Do 04.05.2023 🌹H.
Joh 13:16-20 Teil Zwei der Fußwaschung
Jesus hat den zwölf Jüngern die Füße gewaschen. Allen zwölf.
Nun trägt Er es den Jüngern auf, denn der Knecht ist nicht größer als der, der ihn gesandt hat.
Und dann kommen merkwürdige Sätze:
„Wer einen aufnimmt, den ich sende, der nimmt mich auf.“
Der Gedanke liegt nahe, dass mit „denen die Jesus sendet“ die Apostel gemeint sind.
Wirklich?
Passt das zur Fußwaschung?
Mir scheint, Jesus offenbart, dass die, denen ich die Füße waschen soll, von Jesus gesandt sind.
Genau so, wie es in dem Gleichnis vom Samariter ist. Dort wird klar, dass das Opfer nicht der Nächste des Samariters ist, sondern der Samariter ist der Nächste des Opfers. Ein wichtiger Unterschied.
Das heißt, ich wähle nicht, wem ich helfe, sondern ich werde von dem gewählt, der mir begegnet. Er ist der von Jesus gesandte.
In meiner Denkwelt, die immer von meiner Freiheit ausgeht, fällt mir das zunächst nicht ein. Es geht nicht um mich als Ausgangspunkt – sondern um den anderen. Dessen unbedingte Würde wird betont, denn Jesus selbst hat ihn gesandt und ist in ihm gegenwärtig.
Wenn ich jemandem die Füße wasche, wirkt das romantisch und liebevoll. Vielleicht fällt mir das bei Familienangehörigen ein.
Was aber, wenn es ein anderer ist? Und vielleicht einer, der stinkt? Vielleicht finde ich ihn „doof“ ? Oder er ist hässlich? Oder laut?
Gern würde ich sagen: „Das kann nur Christus in mir tun“.
Aber Er ist in mir – und ich hindere Ihn, das zu tun. Ich sage, „man muss es auch nicht übertreiben“ – oder Ähnliches.
Solange ich wähle, suche ich mich selbst.
Das selbst wählen ist zunächst normal und legitim – das machen doch andere auch so.
Es ist „nur“ eine heilige Pflicht, sich wählen zu lassen. Für denjenigen, der Christus lieb hat.
Ich habe die Kinder, die Gott mir gesandt hat. Wenn sie klein sind, ist das einfach – später nicht immer.
Ich habe die Frau, die Gott mir gesandt hat – solange sie jung und nett ist, ist das recht einfach.
Ich habe den Chef, die Kollegen, die Kirche, die Regierung, die Zeit,… die mich als Nächsten anfragt. Im Namen Jesu.
Ich habe nur eine Wahl: Wer bin ich dem Nächsten? Jemand, der seine Wahl annimmt? Oder der dabei bleibt, sich selbst zu wählen. Eine Wahl, die „default“, also die Voreinstellung.
Und wenn dieser andere, indem ich ihm der Nächste bin, mich ausspioniert in meiner intimsten Stille (dem Ort, an den Jesus zum Beten ging), um mich, nachdem ich ihm gedient habe, auszuliefern, mit einem Bruderkuss?
Dann ist das der Tod – und Gott wird mich auferwecken.
Als wer will ich denn sonst sterben? Als ich selbst, der sich selbst in den Himmel rettet?
Heute morgen aber strahlt die Sonne, der Mai lacht mir ins Gesicht und in unserem Haus ist Geburtstag.
Ich will es nehmen und mich freuen – aber als einer, der allezeit weiß, es ist gegeben, und wird genommen. Haben, als hätte ich es nicht, so beschreibt es Paulus.
Die Liebe und die Furcht streiten in mir. Will ich mich so auf Christus einlassen?
Aber: wohin sollte ich sonst fliehen? In die Freuden der Welt?
Christ sein ist kein Spaziergang. Ist es ein Todeskampf? – Oder nicht vielmehr ein Geburtsschmerz?
Es klingt heiliger als ich bin – ich muss mir noch genommen werden.