Mo 03.11.2025
Lk 14:12-14 Auswahl der Gäste
Der Text
Aus dem griechischen Urtext:
12 Er sagte aber auch zu dem, der Ihn eingeladen hatte: Wenn du ein Mittagsmahl oder ein Abendmahl gibst, rufe nicht deine Freunde, noch deine Brüder, noch deine Verwandten, noch reiche Nachbarn, damit sie dich nicht etwa wieder einladen und dir vergolten wird.
13 Sondern wenn du ein Gastmahl gibst, lade Arme, Krüppel, Lahme, Blinde ein.
14 Und glückselig wirst du sein, weil sie nichts haben, um es dir zu vergelten; denn es wird dir vergolten werden in der Auferstehung der Gerechten.
Sprachliches
Das Wort „vergelten“ ist wörtlich: „entsprechend gegeben werden“.
Hebräisch würde da stehen: שִׁלֵּם (schillēm), aus derselben Wurzel, aus der auch Schalom kommt. Also Friede, Ganzheit.
Wieder ganz machen
Es geht nicht darum, dass jemand mir im Himmel erstattet, was ich jetzt an Auslagen für die Armen hatte.
Sondern es ist ein neuer Blick auf Gemeinschaft.
Ich bin nur ganz, habe nur Schalom, mit dem anderen.
Ganz-Sein ist immer das Ganz-Sein des Ganzen – und nicht von mir, der ich nur ein Teil bin. Ich „gebe“ kein Schalom, sondern ich füge mich zum Schalom mit dir zusammen. Es ist unser Schalom – oder es ist keiner.
Mir scheint, es gibt aber noch einen tieferen Sinn.
Vollzug des Reiches Gottes
Ich kann etwas tun, um etwas zu erreichen. Hier z. B. den Schalom.
Aber ich kann auch etwas tun, weil ich jemand bin, der solches tut.
Weil ich vom Wesen her so entfaltet bin.
Weil der Geist Jesu in mir Frucht trägt.
Ich nehme als Beispiel meine Andachten:
Ich erhalte wenig Rückmeldung und ich sehe kaum Frucht.
Im ersten Schritt kann ich bedenken, dass es vielleicht Frucht gibt, die ich nicht sehe. Dann werde ich mich im Himmel freuen, wenn ich jemanden treffe, der sagt: Es war ein Segen für mich.
Das ist die erste Auslegung, die ich in dem Text sehe.
Viel mehr ist es aber so, dass diese Andachten ein Vollzug meines Lebens mit Jesus Christus sind. Der Baum denkt nicht an seine Frucht – er ist einfach fruchtend.
Es ist ein Gespräch mit Jesus und auch ein wenig mit dem Leser, ein Fragen und Empfangen.
Wie sollte ich anders mit einer Gabe umgehen, als sie anzuwenden?
Ich bin insoweit ich, als ich lebe, was ich bin.
Und was kann es Schöneres geben, als Gemeinschaft mit Dir zu leben, Herr Jesus.
Und genau das sind diese Andachten.
Täte ich es nur als Dienst, ich wäre eines Tages erschöpft. Gebe ich immerzu – ich bräuchte einmal eine Pause.
Aber ich brauche keine Pause, wie ich keine Pause vom Atmen brauche. Zwar atme ich auch aus, aber nur, weil ich im Einatmen beschenkt bin.
So hat es mir meine Gesangslehrerin beigebracht.
Nie Atem „holen“, sondern empfangen, einfallen lassen, so sagte sie.
Alles, was wirklich gut ist, kann ich nur empfangen.
Schalom
Am Guten wächst Gutes.
Wenn ich gegen Antisemitismus bin – wo ist da das Gute?
Also bin ich „für“.
Für Israel, für Deutschland, für meine Kirche.
Und für die Menschen, die sich zwar antisemitisch äußern – vielleicht aber zumeist, weil niemand für sie ist.
Ich suche, wie du, Bruder, dazu passt. Wo fügt sich etwas? Was ist das Gute, an dem du verzweifeln willst?
Wo ich Gutes finde, füge ich hinzu, was hinzu passt.
Schalom kann nur mit dir geschehen, mein Feind.
Ein Kommentar zu „Zwecklos“