Der Israelstand auf dem Markt in Buchholz ist ein Ort der Begegnung.
Und ein Ort der Bewährung.
Denn die Situationen sind anders als sonst in meinem Leben.
Viel ungeplanter und überraschender, oft mit einer Hypothek auf der anderen Seite, einem Vorschuss an Erwartung, Zorn, Sympathie, Rollenzuweisung.
Beispiele:
Ein interessanter Mensch kommt zu uns. Es fällt ihm schwer zu reden, jedes Wort ringt er hinaus. Ich spüre nach einer Weile: Es geht nicht um Inhalte, es geht um einen Raum für ihn. Um jemanden, der respektvoll wartet, um der Person willen, nicht um der Sache willen.
Er bedankt sich herzlich, als er geht.
Eine Frau kommt zaghaft in die Nähe. Sie sagt, sie ist katholisch. Es beeindruckt sie gar nicht, dass ich es auch bin. Sie erklärt mir, dass Juden Jesus getötet haben. Sie sagt es weniger als Vorwurf, sondern wie zum Selbstschutz.
Und außerdem ist die katholische Kirche schon so uralt. Also irgendwie schon immer.
Ich finde keinen Zugang zu ihr, sie geht wieder, wie sie kam.
Nun aber denke ich: Nein, sie ging nicht, wie sie kam. Sie hat Worte gesprochen, die bisher ihr Herz umhüllen. So ausgesprochen fühlen sie vermutlich auch für sie selbst weniger sicher an, als sie es gern hätte.
Ein Mann kommt zu uns mit einem beschädigten Auge. Ich ringe darum, davon nicht beeinflusst zu werden.
Er fragt mich, was ich zu dem Konflikt sage.
Eine Frage, die ich eigentlich nicht beantworten möchte, denn meine Meinung ist mir nicht so wichtig.
Er will es aber wirklich wissen.
Und mir scheint, mir wird gegeben, was zu sagen ist.
Er ist sichtlich beeindruckt und geht dankend und nachdenklich weiter.
Ein anderer kommt, bleibt stehen und betrachtet uns. Er sieht arabisch aus. Ich bin gespannt, was passiert.
Dann spricht er mich auf Hebräisch an. Mit ein paar Brocken Deutsch, aber zumeist auf Ivrit. Ich bin dankbar, ein klein bisschen zu verstehen, und es stellt sich heraus, dass er Palästinenser aus dem Gaza-Streifen ist.
Er hat fünf Jahre in Israel gearbeitet, in verschiedenen Städten (er zählt sie auf). Dort hat er gern gearbeitet und gelebt, er hat eine große Sympathie für Land und Leute – und darum auch für uns.
Wunderbar, wir nehmen uns in den Arm und lassen uns fotografieren.
wow, das freut mich sehr. So viele interessante Begegnungen! Wenn ich dann mal komme, mache ich auch mit.
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