So 12.10.2025
Lk 17:11-19 Die zehn Aussätzigen
Der Text
Aus dem griechischen Urtext.
11 Und es geschah, während Er nach Jerusalem unterwegs war, dass Er mitten durch Samaria und Galiläa ging.
12 Und als Er in ein Dorf hineinging, begegneten Ihm zehn aussätzige Männer, die von ferne standen.
13 Und sie erhoben ihre Stimme und sagten: „Jesus, Meister, erbarme Dich unser!“
14 Und als Er sie sah, sprach Er zu ihnen: „Geht hin und zeigt euch den Priestern!“
Und es geschah, während sie hingingen, wurden sie rein.
15 Einer aber von ihnen kehrte zurück, als er sah, dass er geheilt war, und pries Gott mit lauter Stimme,
16 und fiel aufs Angesicht zu Seinen Füßen, Ihm dankend; und das war ein Samariter.
17 Jesus aber antwortete und sprach: „Sind nicht die Zehn gereinigt worden? Wo aber sind die Neun?
18 Haben sich sonst keine gefunden, die zurückkehrten, um Gott die Ehre zu geben, außer diesem Fremden?“
19 Und Er sprach zu ihm: „Steh auf und geh hin! Dein Glaube hat dich gerettet.“
Es kostet Jesus etwas
Dass Jesus Aussätzige heilt, kostet Ihn etwas.
Gottes Gerechtigkeit ist ein Tausch. Er bezahlt mit Leid. Realem, physischen und seelischem Leid. Seinem Leid.
Warum tut Er das?
Nicht aus Altruismus.
Beim Altruismus geht es ausschließlich um den anderen. Das Wort kommt aus dem Frankreich des 19. Jahrhunderts und meint, dem Anderen (Autrui) ohne Gegenleistung zu nützen.
Aber Jesus geht es nicht einfach um irgendein „Heil“ des anderen, um ein frei sein von Leid oder eben Aussatz.
Mit der Heilung ist nicht das erreicht, wofür Du gekommen bist.
Denn dem Menschen ist nicht wirklich gedient, wenn er der bleibt, der er war. Der Mensch der Distanz – der Mensch ohne Gott.
Nur der Mensch ist wirklich heil – also vollständig –, der nicht länger sein Heil für sich sucht – sondern als zu Gott und Mensch Gehörender.
Nicht Ethik
Wenn wir die Dinge mit Gut und Böse richtig machen würden – es wäre doch kein Friede da.
Denn der Friede des Menschen ist erst erfüllt im Frieden mit seinem Schöpfer.
Auf der Geburtstagsfeier meines Sohnes gestern freute Ben sich, dass seine Tochter in der Schule das Vaterunser lernt.
Ein Schwiegersohn von mir sah das anders.
Es wurde nicht länger darüber gesprochen. Deshalb betrachte ich es für sich:
Warum will der Mensch autonom Gut und Böse entscheiden? Von Eva an bis heute?
Es ist die leise Stimme, die schlangenhaft flüstert: „“Traue nur dir selbst. Sei dir selbst Gott. Liebe dich selbst.“
Nur einer wirft sein Antlitz zu Boden – vor Jesu Füße.
Das Angesicht ist der Ort der Beziehung – wir sprachen darüber, über das hebräische פָּנִים (pānīm).
Es ist das ausgerichtete Sein.
Das Antlitz
Das deutsche Wort Antlitz trifft das hebräische sehr gut.
„Antlitz“ stammt aus dem Althochdeutschen
antlizza = „das, was einem entgegentritt, entgegenblickt“.
Es setzt sich zusammen aus
• „ant-“ = gegenüber, entgegen,
• „lizza“ (verwandt mit blicken, sehen, Gesicht).
Das Wort bedeutet also „das, was einem entgegenschaut“ –
nicht nur Gesicht, sondern Gegenübersein im Blick.
Wunderbar –
Wir bitten im aaronitischen Segen: Herr, erhebe Dein Angesicht (Antlitz) auf uns.
Aber was nützt es uns, wenn wir nicht unser Antlitz auf Ihn richten?
Wie geschieht das?
Zunächst, indem ich mich beuge.
Weg von mir – das heißt: hinab auf die Erde, hinein in den Staub der Buße.
Denn ich wusste allezeit, dass ich ein Kind Gottes bin – und habe doch mein Gesicht hart gemacht, hart gegen Ihn.
Weggewendet in die Welt – dort aber findet mein Antlitz nicht sein eigentliches Gegenüber.
Ich gehe durch das Tal der Todesschatten – des Loslassens meiner selbst.
Des Wissens von Gut und Böse – das doch nur Eitelkeit ist.
In dieser Entäußerung (Kenosis) gibt es schon dieses innere Vertrauen darauf, dass es nicht eine Entäußerung zum Tode ist, zum Nichts.
In den Augen Jesu ist es schon Glaube – ein rettender Glaube.
Solange aller Segen Jesu nicht mein Herz weckt, mich zu Ihm umzuwenden, durch mein persönliches Nicht-Sein hindurch, bin ich nicht gerettet. Selbst wenn ich von aller Schuld (allem Aussatz) befreit bin.
Gott ist mir alles in allem – oder Er ist mir nichts.