Do 09.10.2025
Lk 11:5-13 Der bittende Freund
Der Text
Aus dem griechischen Urtext.
5 Und Er sprach zu ihnen: „Wer von euch wird einen Freund haben und zu ihm gehen um Mitternacht und zu ihm sagen: ‚Freund, leihe mir drei Brote,
6 da ein Freund von mir von einer Reise zu mir gekommen ist und ich nichts habe, was ich ihm vorsetzen kann‘;
7 und jener von innen antwortet und sagt: ‚Mache mir keine Mühe; die Tür ist schon verschlossen, und meine Kinder sind bei mir im Bett; ich kann nicht aufstehen und dir geben‘?
8 Ich sage euch: Auch wenn er nicht aufsteht und ihm gibt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Unverschämtheit aufstehen und ihm geben, so viel er braucht.
9 Und Ich sage euch: Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet werden.
10 Denn jeder, der bittet, empfängt; und der sucht, findet; und dem anklopfenden wird geöffnet werden.
11 Welcher Vater aber unter euch, den der Sohn um einen Fisch bittet, wird ihm statt des Fisches eine Schlange geben?
12 Oder auch, wenn er um ein Ei bittet, wird er ihm einen Skorpion geben?
13 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater vom Himmel den Heiligen Geist geben denen, die Ihn bitten!“
Worum soll ich bitten?
Vieles, worum ich früher gebeten habe, ist mir fremd geworden.
Soll ich für einen eigenen Nutzen beten?
Ein wenig – aber ich möchte lieber mehr Genügsamkeit lernen.
Soll ich für Umstände bitten?
Sie sind vielleicht aus gutem Grund so. Ich bete lieber um das Anteilnehmen an Gottes Herz.
Soll ich für andere bitten?
Ja, aber auch da steht die Anteilnahme im Vordergrund. Nicht das „Weg-beten“.
Soll ich um meine eigene Heiligung bitten?
Ja, aber auch hier wird die Frage immer größer, ob ich nicht meine eigene Verantwortung damit „Weg-bete“. Ich höre oft von Dir: Ich gab es dir schon, nun bist du dran.
Also: Brot habe ich schon, ich danke sehr dafür. Worum soll ich bitten?
Erfahrung
Ich habe erlebt, dass Du Bitten erhörst. Große Bitten. Über jedes erwartete Maß hinaus. Ich bat um Brot, Du decktest mir eine herrliche Tafel.
Aber es waren nie kostenlose Bitten.
Sondern Du hast oft lange gewartet.
Gewartet, dass ich es wirklich will. Viel mehr als all das Nebensächliche meines sonstigen Lebens.
Gott schenkt nicht in ein volles Kinderzimmer hinein.
Also allgemeiner:
Gott schenkt nur in das schreiende Vakuum eines leeren Herzens.
Denn mit jedem Geschenk schenkt Er von sich selbst.
Nicht ein neues Auto – sondern von Seinen Geist will Er geben.
Nicht einen friedlichen Nachbarn – sondern Feindesliebe.
Nicht mehr Glauben – sondern mehr Aufgaben.
Worum bitte ich?
Ich bitte um mehr Gottesfurcht.
Ich bitte also um neue Augen, um einen klareren Blick meines Herzens, um Stillehalten vor dem, was Du mir gern zeigen willst, dass ich darin wandle.
Zwar handelt das Gleichnis von Broten, Eiern und Fisch.
Aber es geht um den Heiligen Geist.
Habe ich darum gebeten, als ich mir Gedanken übers Bitten machte?
Und was bin ich bereit dafür aus der Tiefkühltruhe zu entfernen, damit diese neue Lieferung hineinpasst?
Wenn Gott antwortet
Wenn Er mir mehr als bisher Seinen Geist geben wird, werde ich nicht so weiterleben können wie bisher.
Darum fängt alles Bitten an Gott mit Gottes Frage an:
Bist du wahrhaft bereit, zu empfangen, worum du bittest?
Denn wenn ich empfange und nicht recht damit umgehe, wird es mir zum Fluch werden.
Wenn der Engel entfernt von mir steht und ich ihn bitte näherzutreten, dann darf ich keinesfalls so bleiben, wie ich bin.
Vielleicht ruht sein Blick auf meinem vollen Schrank und ich weiß, ich soll Abschied nehmen.
Wenn ich es nicht tue, nachdem der Engel mir nahe kam, lade ich Schuld auf mich. Aber schlimmer.
Er zieht sich zurück.
Und die Aufgabe, die Gott für mich bereitet hatte, wird nicht vollzogen.
Die Freiheit von mir selbst war Bedingung dafür – ich aber wich dem Blick des Engels aus.
Um Gottes Geist zu bitten, wie der Mann in der Nacht den Freund bittet, bedeutet auch dem Fremden, der zu mir kam, ein Mahl zu bereiten.
Der Schlüssel zu Gottes Herz (ein Merkmal des Geistes) braucht ganz leere Hände.
Ich jage ihm nach – ach wie weit bin ich doch zurück.