Di 13.12.2022 Ansbach
Mt 21:28-32 Der eine sagt, er gehorcht, der andere tut es.
Der zuerst auf dem guten Weg ist, und sagt ja zu Vater, es aber dann nicht tut, wird nicht ins Reich Gottes gelangen. Wer aber umkehrt und gehorcht, dem wird alles Vorherige vergeben.
Jesus macht es an der Reaktion der Menschen auf die Busspredigt des Johannes fest. Wer Johannes glaubt und umkehrt, ist dem Reich Gottes nahe.
Der, der Busse tut, ist der, der danach auch gehorsam ist. Es geht gerade nicht um ein frommes Bekenntnis. Denn der Herr redet von Arbeit, von Arbeit im Weinberg.
Ich sagte vor ein paar Tagen, dass ich in der Therapie immer gute Gründe für ein Fehlverhalten suche, und diese sind tief eingebrannt in die Biografie der Menschen. Eine Änderung ist nur sehr mühsam und mit vielen kleinen Schritten möglich.
Aber dennoch gibt es eine fundamentale Bedingung zur Heilung: Zu allen Gründen und allem erleben als Opfer, ist es nun nötig Stellung zu beziehen, wie ich nun dennoch damit umgehen will. Denn alle Täter an mir sind ja auch Opfer. Und mit Erkenntnis löst sich noch gar nichts. Es gibt keinen kostenlosen Weg.
Erst, wenn ich anfange, Verantwortung zu übernehmen, ändert sich im Grunde etwas. Vorher mag es eine Entlastung geben. Heilung geschieht erst im Vollzug der Verantwortung – in der Arbeit.
Johannes sagt dies den Pharisäern, die zu ihm kommen, um sich taufen zu lassen. Es ist ein wertvoller Akt der Gnade.
Aber er sammelt Fluch auf denjenigen, der keine „rechtschaffenden Werke der Buße bringt“.
Die Gnade Jesu ist nicht wie eine Fahrkarte zum Busfahren. Sie ist wie ein Arbeitsvertrag. Wenn ich nicht arbeite und weiter schwarzfahre, ist sie mir Gericht.
Praxis:
Murren und nörgeln.
Die Annahme der Gnade ist eben das ausfüllen und ausführen der Arbeit, die mir gegeben ist. In der Welt, die mir gegeben ist. Mit den Politikern, die meine Herren sind.
Wie schnell deuten wir den Gehorsam der Arbeit als fehlenden Segen. Oder die Ungerechtigkeit anderer gegen mich als Fehler, als etwas zu Beseitigendes.
Dabei ist dies der Raum der Gnade. Hier findet die Annahme statt. Das ich zur Arbeit beauftragt bin, ist die Gnade selbst. Denn ohne eine physische Antwort von mir erweise ich mich garnicht als Sohn. Bestätige ich nicht, dass ich gern in dieses Reich gehöre, zu diesem Vater.
Alle Ungerechtigkeit, die ich trage, ohne Murren, bestätigt mich erst als Erlösten. Erlöst von dieser Welt und ihren internen Regeln.
Der Himmel ist kein glückseliges Schwelgen und genießen von irgend etwas. Sie werden Ruhe haben, von unserer Last – aber doch nicht von der Verantwortung und Last für andere. An Jesus erkenne ich den Himmel. Er hatte keine eigene Last – Er hatte unsere Last.
Der Schächer am Kreuz war mit Jesus im Paradies. Das Paradies ist nicht der Himmel, sondern der Ort der Entscheidung. Sein Weg war eben nicht zu Ende, wie der Weg des anderen Mannes, des Spötters.
Ich will den Himmel nicht länger als ein Sofa erwarten. Dann lerne ich schneller, die Mühe des Lebens nicht als etwas zu deuten, das bald vorbei ist. Sondern als etwas, das ich lieben lernen will. Dann erwarte ich keine Entlastung mehr, sondern eine Erfüllung.