Disziplin des Verzichtes

Mi 26.11.2025

Lk 21:13-19 Die Verfolgung der Gemeinde

Der Text

Aus dem griechischen Urtext:

12 Vor all dem aber werden sie Hand an euch legen und euch verfolgen, euch ausliefern an Synagogen und Gefängnisse, und vor Könige und Statthalter führen um Meines Namens willen.

13 Es wird euch aber zu einem Zeugnis werden.

14 Nehmt euch nun zu Herzen, nicht vorher zu überlegen, wie ihr euch verteidigen sollt.

15 Denn Ich werde euch Mund und Weisheit geben, der alle eure Widersacher nicht widerstehen oder widersprechen können.

16 Ihr aber werdet ausgeliefert werden von Eltern und Brüdern und Verwandten und Freunden, und man wird einige von euch töten.

17 Und ihr werdet von allen gehasst werden um Meines Namens willen.

18 Und doch wird kein Haar von eurem Haupt verloren gehen.

19 Durch eure Standhaftigkeit werdet ihr eure Seele gewinnen.

Mund und Weisheit geben

Was aus meinem Mund herauskommt – sollte es nicht allermeist genau das Gegebene sein? Nicht erst in Verfolgung und Gericht.

Bin ich nicht allezeit vor der unsichtbaren Welt, vor Gott, und vertrete Sein Herz auf Erden.

Was rede ich so viel von mir?

Und spüre ich nicht diesen Frieden Gottes, wenn ich das sage, was ich sagen soll, und nichts als dieses?

Es ist nichts wunderhaftes oder magisches daran, es ist schlichter liebender Gehorsam. Höre Israel. Höre Andreas.

Woran mangelt es, dass dies so wenig Alltag ist?

Verruf der Disziplin

Das Wort Disziplin gehört zum lateinischen discipulus = Schüler, Lernender.

Die Wurzel ist discere = lernen.

Der Baum der Erkenntnis verheißt aber ein einfaches Sein.

Du wirst sein wie Gott.

Und wir aßen – und machen und zu unserem Gott.

Die zentrale Versuchung des Menschen ist, sein zu wollen wie Gott. Nicht unbedingt, um über andere zu herrschen, sondern über sich selbst.

Also selbstbestimmt zu sein.

Siehe auch die Versuchung Jesu in der Wüste.

Die ganze Wucht moderner Gefahren zeigt sich wesentlich in Slogans wie: Du bist es dir wert. Warte nicht. Tu dir etwas Gutes – jetzt.

Und die ganze Wucht meiner Anfechtungen hängt auch damit zusammen.

Nicht so sehr eine offensichtliche Sünde zu tun.

Sondern mir selbst nachzugeben. Meinem Gefühl, meinem Selbst.

Auch im Gespräch!

Verzicht

Verzicht ist die erste Kränkung der Eitelkeit.

Verzicht auf den schnellen Blick aufs Handy, Verzicht auf Rechtfertigung, Verzicht auf Mohnkuchen.

Es ist ein unfassbar breites Feld, in dem mir der Verzicht wie Sterben erscheint.

Eitelkeit deshalb, weil sie das Vorkommen meiner selbst infrage stellt.

Der große Verzicht, die große Kränkung, das ist der Tod.

Aber die Frage Gottes ist ja: Willst du dir selbst sterben, damit du in mir lebst?

Glaubst du Mir, das leben in Mir mehr ist als dein je eigenes Leben?

Ja, dass das erst deiner Würde entspricht?

Praxis

Meine Begabung des forschenden Denkens entfaltet sich oft in der Suche nach Wegen, um Mühen zu vermeiden.

Deshalb habe ich gern im Maschinenbau neue Technik erfunden. Und nutze auch gern Technik, die mir Wirksamkeit mit wenig Aufwand ermöglicht – manchmal auch nur verspricht, ohne es zu halten.

Wenn ich lese, dass Marie l’Incarnation lieber auf einem Brett schläft oder harte Kleidung trägt, um sich von Bequemlichkeit zu befreien, schüttelt es mich.

Aber das ist ein Irrtum, lieber Andreas.

Auch wenn das leicht und oft missbraucht wurde – das Wesen der Selbstzucht bleibt notwendig. Denn ich bin allzumal discipulus, Schüler.

Ich finde tausend Ausreden, aber sie helfen mir nicht.

Wenn mich also die leise Stimme Gottes erinnert, lieber gerade zu sitzen, lieber zu schweigen, das Handy nicht zu ergreifen – dann will ich dankbar danach handeln.

Heute habe ich ein kleines Beispiel empfangen.

Mir fiel der Name eines Ortes nicht ein.

Nach einer Weile wollte ich nachschlagen.

Eine Stimme sagte in etwa: Halte stand in dem Bemühen zu erinnern. Denn ich werde dem Tapferen, dem Treuen, gnädig sein.

Es war nicht leicht, das Handy war nicht fern.

Dann: Es ist Hildesheim; und ich spürte Gottes leise Nähe.

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