Eine andere Etage

Di 02.12.2025

Lk 10:21-24 Jesu Jubelrufe

Der Text

Aus dem griechischen Urtext:

21 In jener Stunde frohlockte Er im Heiligen Geist und sagte: Ich preise Dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass Du dies vor Weisen und Verständigen verborgen und es Unmündigen geoffenbart hast. Ja, Vater, denn so war es wohlgefällig vor Dir.

22 Alles ist Mir von Meinem Vater übergeben worden; und niemand erkennt, wer der Sohn ist, außer der Vater, und wer der Vater ist, außer der Sohn und wem der Sohn es offenbaren will.

23 Und Er wandte sich zu den Jüngern und sagte zu ihnen: Glückselig sind die Augen, die sehen, was ihr seht.

24 Denn Ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.

Medienfasten

Durch die gemeinsame Entscheidung mit meiner Frau, in der Adventszeit Medien drastisch zu reduzieren, haben wir zunächst Zeit zum Lesen.

Mein schon genanntes Buch „Heilige des Alltags“ passt beeindruckend zu dem Evangelium von heute.

Es geht nicht um gebildete Menschen – es geht um Einfachheit, Stille, Gehorsam, Liturgie. Das kann jeder. Und es ist offenbar, dass die geistigen Perlen kaum aus Universitäten geboren werden – oft sogar im Gegenteil.

Untere Etage

Ich vermute bei mir eine gewisse Begabung im Denken. Zumindest erfreut es mich immer.

Und mehr und mehr entdecke ich: Das ist ein Untergeschoss, vielleicht nur ein Nebenflügel in der geistigen Burg.

Ich mache das Denken nicht klein, aber ich will nicht, dass es mir im Wege steht.

Die Apostel waren einfache Leute. Ohne Studium. Drei Jahre Jüngerschaft waren alles. Vermutlich sind sie ganz ohne Bücher und Hefte ausgekommen.

Für das Höchste im Reich Gottes ist Denken erstaunlich wenig wichtig.

Ich habe schon gelernt, dass Reden völlig überschätzt wird. Nun auch noch das Denken. Puh.

Was hat in meinem Leben einen geistigen Unterschied gemacht?

  1. Gehorsam, 2. Gehorsam, 3. Gehorsam.

Dann: Geduld , Stille, Demut und anderes.

Denken kommt auch vor, aber es steht nicht im Zentrum.

All das zuerst Genannte hat mit Glauben, Lieben, Vertrauen zu tun – denken nicht.

Nicht gabenorientiert

Gabenorientierung war ein zentrales Thema in der Gemeindeentwicklung, als ich junger Christ war.

Und es schien mir unzweifelhaft richtig und selbstverständlich.

Aber darin steckt eine Menge Erfolgsdenken und Selbstverwirklichung. Das mag für eine Zeit seinen Platz haben – aber irgendwann steht es mir im Wege.

Es steht mir dann im Wege, wenn es mich vom Weg der Demut und des Gehorsams abhält. Zwar kann Gott nach Seinem Wohlgefallen etwas einsetzen, was Gabe ist, wie er es bei Paulus tat. Zunächst aber lasse ich los, was mich in einem Nebengebäude festhalten will.

Nachdem ich den Raum meiner Begabung verlassen habe, stehe ich zunächst in einem dunklen Flur. Meine Augen sind diese Dunkelheit nicht gewohnt. Am liebsten würde ich schnell wieder dorthin gehen, wo ich mich auskenne.

Was mir zuwider war – soll es nun mein Führer werden?

Nicht-Denken, z. B. im zunächst „dummen“ Rosenkranz – der doch klüger ist als all mein Denken?

„Verschwendung von Zeit“ schreit mein Kopf aus dem Nebenraum.

Der junge Katholik, von dem ich berichtet habe, hat ihn mir geschenkt. (siehe Die dunkle Nacht). Bist Du es, Herr?

Noch mag ich den Rosenkranz nicht – aber gerade das ist „nicht gabenorientiert“.

Also gehe ich in der Dunkelheit des Nicht-Denkens und suche die Hand Gottes.

Vielleicht ist es ein wenig diese komische Kette mit den Perlen?

Das Erbarmen Gottes steckt zumeist nicht in der Befreiung, sondern in der Annahme.

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