Befehlen und Gehorchen

Mo 01.12.2025

Mt 8:5-11 Der Hauptmann von Kapernaum

Der Text

Aus dem griechischen Urtext:

5 Als Er nach Kafarnaum hineinkam, trat ein Hauptmann zu Ihm, der Ihn bat

6 und sagte: Herr, mein Knecht liegt gelähmt zu Hause und wird schwer gequält.

7 Und Jesus sagt zu ihm: Ich werde kommen und ihn heilen.

8 Der Hauptmann aber antwortete und sagte: Herr, ich bin nicht würdig, dass Du unter mein Dach gehst; sprich nur ein Wort, und mein Knecht wird gesund werden.

9 Denn auch ich bin ein Mensch unter Autorität und habe Soldaten unter mir; und ich sage zu diesem: Geh!, und er geht; und zu einem anderen: Komm!, und er kommt; und zu meinem Diener: Tu das!, und er tut es.

10 Als Jesus das hörte, staunte Er und sagte zu denen, die Ihm folgten: Amen, Ich sage euch: Bei niemandem in Israel habe Ich so großen Glauben gefunden.

11 Ich sage euch aber: Viele werden von Osten und Westen kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Reich der Himmel zu Tisch liegen.

Die eine Seite des Pferdes

Man kann immer von zwei Seiten vom Pferd fallen.

Heute geht es mir um die Willensschwäche.

Genauer darum, sich selbst zu vertreten. Vor Menschen und Gott Person sein.

Viele Menschen meinen, sie tun, was sie wollen. Aber sie tun gar nicht, was ihr eigener Wille will, sondern was ihre Lust will, ihre Angst, ihre Verletzungen und ihr Stolz will. Und vieles mehr.

Das ist so umfassend, dass viele Psychologen sagen, es gäbe keinen freien Willen, wenn man von diesen Befindlichkeiten absieht.

Selbst das Einstehen für Ethik, wenn es den Menschen persönlich etwas kostet, ist selten.

Ein großes Beispiel ist das Thema „Meinung“.

Menschen meinen, sie wären schon wer, wenn sie eine Meinung hätten.

Dabei ist es oft nur eine flatterige Vogelschar, die von irgendwoher kommt und irgendwann einfach wieder wegfliegt.

Wofür stehe ich ganz ein?

Wofür werfe ich meine soziale Anerkennung ins Feuer?

Oder gar mehr?

Ein altes Wort dafür ist Menschenfurcht.

Ich selbst habe mein Leben lang Not gehabt, ohne Menschenfurcht zu handeln.

Wenn es auch besser geworden ist, ist es immer noch Thema.

Die andere Seite des Pferdes

Zorn ist ein gutes Beispiel für die andere Seite.

Ich wähne mich im Recht und die Ungerechtigkeit übersteigt meine Toleranz.

Ich will auch mal vorkommen und auch mal mein Recht zu Gehör bringen, vielleicht sogar durchsetzen.

Vielleicht habe ich sogar inhaltlich recht und liege richtig. Aber ich bin jetzt so sehr bei mir, dass ich weder dem anderen Recht tue noch Gott Herr sein lasse.

Es kann sogar passieren, dass ich auf dem Weg zur Selbstwerdung gerade darin auf diese Übertreibung komme. Endlich habe ich den Mut, und nun muss es auch sein.

Ein altes Wort dafür ist Mangel an Gottesfurcht.

Denn nur Gott ist „Oberbefehlshaber“.

Habe ich (als Christ) keinen Auftrag von Ihm, was richte ich über Menschen?

Ich habe es gerade erlebt, mit mir als Selbstgerechtem.

Weichlichkeit

Es ist eine Weichlichkeit mir selbst gegenüber.

Denn Ungerechtigkeit tut weh – das ist wahr.

Ich muss mir aber von meinem eigenen Erleben des Gekränkt-Seins nicht alles gefallen lassen.

Es ist nur ein Gefühl!

Denn Kränkung geschieht im Blick auf den Wert, den ich mir selbst gebe – nicht auf die Würde, die ich vor Gott habe – die kann niemals und von niemandem verletzt werden.

Ich lese gerade das Buch „Heilige des Alltags“ von Tichon Schewkunow. Die Väter im Glauben werden dort ‚Asketen‘ genannt, und das aus gutem Grund.

Asketisch zu leben kann auch eitel sein.

Das bedeutet aber nicht, dass es einen nachhaltigen Weg ohne Askese gibt.

Ich vermute, es gibt Akte des Glaubens auch außerhalb der Askese – aber ein Baum, der viel Frucht bringt, wird so vermutlich nicht wachsen.

Was macht mir da Angst?

Ist es nicht die weichliche Selbstverliebtheit?

Der Hauptmann ist frei von dieser Weichlichkeit.

Deshalb kann er glauben – und Autorität erkennen.

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