Sa 06.05.2023
Joh 14:7-14 Philippus will den Vater sehen
Der Text heute ist annähernd identisch mit dem vom 03.05.2023.
Was zeigt der Geist, nachdem eine Schicht notiert ist?
Ein kleiner Hinweis: Wer seine Gedanken nicht notiert, um dann weiter am Thema zu bleiben, wird kaum zu den grundlegenderen Schichten durchdringen.
Der Text nennt Philippus beim Namen. Jesus sagt „ihr habt den Vater gesehen“ und Philippus sagt sofort: „zeige uns den Vater“.
Jesus nennt die Wirklichkeit, Philippus das, was er denkt (meint). Was wirklich ist, ist oft weit von dem entfernt, was ich „meine“ zu sehen.
Ich empfinde wie Philippus. Es ist zu gewaltig, dass hier Gott vor ihm sitzt und mit ihm redet. Muss Gott nicht irgendwie bombastischer sein? Eher so wie im Donner und Blitz auf dem Horeb?
Gott ist unfassbar nahe. Beunruhigend nahe. Wir sehen Ihn nicht, weil wir mit den Konsequenzen nicht leben wollen. Wir sind nicht bereit für Ihn – ich sage: nicht bereitet.
Drei Jahre mit Gott zu wandeln und vielleicht zwei Meter entfernt von ihm zu schlafen – und ich erkenne Ihn nicht?
Es müssen Schichten abgetragen werden, wie ich oben geschrieben habe. Es müssen Orte im Herzen bereitet und Worte und Erleben im Herzen vorbereitet werden.
Einem Lehrling die Werkstattschlüssel zu geben heißt nicht, dass er das Werk tun könnte.
Jesus sagt an einer Stelle: Es ist gut für euch, wenn ich gehe (Joh 16:7). „Gut“ heißt nicht, es wäre besser, ich wäre garnicht gekommen.
Es ist nicht so, dass allein dies oder allein das genügt.
Philippus wird nach Pfingsten eine enorme Wirkung entfalten. Er „sieht“ den Vater, obwohl dieser ihm nicht mehr körperlich nahe ist, wie an dem Tag, als er diese Frage stellte.
Ist Pfingsten „besser“? Brauchen wir eigentlich nur den Heiligen Geist?
Das Wasser sprach zum Krug: Ich brauche dich nicht. Ich erfrische den Menschen mit meinem Schwall – wozu das tönerne Gefäß, alt und trocken.
Der Krug antwortete: Die Menschen aber trinken zumeist aus mir. Ohne mich ist kein Bewahren und kein Bleiben. Ich tränke den Menschen in der Dürre, wenn du nicht da bist.
Gott bereitet zuerst den Krug. Die Größe des Kruges, so scheint mir, bestimmt das Maß des Geistes, den Er in das Gefäß gießt.
Und es ist nicht nur der zeitliche Aspekt wichtig. Die Bereitung.
Auch die Spannung zwischen Form und Inhalt.
Ich sprach gestern mit einem Freund, der Ostern in der Orthodoxie verbracht hatte. Dort, wo die Heilige Liturgie vollzogen wird.
Die Orthodoxen haben diese Heilige Liturgie, die Katholiken haben die Heilige Eucharistie, die Evangelischen haben (hatten?) das Heilige Wort.
Nichts ist Verzichtbar!
(Die Denominationen haben gewiss mehr als die genannten Dinge).
Für alles brauche ich auch Form. Ich ergänze: auch die heilige Liturgie des Alltages.
Habe ich eine wunderbare Form und fehlt auf Dauer der Inhalt wird die Form spröde und kann zum Korsett, zum toten Zwang führen.
Das erkenne ich zu manchen Zeiten (in Teilen) bei den traditionellen Kirchen. Aber auch in manchen Formen und Konventionen der früheren Gesellschaft, welches wohl zu dem Protest und der Zerstörung z. B. in den Sechzigern und bis heute geführt haben mögen.
Ich selbst bin eher in Gefahr, die Liturgie des Alltages zu wenig zu pflegen.
Der Geist will Form, in die er sich ergießt – und die ihn sichtbar macht. Der Geist ist nicht ein Gefühl, wie manche denken. Er ist der Logos, das Wort.
Am Anfang war das Chaos.
Der Logos ist das, was aus dem Chaos den Kosmos macht (den Schmuck, die herrliche Ordnung).
Das ist übrigens auch der Grund für den Namen Logotherapie.