Sich der Lächerlichkeit aussetzen

Di 18.11.2025

Lk 19:1-10 Zachäus

Der Text

Aus dem griechischen Urtext:

1 Und Er ging hinein und zog durch Jericho.

2 Und siehe, ein Mann namens Zachäus war da; er war ein Oberzöllner und war reich.

3 Und er suchte Jesus zu sehen, wer Er sei, und konnte es nicht wegen der Volksmenge, denn er war klein von Gestalt.

4 Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Ihn zu sehen; denn dort sollte Er vorbeikommen.

5 Und als Jesus an den Ort kam, blickte Er auf und sah ihn und sagte zu ihm: Zachäus, steig schnell herab; denn heute muss Ich in deinem Haus bleiben.

6 Und er stieg schnell herab und nahm Ihn mit Freude auf.

7 Und als sie es sahen, murrten alle und sagten: Bei einem sündigen Mann ist Er eingekehrt, um Herberge zu nehmen.

8 Zachäus aber trat hin und sagte zum Herrn: Siehe, die Hälfte meiner Güter, Herr, gebe ich den Armen, und wenn ich jemandem etwas durch Betrug genommen habe, erstatte ich es vierfach.

9 Jesus aber sagte zu ihm: Heute ist diesem Haus Heil widerfahren, weil auch er ein Sohn Abrahams ist.

10 Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist.

Rahmen

Es sind die letzten beiden öffentlichen Begegnungen Jesu vor der Karwoche, vor Seinem Einzug in Jerusalem.

Die ganze Spannbreite der Gesellschaft wird noch einmal sichtbar.

Der zu übersehene, unwichtige, bettelnde Blinde und der reiche und Obere, der Zöllner.

Selbstherabsetzung

Das Schreien des Blinden ist der Umgebung peinlich. In aller Öffentlichkeit sein Innerstes zeigen – beschämend.

Auch der Maulbeerbaum. Er ist ein Ort der öffentlichen Selbstherabsetzung.

Jeder sieht eine intime Sehnsucht des vornehmen Zachäus.

Ist Religion nicht Privatsache?

Und wenn öffentlich, dann geordnet und kulturell angemessen.

Ist es so?

Priorität

Jesus Christus ist kein griechischer Gott.

Götter kann ich mehr oder weniger ernst nehmen und mit Maß in mein Leben einbauen.

Ich kann sogar Gott meine Priorität sein lassen.

Gott zuerst.

Hier aber ist mehr.

Eine Priorität, die bereit ist, alles andere ins Feuer zu werfen.

Die unbedingt will, auch wenn das Zweite und Dritte in meinem Leben darunter leiden könnte.

Und was ist wichtiger als mein Ansehen in der Öffentlichkeit?

Und wenn ich schon nicht sehr darum kämpfe, besonders gut angesehen zu werden – eine peinliche Offenbarung meiner Liebe könnte lächerlich wirken. Mich ins Minus bringen, weit unter neutral.

Aufbruch

Ich plädiere dafür, seine Gefühle nicht zu sehr in der Öffentlichkeit zu zeigen. Selbst ein schwärmerisches Verhalten, z. B. in einem Gottesdienst, gefällt mir nicht. Manchmal mag es gut sein, gerade, wenn ich mich erst zu Jesus Christus bekenne. Dann aber wird es schnell autosuggestiv.

Aber zugleich möchte ich der sein, der sich auch öffentlich blamiert, wenn es um Christus geht.

Das Wort „möchte“ zeigt einen Mangel an entschlossener Entschlossenheit.

Ich glaube, mein Weg dorthin ist der Weg der Gottesfurcht, von dem ich schon schrieb.

Nicht eine Angst vor Gott selbst.

Sondern davor, über mich selbst weinen zu müssen, wenn ich in Seiner Heiligkeit sein werde und sehe, wie ich gelebt habe.

Wie lau und selbstbezogen, wie sehr im Alltag.

Wie oft ich Ihn habe vorbeigehen lassen und nicht geschrien habe.

Wenn ich schon nicht schreien mag, dann will ich doch dorthin gehen, wo Du mich sehen kannst und wo ich Dich sehen kann.

Egal, was die Leute sagen.

Lauheit

Falsch zu sein ist nicht so schlimm wie lau zu sein.

Es geht nicht um Fanatismus, sondern um Hingabe über das hinaus, was bequem und machbar erscheint.

Wenn ich nicht weiß, wie genau, dann soll das kein Grund für Zögerlichkeit sein.

Sondern dann auf, auf den Baum, um zu sehen, ob Er es ist.

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