Sa 04.10.2025
Lk 10:17-24 Jesu Jubelrufe
Der Text
Aus dem griechischen Urtext
17 Die Zweiundsiebzig aber kehrten mit Freude zurück und sagten: „Herr, auch die Dämonen sind uns in Deinem Namen untertan.“
18 Er aber sprach zu ihnen: „Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.“
19 Siehe, Ich habe euch die Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und über alle Kraft des Feindes, und nichts wird euch schaden.
20 Doch darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind; freut euch aber vielmehr, dass eure Namen in den Himmeln eingeschrieben sind.“
21 In derselben Stunde frohlockte Er im Heiligen Geist und sprach: „Ich preise Dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass Du dies vor Weisen und Verständigen verborgen und es Unmündigen geoffenbart hast. Ja, Vater, so war es wohlgefällig vor Dir.
22 Alles ist Mir von Meinem Vater übergeben worden, und niemand erkennt, wer der Sohn ist, außer dem Vater, und wer der Vater ist, außer dem Sohn und wem der Sohn es offenbaren will.“
23 Und Er wandte sich zu den Jüngern allein und sprach: „Glückselig sind die Augen, die sehen, was ihr seht.
24 Denn Ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und sahen es nicht, und hören, was ihr hört, und hörten es nicht.“
Jüdische Ohren
Der Text ist voller Bezüge zum jüdischen Denken der Zeit Jesu.
- „Wie bist du vom Himmel gefallen, du Glanzstern, Sohn der Morgenröte!“ Jes. 14:12. Ähnlich auch Hes. 28:17
- „Über Löwen und Ottern wirst du gehen, junge Löwen und Schlangen niedertreten.“ Ps 91:13
- „Jeder, der im Buch geschrieben gefunden wird, wird errettet.“ Dan 12:1
- „Gott hat es den Demütigen offenbart, nicht den Stolzen.“ Qumran und Weisheitsliteratur.
Es war vertraut – so vertraut wie eine Kultur, eine normale Welt.
Nun aber: „Niemand erkennt wer der Sohn ist, außer dem Vater, und wer der Vater ist, außer dem Sohn und wem der Sohn es offenbaren will“.
Vielleicht kann man dies noch in die Nähe der Weisheit bringen, wie sie in Salomos Sprüchen Kap 8 beschrieben wird.
Aber genau genommen: ein Skandal.
Die „Weisheit“, die doch vor aller Zeit bei Gott war, steht hier als leiblicher Mensch und sagt, Er sei Sohn Gottes.
Ich selbst (Andreas) bin nicht sicher, ob man die Weisheit eins zu eins mit dem Sohn gleichsetzen kann. Aber darum geht es jetzt nicht.
Sondern darum, dass ich den Skandal nur erkenne, wenn ich zutiefst gottesfürchtig bin. Wenn die alten Schriften mein Alltag und mein Leben sind.
Unsere Ohren
Mein Kinderglaube, mein Glaube auch danach (bis 30), war mein Glaube und der Glaube meiner Sozialisation.
Mit meinem Glauben kann ich aber Jesus Christus nicht erkennen.
Nur Jesus Christus selbst kann mir Seinen Glauben offenbaren.
Niemand kann an Jesus Christus glauben, weil er es will oder weil ein anderer es will.
Es ist immer an den Willen Jesu geknüpft, ob ich „sehen“ kann.
Das ist das, was Jesus im Vers 24 mit glückseligem Sehen (Augen) meint.
Nicht die Wunder, nicht was vor Augen ist.
Bleibt mir also nichts, als zu warten?
Verantwortung
Wenn ich glaube, was Jesus mir zeigt, dann werde ich es als Skandal empfinden. Ein Skandal, der entweder Wahrheit aufdeckt – oder unbedingt gemäßigt oder gezügelt werden muss.
Aber der eigentliche Skandal ist meine Reaktion auf die Offenbarung Jesu.
Skandalös unkonkret. Skandalös distanziert. Skandalös misstrauisch.
Der Skandal wirft mich in eine Verantwortung.
Ich „habe“ nun Offenbarung empfangen – wie gehe ich damit um?
Ich erhielt einen Zentner Glauben (im Sommer 1986). Wie bin ich damit umgegangen?
Immer wieder habe ich damit „gehandelt“ und einige Zinsen erwirtschaftet.
Aber die Erkenntnis der Größe dieses Zentners wuchs schneller als die Konsequenz meines Handelns.
Darum brennt es auch in mir, endlich alles andere beiseite zu lassen und nur noch ein „Händler des Zentners“ zu sein (Lk 19:11 und Mt 25:14).
Sonst steht mein persönlicher Engel traurig vor dem Antlitz Gottes und berichtet von einem Knecht, der die Herrlichkeit der Offenbarung Jesu Christi mit Zögern entfaltet, vielleicht sogar zum Teil wieder bedeckt, um sich vor der Konsequenz zu schützen.
Darum:
Religiosität ist nur der Ackerboden.
Der Glaube ist die unfassbare Andersartigkeit des Samens aus dem Dreck der Erde sprießt.