Der Duft erfüllt das Haus

Mo 03.04.2023

Joh 12:1-11 Maria salbt Jesu Füße für Sein Begräbnis

Maria, die seinerzeit zu Jesu Füßen saß, um Ihm zu lauschen, um Ihm nahe zu sein, ist eine verschwenderische Frau. Sie verschwendet ihre Zeit, sie verschwendet ihre Liebe, sie verschwendet ihren Narden-Schatz.

Sie nimmt nicht so viel Narde, wie vermutlich für die Füße angemessen sein könnte – sie nimmt über die Maßen viel.

In meinem Wochenrythmus ist der Freitag reserviert für Fortbildung und mein Buchprojekt. Ich freue mich immer auf diesen Tag.

Des Öfteren erfordern irgendwelche Dinge einen Teil dieses Tages für anderes.

Und dann kommt an dem Tag plötzlich eine Anforderung und etwas anderes ist offenbar wichtiger (besonders Familie). So schwindet die Zeit, die ich für mich reserviert habe.

Kommt schließlich etwas, das den Rest auch anfragt, stehe ich an der Stelle, an der mir Maria hilft:

Alles, was mein ist, sei Dein, Herr Jesus. All meine Zeit, auch wenn sie mir für etwas kostbar ist.

So habe ich mein Buchprojekt seit Jahren kaum vorangebracht – was oft auch weniger edle Gründe hat. Dennoch spüre ich diese Frage:

Wenn Dein Leben verweht – trauerst du ihm nach?

Dies und das nicht gemacht zu haben, nicht erreicht zu haben, weil Du Ihm gedient hast?

Ein ausgeschüttetes Leben geführt hast?

Es ist bei Weitem nicht so vollkommen wie bei Maria. Und der Umstand, dass ich spüre, dass ich etwas verliere, ist sicher das Zeichen eines großen Abstandes zu ihr. Ich vergleiche mich nicht – aber mir scheint Marias Verschwendung wie eine verwandelnde Berührung von einer manchmal mühsamen Hingabe, hin zu einer herrlichen, köstlichen Hingabe.

Ist es nicht so, dass, wenn Jesus mich nach einer Meile fragt, ich lieber zwei Meilen mit Ihm gehen möchte? Wenn Er mich nach dem Hemd fragt, was zögere ich Ihm auch die Schuhe zu geben?

Nur eine zögerliche, begrenzende und berechnende Hingabe ist eine schmerzhafte Hingabe.

Alles „Teilen“ zerteilt, und beschädigt damit. Gib alles – so bleibt es ganz. (vergl. Salomons Urteil).

Hätte Maria auch das halbe Fläschchen nehmen können?

Für Gott?

Für den Tod Gottes um der Menschen willen?

Teilen zerstört – auch wenn es der Modebegriff einer sozialen Welt ist. Teilen erwartet nichts von woanders her. Teilen ist viel schwerer als Hingabe.

Die Witwe am Opferstock gab zwei Scherflein (Mk 12:42). Alles. Sie teilte ihr Leben nicht in ein Scherflein für Gott und ein Scherflein für sich. Das hat niemand von ihr verlangt. Wir aber gedenken Ihrer alle Zeit. Gern möchte ich ihr im Himmel begegnen und ihr danken, für dieses Licht, was sie mir gebracht hat.

Gregor von Nyssa schreibt wunderbar über das Nardenöl. Nardenöl

Über den Wohlgeruch des Bräutigams.

Und ist es nicht eine herrliche Ehre, dass ich etwas beitragen kann zum Duft Jesu?

Das Haus erwartet den Bräutigam. Wer eine feine Nase hat, kann Ihn riechen. Dort, wo Menschen Ihn ungeteilt und verschwenderisch salben.

Für mich ist es (leider) kein Selbstgänger. Ich habe es nötig, mich an Ihn zu erinnern und daran, dass Er mit alles ist.

Ein seelsorgerlicher Hinweis: Es gibt religiösen Wahn. Ich kenne die fatalen Folgen, die solches hat. Darum geht es mir nicht!

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