Schöpfung und Vermählung

Sa 31.12.2022 7. Tag der Weihnachtsoktav

Joh 1:1-18 Johannesprolog

Heute, sieben Tage nach Weihnachten, ist derselbe Text das Evangelium des Tages.

Es ist wie eine gewaltige Faltung des Raumes, so, dass sich Zeiten berühren. In der Physik entsteht solches durch große Massen.

Hier berührt Johannes das Geschehen in und an Maria mit dem Geschehen der Schöpfung.

Das Wort ward Fleisch. So auch in der Schöpfung. In dem fleischgeworden Jesus wird erst die Welt. Die Schaffung der Welt ist ein Vorgriff auf das Geschehen, das wir als Weihnachten feiern.

Die Schöpfung der Welt ist erst im Menschen „sehr gut“. Das Universum gibt es um des Menschen willen – und den Menschen gibt es um Jesu willen.

Das die Welt einen Gott braucht, ist klar – aber wieso will Gott die Welt? Hat Er nichts Besseres zu tun? Oder ist es etwa das Beste, was Er tun kann?

Die Welt als Welt ist kein Gegenüber Gottes – das habe ich schon oft empfunden (und gesagt).

Meine Frau puzzelt eine Puzzleserie, die „Lost Places“ heißt. Herrliche Orte sind dort zu sehen, von Menschen geschaffen und dann verlassen, verlorene Orte. In ihrem partiellen Zerfall empfinde ich von dem Schmerz eines „Bebauers und Bewahrers“ – den Schmerz aus meiner Gottesbildlichkeit.

Die Herrlichkeit der Welt erlischt, wenn das Licht ihres Schöpfers nicht in ihr scheint.

In einem herrlichen Bauwerk sehe ich den Geist des Architekten und die Hände der Handwerker. Und weil ich das sehe, erfüllt mich Freude. Die Freude ist die Freude des Wiedererkennens des Wesens, das auch in mir ist.

Adam freut sich an Eva und sagt „Fleisch von meinem Fleisch“ – und ward nicht länger einsam.

Kein Tier kann seine Einsamkeit ausfüllen, Gott hatte sie ihm alle vorgestellt. Genauso kann Gott nichts ein Gegenüber sein, das nicht von Seiner Art, von Seinem „Fleisch“ ist.

Und in der Vermählung und Verbindung von Gott und Mensch findet Er genau das.

Gott formt die Erde (Evolution) bis zum Menschen und bläst ihm Seinen lebendigen Odem ein.

Wie Adam zu Eva sagt: Fleisch von meinem Fleisch, so kann der Mensch nach Bethlehem auch sagen: Siehe, der Menschensohn. Fleisch von meinem Fleisch.

Jesus ist gekommen, um den Menschen wieder zu einem Gegenüber Gottes zu machen. Das ist er, wenn er seine Niedrigkeit – ja Nichtigkeit – erkennt (siehe Marias Lobgesang Lk 1:48), die er hat, wenn Gott ihm nicht König und Vater ist.

In Gott ist der Mensch Königssohn, nur in Gott. Ansonsten ist er nichtig.

Unsere Sünden sind uns nicht vergeben, damit wir weiter uns selbst leben. Karfreitag ist nur ein Baustein des Kommens Jesu – nicht der Sinn selbst. Der Sinn ist Weihnachten und Ostern. Fleischwerdung des Wortes – genau wie in der Schöpfung und ebenso auch als Schöpfung.

Und Einsetzung des Menschen zur Sohnschaft in der Auferstehung IM Leben (nicht nach dem Leben).

Die Schöpfung wäre nur Objekt, wenn es nicht die Vermählung gäbe. Und diese findet in der Krone der Schöpfung statt – in der Vermählung des Menschen mit Gott.

Praktisch:

Wenn ich meine Schuhe putze, kann ich das tun, um saubere Schuhe zu haben. Aber Schuhe müssen nicht von sich aus sauber sein.

Es ist eine Erinnerung an meine Aufgabe, Gottes Herrlichkeit an der Welt zu vollziehen. Glänzende Schuhe – herrlich.

Arbeit zu erledigen, ist, als lebte ich in der Welt, wie einer der von der Welt ist.

Ich aber will mich ausdrücken als der, der ich bin. Von Gott eingesetzter Bebauer und Bewahrer. Die unsichtbare Welt sieht dann Gottes Herrlichkeit.

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