Di 21.10.2025
Lk 12:35-38 Warten auf Jesu Kommen
Der Text
Aus dem griechischen Urtext:
35 Eure Lenden seien umgürtet und die Lampen brennend.
36 Und seid Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten, wann er von der Hochzeit zurückkehrt, damit sie ihm, wenn er kommt und anklopft, sogleich öffnen.
37 Glückselig jene Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend findet! Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie zu Tisch bitten und hingehen, um ihnen zu dienen.
38 Und wenn er in der zweiten oder in der dritten Nachtwache kommt und findet sie so – glückselig sind sie!
Ist denn Jesus nicht bei mir?
Auch wenn ich eine Beziehung zum Vater habe und zum Sohn. Auch wenn ich die Führung und das Reden des Heiligen Geistes kenne – offenbar ist das immer noch ein „Warten auf Ihn“.
Wie viele Christen kenne ich, die „ihr Leben Jesus geben“. Einmal und immer wieder. Die es sonntags beim Lobpreis so laut singen, dass mir die Ohren klingen.
Aber was sehe ich im Leben dieser Menschen?
Was sehe ich davon in meinem Leben?
Warum ist solch eine Distanz – wo doch „Jesus da ist“?
Ist denn der Herr doch nicht da? Vielleicht irgendwo auf einer Hochzeit unterwegs?
Ist denn „Nacht“? Was gibt es zu wachen, oder zu bewachen?
Wüste
In der Wüste war Gott allezeit da. Vor dem Heer der Israeliten oder hinter ihm. Wenn sie lagerten, lagerte Er auf der Stiftshütte.
Trotzdem lebten die Israeliten nicht so, als wenn Er da wäre.
Denn die Zeit der Wüste ist eine Zeit der Prüfung, der Bewährung und der Reifung. Eine Zeit der Geheimnisse und Widerstände.
Es ist ein Bild des Lebens.
Ein Leben, in dem ich mich von Gott getragen fühle – das ist noch nicht das eigentliche Leben. Es ist nicht die Wüste des Lebens, die doch allein uns bereiten kann für die ganz andere Nähe zum Vater.
Nicht im Flow des Lebens ist Gott mir nahe – sondern in den Stöcken, die Er mir in den Weg legt.
Auf jedem Stock steht:
„Und du? Was willst du? Was willst du – außer Segen und Wohlsein von mir?“
Andreas küsst das Kreuz
Vom Apostel Andreas wird berichtet: Als er das Kreuz sah, das sie für ihn aufgerichtet hatten, da lief er auf das Kreuz zu, umarmte und küsste es und dankte Gott dafür. Er dankte, dass Gott ihn für würdig erachtet hat, zu sterben wie sein geliebter Herr.
Diese Leiter hat große Abstände zwischen den Sprossen – sie schreckt zunächst ab. Ich aber glaube, dass gerade die Stöcke, die mir als üble Hindernisse in den Weg gelegt werden, genau die Sprossen jener Leiter sind, die mich nach oben führt.
Wie ehrt es Gott, wenn ich mit Hadern oder Zürnen über den Stock springe? Oder ihm gar ausweiche? Alles, alles dient mir zum Besten, wenn ich es aus Gottes Hand nehme.
Im Tal der Todesschatten
Es ist das unvermeidliche Leben der Christen. Ich sehe nur mit den Augen des Glaubens – denn allein das ehrt Gott.
Dieses Tal ist kein Ort der Rast.
Sondern ein unterer Weg der Dunkelheit.
Er ist zum Weitergehen da.
Bleibe ich, werden die Schatten mir alles rauben, was ich meine zu haben.
Ich erkenne mich oft in Lot. Lot sagt zu den Engeln: Lass mich nach Zoar gehen. Zoar ist „die Kleine“. Und Lot bedeutet umhüllt, verhüllt.
Ich „parke“ in einem kleinen, privaten Ort der Welt – der aber doch Welt ist.
„Gib mir einen kleinen Ort in der Welt, der nicht so böse ist, dass er vernichtet wird“ – so ähnlich ist es.
Doch Lot verlässt Zoar schließlich.
Und so gehen doch noch zwei Völker aus Lot hervor: Moab (vom Vater) und Ammon (mein Volk). Beide mit einer spannungsgeladenen Geschichte – auch gegen Israel.
Dennoch stammt z. B. Ruth aus Moab – Gott findet einen Weg.
Will ich denn Gott und Seinem Volk so viel Leid bescheren?
Was nützt es mir, gerettet zu werden, um doch nur auf einen Scherbenhaufen von verpasstem Segen für die Menschen um mich herum zu blicken?
Herr, zerreiße den Schleier um mich, damit ich aufhöre zu zögern und mich mit Vorläufigem – und doch Irdischem – abgebe.