Nein

Fr 03.10.2025 Tag der Deutschen Einheit

Lk 10:13-16 Jesu Wehrufe über galiläische Städte

Der Text

Aus dem griechischen Urtext:

13 Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Betsaida! Denn wenn in Tyrus und Sidon die Wunderwerke geschehen wären, die unter euch geschehen sind, längst schon hätten sie in Sack und Asche sitzend Buße getan.

14 Doch Tyrus und Sidon wird es erträglicher ergehen im Gericht als euch.

15 Und du, Kafarnaum, wirst du etwa bis zum Himmel erhöht werden? Bis zum Hades wirst du hinabgestoßen werden.

16 Wer euch hört, hört Mich; und wer euch verwirft, verwirft Mich; wer aber Mich verwirft, verwirft Den, der Mich gesandt hat.

Warum solch ein Gericht?

Es sind zum einen die Gnaden, die diesen Städten widerfahren sind.

Aber ebenso die Präsenz Jesu und der Jünger und noch mehr: Sein Wort, seine Predigten, Seine Gebote.

In den Jüngern ist Jesus ebenso gültig präsent – auch heute.

Was bedeutet das?

Verantwortung

Zunächst eine ungeheuere Verantwortung für die Jünger.

Die Konzile, die Dogmen festgelegt haben, waren sich dieser Verantwortung ganz bewusst. Und die Unfehlbarkeit eines ex cathedra-Wortes hat hier ihren Ursprung.

Ich sage aber zudem:

  • Jeder Mensch ist Vorbild für andere. Jeder achte darauf, wie er redet.
  • Jeder Christ ist auf dem Weg zu der vollen Verantwortung für seine Worte. Ein eigenes großes Thema.

Aber redet Gott nicht direkt zu den Menschen? Warum sollte ich auf die Kirche hören, auf meinen Beichtvater? Ich rede doch allezeit direkt mit meinem Gott.

Weil Gott jeden Menschen, auch den anderen, in die heilige Beziehung zu Ihm und mir mit hineinnimmt. In voller Verantwortung und ganzer Beteiligung.

Ich werde weiter darüber schreiben.

Heute geht es mir aber um das „Nein“.

Ja und Nein

Menschen können schwer ein Nein akzeptieren. Darum sprechen sie selbst auch selten ein Nein aus. Besonders in der heutigen Kindererziehung.

Aber erstaunlicherweise ist es mit dem Ja nicht viel anders. Menschen halten ein Ja oft nicht aus. Sie können nicht recht annehmen, was ihnen gegeben ist.

Das betrifft besonders die Zusagen Jesu Christi. Wenn ich annehmen würde, dass ich von Gott geliebt bin, wären die allermeisten, vielleicht alle Probleme gelöst.

Raum

Ein Raum ist durch zwei einfache Dinge gekennzeichnet.

Durch Begrenzung (Wände) und den Platz dazwischen.

Wenn ich den Platz dazwischen nicht annehmen kann, werde ich gegen die Wände hämmern. Ich kann weder das Ja des Platzes annehmen, noch das Nein der Mauern.

In der Hungersnot, die Elia verheißen hatte, wurde er selbst an den Bach Krit geschickt. Dort – nur dort – hatte Gott dem Raben geboten, ihn zu versorgen.

Krit, נַחַל כְּרִית, Naḥal Kerit, bedeutet trennen, abschneiden.

Innerhalb der Ordnung Gottes ist Gott präsent. Dort sucht Er mich auf.

Warum macht uns Menschen das Akzeptieren eines Nein solch eine Mühe?

Was ist das Gute am Brechen des Nein, warum will ich das?

Das große Ja

Weil ich das große Ja suche.

Der Mensch will mehr als das, was da ist.

Z. B. im Wachstum. Auch Wirtschaftswachstum.

Und ich stimme dem zu, auch wenn manches besser gemacht werden könnte.

Aber eigentlich ist es die Erinnerung daran, dass dem Herzen des Menschen nichts genügt, was kleiner ist als Gott selbst.

Wenn ich das Ja der Gegenwart meines liebenden Gottes nicht verkoste, dann eile ich über die Grenze des Nein zu einem fremden Gott.

Und da kein fremder Gott mir Frieden geben kann, eile ich bald weiter zum Nächsten.

So wie manch ein Ehepartner meint, er hält es bei dem jetzigen nicht mehr aus und sucht einen anderen.

Werde ruhig in Gott, wie Noah. נוּחַ (nûaḥ) ist der Ruhende.

„Denn so spricht der Herr, JHWH, der Heilige Israels:

Durch Umkehr und Ruhe werdet ihr gerettet,

in Stillesein und Vertrauen wird eure Stärke sein –

aber ihr habt nicht gewollt.“

Jes 30,15

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