So 19.10.2025
Lk 18:1-8 Die bittende Witwe
Ex 17:8-17 Amalek und das Gebet des Mose, Hur und Aaron
Der Text
Aus dem griechischen Urtext:
1 Er sagte ihnen aber ein Gleichnis darüber, dass sie allezeit beten und nicht ermatten sollten:
2 Er sprach: In einer Stadt war ein Richter, der Gott nicht fürchtete und sich vor keinem Menschen scheute.
3 Es war aber eine Witwe in jener Stadt, die kam zu ihm und sprach: „Verschaffe mir Recht gegen meinen Widersacher!“
4 Und eine Zeit lang wollte er nicht; danach aber sprach er bei sich selbst: „Wenn ich auch Gott nicht fürchte und mich vor keinem Menschen scheue,
5 so will ich doch, weil diese Witwe mir Mühe macht, ihr Recht verschaffen, damit sie nicht unaufhörlich kommt und mich am Ende zermürbt.“
6 Der Herr aber sprach: Hört, was der ungerechte Richter sagt!
7 Sollte Gott nicht erst recht Seinen Auserwählten Recht verschaffen, die Tag und Nacht zu Ihm schreien, und ist Er bei ihnen langsam?
8 Ich sage euch: Er wird ihnen bald Recht verschaffen. Doch wenn der Menschensohn kommt, wird Er den Glauben auf Erden finden?
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Exodus 17,8–13 – aus dem hebräischen Urtext
8 Und Amalek kam und kämpfte gegen Israel in Rephidim.
9 Da sprach Mose zu Josua: „Wähle uns Männer aus und zieh aus, kämpfe gegen Amalek! Morgen werde ich auf der Spitze des Hügels stehen mit dem Stab Gottes in meiner Hand.“
10 Und Josua tat, wie Mose ihm gesagt hatte, und kämpfte gegen Amalek; Mose aber, Aaron und Hur stiegen auf die Spitze des Hügels.
11 Und es geschah: Wenn Mose seine Hand erhob, hatte Israel die Oberhand; wenn er aber seine Hand sinken ließ, hatte Amalek die Oberhand.
12 Als aber die Hände des Mose schwer wurden, nahmen sie einen Stein und legten ihn unter ihn, und er setzte sich darauf; Aaron und Hur aber stützten seine Hände, der eine auf dieser, der andere auf jener Seite. So blieben seine Hände fest, bis die Sonne unterging.
13 Und Josua schwächte Amalek und sein Volk mit der Schärfe des Schwertes.
Zusammenhänge
Amalek bedeutet Mühsal. Hier wohl: „Der das Volk müde macht“.
Rephidim bedeutet schwach werden. Der Ort, an dem Israel schwach wird.
Manche israelische Rabbiner sehen Deutschland als Amalek. Denn Deutschland hat die schwachen Juden bedrängt, verfolgt und vernichtet.
Israel hatte bis zum Eichmann-Prozess kein Verständnis für die in ihren Augen schwachen Juden. Die Juden, die sich die Shoah antaten ließen. Ich verweise auf meinen Bericht zu Jad Vashem in “Was bleibt von dieser Reise“.
Selbst dem großen Mose wurde es schwer, zu schwer für die Nachhut zu stehen und sie zu segnen. Hur und Aaron mussten seine Arme stützen.
Soviel zum Hintergrund.
Worum bitte ich zu wenig?
Wenn ich vorn in meinem Leben stehe, vor einer Entscheidung, einer Aufgabe, einer Herausforderung – dann ist es leicht zu beten und um Hilfe zu bitten.
Vorne in der Schlacht brauche ich Mut. Mut bittet schnell um Hilfe.
Aber die Orte, in denen ich nachlässig werde, müde und defensiv – wie ist es da?
Es ist nicht leicht, Gewicht zu verlieren.
Aber es ist erheblich schwerer, das niedrige Gewicht dann zu halten.
Der Überfall der Schwäche am Ort, an dem keine Ehre ist – nämlich am Ende des Zuges – ist wirksamer und gefährlicher als vorn, wo jedes bisschen Mut auch gleich Ehre bringt.
Der Auszug war leicht
Und glorreich.
Aus der Gefangenschaft befreit sich Israel nicht selbst. Alles ist Gnade. Vermutlich gab es auch Angst – aber die Euphorie des Aufbruchs war überwältigend. Gott hat sich als der Starke erwiesen, der, der ganz für Israel ist.
Der Anfang. Auch von vielen Menschen, die Christen werden.
An dem Punkt der ersten Prüfung, vor dem Roten Meer, wird es schon mal eng. Aber Israel geht weiter durchs Meer der Taufe.
Aber zwischen dem verheißenen Land und dem aktuellen Ort ist die Wüste. Die Wüste der Freiheit. Die Euphorie verfliegt – und Amalek kommt.
Der müde Alltag.
Er sieht nicht nach glorreichem Kampf aus.
Wo ist nun all das Versprochene?
Amalek
Wie lange haben die Juden sich in Deutschland als Juden gesehen – und nicht als Israel? „Israel“ heißt: Gottesstreiter.
Amalek (Deutschland) hat in den Juden mehr Israel gesehen, als die Juden selbst. Israel ist das „Herrenvolk“ – nicht wir Deutschen.
Deutschland wollte den Platz Israels einnehmen.
Antisemitismus ist kein Zufall und keine Schwäche – im Gegenteil.
Es ist falsch verstandene Stärke.
Auszug
Israel musste auch aus der Wüste wieder ausziehen. Hinein nach Kanaan, dem eigentlichen gelobten Land.
Dieser Auszug war viel schwerer als der aus Ägypten.
Es ist der Auszug aus der Fremdbestimmung in die eigentliche Bestimmung durch Gott.
In der Wüste kann ich jammern. Gott, warum all das. Bis hin dazu, wieder in die Knechtschaft zu wollen.
Nach Kanaan kann ich nur als freier Mann einziehen.
Ich selbst will es.
Niemand wird in den Himmel getragen – wie manche am Grab behaupten.
Beides
Israel hat durch das Gebet des Mose Amalek besiegt.
Aber es war damit noch lange nicht in Kanaan.
Das Gebet ist nicht das Ende des Kampfes – es ist die Vorbereitung auf eine wirkliche Entscheidungsschlacht.
Ich erzähle Gott, was ich will – und Er gibt es mir.
Dann aber fragt Gott selbst mich: Was willst du – du selbst, Andreas?
Willst du immer nur etwas von mir – oder willst du etwas für Mich (Gott)?
„Ich sage euch: Er wird ihnen bald Recht verschaffen. Doch wenn der Menschensohn kommt, wird Er den Glauben auf Erden finden?“
Nur der hat ein „Recht“ auf den Himmel, der jedes Recht auf die Erde aufgibt.
Aufgeben heißt zu glauben, dass meine Hand ganz leer sein muss von der Welt, damit sie den Himmel empfangen kann.
Findet Gott das, wenn er kommt?