Mi 05.04.2023
Mt 26:14-25 Verrat des Judas
“14 Da ging hin der zwölf einer, mit Namen Judas Ischariot, zu den Hohenpriestern 15 und sprach: Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten. Und sie boten ihm 30 Silberlinge. 16 Und von dem an suchte er Gelegenheit, daß er ihn verriete.”
(Matthäus 26:14-16, Lut)
Wie muss man denken, um ein Judas zu sein? Warum wird es mir berichtet? Damit ich mich über ihn erhebe und mit ihm zürne?
Yᵉhuwdah הָדּוהְי Juda = „Gepriesen“
Ein wunderbarer Name. Niemals ohne Bedeutung.
Ischariot dagegen ist nicht klar. Vielleicht von íysh = Mann und sikarios, von sika = Dolch. Das waren radikale Zeloten, die römerfreundliche Juden umbrachten.
Die ausdrückliche Nennung beider Namensteile scheint mir auf die zwei Seelen in der Brust des Judas zu deuten.
Judas war ein Jünger Jesu. Das möchte ich nicht vergessen. Einer, der mit Ihm gewandert ist, all die Jahre. Der Jesus folgte.
Und er war ein Dieb, wie es im Johannesevangelium gesagt wird. Jemand, der auch seine eigenen Interessen im Blick hatte.
Gibt es das in meiner Brust garnicht? Eigene Interessen?
Zweifel
Oft höre ich, der Zweifel gehört zum Glauben dazu. Er wäre sogar etwas Gutes. Das habe ich gerade wieder in einer Predigt gehört. Auch immer wieder von sehr frommen Menschen.
Ich unterscheide Zweifel von Erschütterung. Sich erschüttern lassen ist etwas anderes als zweifeln.
Der Zweifel füttert die beiden Hunde in meiner Seele, wie ich es oft beschreibe. Er hält an seiner Autonomie, der Offenheit der Entscheidung, fest. Er dient dem Ego, auch dem Selbstmitleid und dem Bedürfnis umworben zu werden. Er fordert Beweise oder Zeichen.
Ich sage: Zweifel hat seinen Raum bis zum Tag der Entscheidung. Es ist der Raum der Versuchung und der Prüfung. Kein Raum zum Bleiben. Kein Raum für einen Christen.
Im Unterschied dazu steht die Erschütterung.
Ich vermute, dass manche Befürworter des Zweifels eigentlich dies meinen. Das sich selbst nicht zu sicher sein.
Aber nicht von mir aus!
Erschütterung geschieht von Gott her. Ich bin nicht Herr über die Erschütterung. Und die Erschütterung reinigt und klärt – sie tastet den Glauben nicht an.
Sie erschüttert alles Beiwerk. Sie erschüttert Gottesbilder in mir und führt mich zu dem lebendigen Gott, von dem ich kein Bild habe.
Die Gefahr des Zweifels ist die Prüfung Gottes. So tut es Judas.
Die Frucht der Erschütterung dagegen ist Reue – so geschieht es mit Petrus nach dem Hahnenschrei. Die Erschütterung prüft mich – nicht Gott.
Ich zweifle nicht – und das ist nicht allein eine Gottesgabe, wie manche behaupten. Es ist eine Entscheidung. Ich habe sie vor etwa 35 Jahren getroffen (damals war ich schon Christ). Und seid dem niemals wieder Zweifel empfunden.
Zu jeder Gabe Jesu gehört ihre Annahme. Ihre endgültige Annahme.
Jesus hat sich mit angeboten.
Ich wußte nicht, wie es mit Ihm werden würde – aber ich wußte (das fand ich in mir vor), dass mir die Freundschaft mit Ihm alles wert ist.
Das allein hat die Zweifel aber damals noch nicht beendet. Erst meine freie Entscheidung für Ihn und gegen den Zweifel (einige Monate später).
Ich zweifle nicht daran, dass ich zu Jesus gehöre.
Gerade deshalb kann Er mein Leben erschüttern.
Vielleicht kann Er mir den Glauben auch nehmen – wie es Theresa von Lisieux berichtet. Aber ich werde nicht aktiv diesen Hund füttern und das auch noch gutheißen.
Jesus hat dies an meiner Ehe offenbart. Da gibt es eine dramatische Geschichte. Ich halte daran fest – von mir aus ändere ich es niemals.
Ich sage nicht, dass ich mir meiner selbst sicher sein kann. Leider nicht. Aber ich spiele auch nicht damit. Ich entscheide mich und werfe das andere hinter mich. Ich drehe mich nicht nach Sodom um und erstarre in den Optionen.
Der Ausgang des Zweifels kann bei den Optionen des Judas enden. Wie Jesus mit Seinem Freund (so nannte Er ihn noch beim Verräterkuss in Gethsemane) umgehen wird, weiß ich nicht. Jesu hebt Seine Freundschaft nicht auf.
Und ich hoffe (und vermute) dass die Reue des Judas nicht bedeutungslos war.
Es geht mir weniger um die Frage, ob der Zweifel mich zum Judas macht, sondern ob ich Jesu erfreuen will oder Ihn durch infrage stellen kränken und verletzen will. Ich ergreife die Würde der Freiheit, die Er mir schon gab – um mich ganz für Ihn zu Ent-scheiden (Endgültig vom Zweiten des Zweifels zu scheiden – hin zu dem Einen).