Fr 28.11.2025
Lk 21:29-33 Vom Feigenbaum
Der Text
Aus dem griechischen Urtext.
29 Und Er sagte ihnen ein Gleichnis: Seht den Feigenbaum und alle Bäume.
30 Wenn sie schon ausschlagen, erkennt ihr, wenn ihr es seht, von selbst, dass der Sommer nahe ist.
31 Ebenso auch ihr: Wenn ihr dies seht, erkennt, dass das Reich Gottes nahe ist.
32 Amen, Ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles geschehen ist.
33 Der Himmel und die Erde werden vergehen, Meine Worte aber werden nicht vergehen.
Nicht das Neue Testament
Wenn Jesus von Seinen Worten redet, redet Er nicht vom Neuen Testament oder von diesem Text hier im Evangelium.
Es geht nicht um ein Schriftwort.
Es geht nicht um griechisch gedachte Worte.
Sondern ums Hebräische – und genau dort vertieft sich der Sinn sofort.
Das hebräische Wort für „Wort“ ist דָּבָר (dāvār) –
und דָּבָר bedeutet zugleich Wort, Sache, Ereignis, Wirklichkeit.
Wenn Jesus redet, geschieht es; Er beschreibt nicht nur, was geschehen wird. Er ruft es ins Leben.
Kein Orakel
Ich füge einen Aspekt hinzu:
Ob ein Feigenbaum zur rechten Zeit seine Blätter austreibt, ist nicht entscheidend. Aber Jesus redet allezeit das Rechte, das wahrhaft Zeitgemäße.
Auch heute.
Will ich „die Zeichen der Zeit“ deuten, horche ich auf Dein lebendiges Reden heute.
Der Blick in die Tagesschau offenbart für sich genommen nichts.
(Ich schaue keine Tagesschau).
Zuverlässig ist allein die Stille, das Hören und Gehorchen jetzt –
und das Prüfen, ob das Gehörte im Klang der Schrift und der Kirche steht.
Ich betone es zunächst, um es dann in einen Rahmen zu setzen.
Jesus redet von der Thora
Denn die Worte der Thora waren zur Erdenzeit Jesu schon da und sie waren und sind Seine Worte.
Ich brauche die Thora, aber ebenfalls nicht als Orakelbuch, sondern als eine Hör- und Sprachschule – als den verlässlichen Raum, in dem ich Seine Stimme erkenne.
Ich lerne, Jesus zu erkennen, zu unterscheiden von anderen Stimmen in mir.
Jesus redet nicht anders als die Thora – höre ich Ihn anders, gilt es, dies besonders kritisch zu prüfen. Am besten anhand der Thora.
Jesus redet durch die Kirche
Wie an anderer Stelle beschrieben, redet Jesus durch die Apostel.
Ihnen vertraut Er an, was Er sagt. Einem lebendigen Buch – trotz aller Mängel, die eine große Not sind.
Wir wollen nicht gern auf Menschen hören. Aber die Bibel ist von Menschen. So wollte es Jesus. Es ist kein Koran. Es ist Zeugnis vom lebendigen Reden Jesu und als Kondensat für sich genommen auch zu wenig.
Konsequenzen
Tun
Ob ich Jesus höre, ist erkennbar daran, dass das Wort in mir und durch mich Gestalt gewinnt. Wie das hebräische דָּבָר (dāvār) nur Wort ist, wenn es auch Ding ist.
Ist das Wort Jesu an mir nicht auch Wirklichkeit, dann habe ich es nicht Wort Jesu sein lassen. Dann lebe ich in der Rebellion.
Zeugen
Bin ich Teil der Kirche, ist mein Wort Ausdruck von Jesu Wort.
Deshalb wird man mich für jedes Wort zur Rechenschaft ziehen.
Es geht nicht um meine Meinung.
Es geht um meine Zugehörigkeit zum Leib Jesu. Drücke ich das aus, vermeide ich eigens Gerede.
Ich rede nun nicht in dem Sinne, dass ich sage „so spricht der HERR“.
Sondern in dem Sinne, dass ich mir in der gegebenen Stunde sagen lasse, was meiner Zugehörigkeit entspricht. Meinem Wesen als Mitglied der Familie Gottes.
Ich versuche das mit Ernst.
Auf dem Weg dahin benenne ich, wo ich mit meinem Wort stehe.
Sage ich: „Mir scheint“, spreche ich von einem Phänomen, keiner Deutung.
Sage ich „ich vermute“, spreche ich auf dem Weg zur Wahrheit ohne dessen Anspruch.
Sage ich „ich glaube“, meine ich das, worauf ich persönlich vertraue.
Sage ich „ich sage“ übernehme ich die Verantwortung als Teil des Leibes Christi.
Ist es dann falsch, bin ich schuld an meinem Bruder.
Aber ohne die Gefahr, schuldig zu werden, kann ich gar nicht relevant werden, bin kein Teil des Leibes Christi.
Ich bin sehr dankbar, wenn jedermann mich dafür in Verantwortung nimmt, denn ich bin auf dem Weg und brauche den Bruder.