Sa 18.10.2025 – Fest des hl.Lukas
Lk 10:1-9 Aussendung der zweiundsiebzig Jünger
2.Tim 4:10-17
Der Text
Aus dem griechischen Urtext:
1 Nach diesem aber bestimmte der Herr noch zweiundsiebzig andere und sandte sie je zwei und zwei vor Sich her in jede Stadt und jeden Ort, wohin Er selbst kommen wollte.
2 Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, die Arbeiter aber sind wenige. Bittet daher den Herrn der Ernte, dass Er Arbeiter in Seine Ernte sende.
3 Geht hin! Siehe, Ich sende euch wie Lämmer mitten unter Wölfe.
4 Tragt keinen Geldbeutel, keine Tasche, keine Schuhe, und grüßt niemanden auf dem Weg.
5 In welches Haus ihr aber eintretet, sprecht zuerst: Friede diesem Haus!
6 Und wenn dort ein Sohn des Friedens ist, wird euer Friede auf ihm ruhen; wenn aber nicht, wird er zu euch zurückkehren.
7 In demselben Haus aber bleibt, esst und trinkt, was man euch gibt; denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Zieht nicht von Haus zu Haus.
8 Und in welche Stadt ihr eintretet und man euch aufnimmt, esst, was euch vorgesetzt wird,
9 heilt die Kranken, die darin sind, und sagt ihnen: Das Reich Gottes ist euch nahe gekommen.
Aus dem Brief an Timotheus:
10 Denn Demas hat mich verlassen, da er die jetzige Welt liebgewonnen hat, und ist nach Thessalonich gegangen, Kreszens nach Galatien, Titus nach Dalmatien.
11 Lukas allein ist bei mir. Nimm Markus und bring ihn mit dir; denn er ist mir nützlich zum Dienst.
12 Tychikus aber habe ich nach Ephesus gesandt.
13 Den Mantel, den ich in Troas bei Karpus zurückließ, bring mit, wenn du kommst, und die Bücher, besonders die Pergamente.
14 Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses erwiesen; der Herr wird ihm vergelten nach seinen Werken.
15 Vor ihm hüte auch du dich; denn er hat unseren Worten sehr widerstanden.
16 Bei meiner ersten Verteidigung stand mir niemand bei, sondern alle verließen mich; möge es ihnen nicht angerechnet werden.
17 Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich, damit durch mich die Verkündigung vollendet werde und alle Heiden sie hören; und ich wurde gerettet aus dem Rachen des Löwen.
Keine Flut
Bei der Vorbereitung gestern Abend ist mir aufgefallen, dass das Christentum sich nicht wie eine Flut ausgebreitet hat.
Ich hatte durch die großen Zahlen kurz nach der Pfingstpredigt des Petrus (3.000 und 2.000) anderes vor Augen. Die Forschung sagt, zu der Zeit, als Paulus seinen letzten Brief an Timotheus schrieb, gab es erst einige Tausend Christen – inkl. den Judenchristen.
Der Brief an Timotheus zeigt einen einsamen Völkerpropheten. Niemand stand ihm bei seiner ersten Verteidigung bei. Viele hatten ihn verlassen, allein Lukas ist bei ihm geblieben.
Trotz allem schreibt Lukas die Worte Jesu auf:
Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige.
Mir scheint es immer deutlicher: Das ist eine prophetische Aussage.
Zur Zeit von Konstantin (313 n. Chr.) waren erst etwa zehn Prozent der Bevölkerung im römischen Reich Christen.
Das Christentum ist in Saat, Wachstum und Ernte eine Religion der Langsamkeit.
Übrigens, anders als die Entwicklung des Islam. 50 Jahre nach Mohameds Tod reichte das islamische Reich von Spanien bis Indien. Das nenne ich Flut.
Verborgenheit
Ich habe den kontemplativen Weg im Islam (den Sufismus) mit der Mönchsbewegung verglichen. Sufismus gilt im Islam nicht als vorbildlich; er ist oft bekämpft worden – bis heute. Im Christentum ist das kontemplative Leben eine – oder die – Hochform der geistigen Existenz.
Aus den Klöstern kam Bildung, Medizin, Landwirtschaft, Kunst, Mission.
Aus dem locker, teils gar nicht organisierten Sufismus kamen Mystik, Poesie, Musik, Spiritualität.
Das Christentum lebt vom verborgenen Wachstum und bringt daraus Frucht in die Welt.
Nicht die sichtbare Welt ist der Ort der Kraft, sondern die unsichtbare.
Lukas
Lukas liebt die Menschen. Er ist selbst Arzt und ihm liegt jede Form von Heilung am Herzen. Heilung geschieht am je Einzelnen, durch persönliche Zuwendung und Berührung.
Wer das Reich Gottes bauen will, braucht kein Megafon. Er suche nicht die Breite, sondern die Tiefe.
Christliche Kultur darf weit sein – christlicher Glaube braucht Tiefe.
Lukas war kein Prediger oder Missionar.
Er war kein Evangelist im heutigen Sinn – wie Reinhard Bonnke oder Billy Graham.
Sondern ein stiller, treuer Begleiter des Paulus – bis hinein in dessen Einsamkeit.
Doch gewiss hat kein Evangelist in den Jahrhunderten mehr Frucht gebracht als Lukas – der Mann im Verborgenen.
Es ist ganz gegen den Zeitgeist.
Ganz anders als Klickbaits (Klick-Köder) oder Followerzahlen.
Der Mensch Gottes wirkt in Gott, zu Gott hin – und Gott wirkt in die Welt.
Nicht völlig verborgen, aber wesentlich verborgen. Nicht ohne Leib, aber bestimmt durch den Geist.
Willst du Menschen für das Reich Gottes gewinnen, so suche die persönliche Heiligung in der Stille und in der Reinigung des Herzens vor Gott.
Und wenn es gegeben ist, notiere er „für Theophilus“ den gewünschten Bericht (Apg 1,1).