Ich brauche Dich

Fr 05.12.2025

Mt 9:27-31 Heilung zweier Blinder

Der Text

Aus dem griechischen Urtext:

27 Und als Jesus von dort weiterging, folgten Ihm zwei Blinde, die schrien und sagten: Erbarme Dich unser, Sohn Davids.

28 Als Er aber in das Haus gegangen war, traten die Blinden zu Ihm; und Jesus sagt zu ihnen: Glaubt ihr, dass Ich dies tun kann? Sie sagen zu Ihm: Ja, Herr.

29 Dann berührte Er ihre Augen und sagte: Nach eurem Glauben geschehe euch.

30 Und ihre Augen wurden geöffnet. Und Jesus ermahnte sie streng und sagte: Seht zu, dass niemand es erfahre.

31 Sie aber gingen hinaus und verbreiteten Ihn in jener ganzen Gegend.

Anmerkung zur Peschitta (Syrisch-Aramäisch)

– „Erbarme Dich unser“ steht in der Peschitta mit einer Form, die zugleich Flehen und Vertrauen ausdrückt (ܐܬܪܚܡ ʾethraḥem).

– „Nach eurem Glauben“ trägt im Aramäischen den Sinn von „gemäß der Festigkeit eures Vertrauens“.

Was ist Glaube?

Im Deutschen ist das Wort für das Eigentliche nicht mehr zu gebrauchen. Ich empfinde im Deutschen nicht einmal den Hauch dessen, was es im Griechischen, im Biblischen ist.

Für den Begriff Glaube möchte ich alles, was keine Person ist, in eine andere Kategorie packen, damit ich diesen Begriff wiedergewinne.

Ich achte darauf, stattdessen Worte wie „vermuten“, „scheint mir“, „höre ich“ zu verwenden.

Ich „glaube“ nicht, dass dies oder das besser ist, diese oder jene Partei oder diese oder jene Meinung.

Glaube ist kein Gefühl.

Es ist kein Aufgeben von Forschen und Fragen.

Es ist kein Nachlaufen hinter etwas her.

Glaube ist keine Leistung.

Aber andererseits sagt Jesus sehr oft:

„Nach eurem Glauben geschehe euch.“

Er sagt hier nicht: „nach Meiner Gnade“; denn die ist schon bereit.

Ich verlinke einen Text von Martin Buber, der zum Verstehen sehr hilfreich ist. Es geht um zwei Wege der Zugehörigkeit:

Buber: Gruppe oder Person

Buber hat mein Denken stark geprägt, er ist vielleicht ein Fundament für mich.

Glaube ist Beziehung

Griechisch sehr eindeutig.

Das Wort πίστις bedeutet nicht primär „Für-wahr-Halten“, sondern verlässliches Vertrauen, Bindung, Treue, Standfestigkeit.

Im Aramäischen und Hebräischen gibt es den Begriff אָמֵן (’āmēn). Der ist geläufig.

Er ist mit dem hebräischen Wort für Amme wurzelverwandt.

Wenn ich ein kleines Kind auf den Schultern eines großen Vaters sehe, das keinerlei Angst hat, sehe ich dieses Amen.

Inwiefern aber drückt sich das in dem heutigen Evangelium aus?

Etwas notwendig brauchen

An anderer Stelle habe ich beschrieben, warum das physische Blindsein sicher zumeist ein Symbol sein soll. Es geht um geistigen Mangel.

Wenn ich mich sehr an den Mangel gewöhnt habe, merke ich ihn kaum noch. So wie ein von Geburt Blinder nicht viel über den Mangel nachdenkt, ja ihn nicht als Mangel deutet.

Der erste Schritt zum Glauben ist die Erkenntnis einer schreienden Not.

Mir scheint, dies zu erkennen, ist Gnade.

Eigentlich könnte ich es auch logisch erkennen – aber das funktioniert wohl nicht.

Denn ich werde sterben und ein Leben zu leben, das durch den Tod vernichtet wird, ist kein würdevolles Leben.

Ein Leben in der Geburt empfangen zu haben und nicht nach dem Geber zu fragen, ist erstaunlich.

All das muss verdrängt werden, wie sollte ich sonst meinen Tag leben?

An Jesus zu glauben bedeutet, dieser Frage nicht mehr auszuweichen.

Und das geschieht zumeist in einem existenziellen Moment des Lebens, selten beim allgemeinen Nachdenken.

Ich träumte einen schrecklichen Traum. Ich war in einer Zelle eingekehrtert und fürchtete die Kerkermeister. Es war große Angst da und ich suchte einen Ausweg.

(realer Traum)

So ist es mit dem notwendig brauchen.

Erkenntnis eins

Ich kann mir nicht helfen.

Nichts, was ich tun kann, führt zu einem Ausweg.

In meinem Traum war es so:

Es gab weiter oben ein Fensterloch.

Ich konnte im besten Fall mit dem Kopf zuerst hindurch.

Aber draußen war es zu tief, um Kopf über herunterzufallen. Ich spürte, es würde mich das Leben kosten, mich dorthin fallen zu lassen.

In meinem Traum gab es ein Hin und Her (Zweifel), ob ich aufgeben solle oder die kleine Hoffnung wagen solle, den Sturz vielleicht zu überleben.

Es war so intensiv, dass ich halb wach wurde.

Und da geschah es.

Erkenntnis zwei

Es gibt Rettung.

Sie liegt nicht in mir – sie liegt direkt neben mir.

Dort schlief meine Frau.

Der Traum setzte sich fort – ich schrie nach ihr und sie kam.

Sie konnte mich so auffangen, dass sich alles löste.

Der eine Andere, dem ich ganz vertrauen kann, dem ich mein Leben in die Arme werfe, weil ich ganz glaube: Sie will mich auffangen, sie wird mich auffangen.

Glaube

Ich glaube, dass ich kein sinnloses Leben führen muss. Ich glaube, dass ich die Frage nach meinem ewigen Sein herausschreien darf. Nach dem, wozu, oder wofür, und vor allem: für wen ich bin.

Es ist jemand da, der Seine Arme für mich öffnet. Du, Herr Jesus.

Nicht, damit ich gerettet werde, sondern damit ich mit IHM lebe.

Ich in Ihm und Er in mir.

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