber sprach: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu erkennen, den übrigen aber in Gleichnissen, damit sie sehend nicht sehen und hörend nicht verstehen.
11 Dies aber ist das Gleichnis: Der Same ist das Wort Gottes.
12 Die aber am Weg sind die, welche hören; dann kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihrem Herzen weg, damit sie nicht glauben und gerettet werden.
13 Die aber auf dem Felsen sind die, welche, wenn sie es hören, das Wort mit Freude aufnehmen; und diese haben keine Wurzel: für eine Zeit glauben sie, und in der Zeit der Versuchung fallen sie ab.
14 Was aber unter die Dornen fiel, das sind die, die gehört haben und dann hingehen und durch Sorgen und Reichtum und Vergnügungen des Lebens erstickt werden und keine Frucht zur Reife bringen.
15 Das aber auf der guten Erde sind die, die in gutem und edlem Herzen das Wort gehört und es festhalten und Frucht bringen in Geduld.
Vom Sämann
Nachdem ich den Text lange Zeit mit „vom vierfachen Acker“ überschrieben habe, schreibe ich nun vom Sämann.
Sein Herz will jeden Menschen erreichen – aber nicht jedes Menschen Herz wird der Saat ein rechter Boden sein.
Die Gnade Jesu trifft jeden. Aber es ist meine Verantwortung, wie ich damit umgehe.
Ich weiß, dass es keinen Imperativ in diesem Text gibt – niemand wird zu etwas aufgefordert.
Aber: Wer Ohren hat zu hören, der höre.
Was höre ich?
Mehr, als unmittelbar im Text steht.
Ich höre, ja ich spüre als Schmerz, die Worte Jesu, besonders die Worte „doch sie haben keine Wurzeln“.
Ich höre auch von Sorgen, Reichtum und Vergnügungen.
Es ist ja das, was mir jeden Tag begegnet. Die Menschen pflegen ihre Sorgen, indem sie darüber nachsinnen. Sie suchen den Reichtum, oft auch in Form von Sicherheit. Und ist die Sorge nicht auch die Sorge um die Freuden des Lebens. Ist es nicht offenbar ein goldenes Kalb: Lust, Spaß, Vergnügungen?
Wer diese Andacht liest, wird aber der sein, der sich um seine Wurzeln kümmert. Hast Du mich zu ihnen gesandt, Vater?
Doch sie haben keine Wurzeln
„… für eine Zeit glaube sie, und in der Zeit der Versuchung fallen sie ab.“ Es sind die, die Jesus am Anfang mit Freude aufgenommen haben. Gerade jene, meine Glaubensbrüder.
Eine andere Übersetzung ist: sie weichen ab, treten zurück.
Ja, sie ziehen sich aus der ersten Liebe zurück. Sie sind nicht gleich Ungläubige – nein, aber ihre Wurzeln wachsen nicht weiter, sie werden trocken, einzelne Blätter werden welk.
Ihr Glaube wird zu einem Privatglauben. Zu einer Sache zwischen ihrem Herrn Jesus und sie selbst – oder zwischen einem christlichen Kulturbetrieb und einigen frommen Formen, die sie weiter pflegen.
Kirchenwüsten
Ich habe die Kirchen in meinem Umfeld als Wüsten erlebt. Sie waren entweder für kleine Pflänzchen mit kleinen Wurzeln – aber ohne Raum in die Tiefe. Oder sie waren trocken und oberflächlich.
Schon zog ich mich ins Private zurück – viele, sehr viele Jahre.
Allein der Stille des Morgens verdanke ich, Ritzen im alten Gemäuer der Kirche gefunden zu haben, in die meine Wurzeln wachsen konnten. Guardini, Piper, Edit Stein – aber besonders Grialou mit seinem Geleit in die Tiefe der theresianischen Spiritualität.
Und so kann mein Herz wieder auftauchen in der Kirche.
Und ich sehe vertrocknete Brüder um mich herum.
Durstend – aber kaum wissend, dass es Erde gibt.
Oft kaum mehr den Durst spürend, nach so langer Zeit der Dürre.
Ich kann und werde weiter Anteil nehmen an ihrem Schmerz.
So, wie es der Sämann tut.
Der Sämann, der meinesgleichen diese Geschichte erzählt.
Denen, die ein Ohr haben Seinen Schmerz zu hören, Seinen Ruf.
הִנְנִי (hin·nē·nī) – „Hier bin ich“