Gericht

Mo 05.06.2023 Hl. Bonifatius, Apostel der Deutschen

Mk 12:1-12 Von den bösen Weingärtner

Keine Erfolgsgeschichte

Es ist zunächst ein schreckliches Gleichnis. Nicht nur, dass die Pächter am Ende getötet werden. Auch vorher schon der Missbrauch des Amtes und Leid und Tod für die Boten des Besitzers.

Und es sieht nicht nach einem Happy End aus.

Es ist zunächst die Geschichte Israels.

Sollen wir damit das Kapitel schließen?

Ein guter Freund sandte mir heute eine Predigt, die diese Geschichte speziell auf das heutige Deutschland auslegt. Er dachte an den Zustand der katholischen Kirche – aber sicher ist der Zustand der anderen Kirchen noch um einiges schlechter.

Darum der Hinweis auf den Apostel der Deutschen, dessen Tag der heutige ist. Denn am 5. Juni 754 wurde er mit 52 Begleitern von den Friesen erschlagen.

Das Gleichnis Jesu ist keine Erfolgsgeschichte.

Der Herr des Weinberges erhält keine Frucht. Seine Boten werden geschlagen oder gar erschlagen. Selbst sein Sohn wird am Ende gemordet, aus niederen Motiven.

Warum sollte ich ein Bote sein, für ein Volk, dass mich schlägt, oder gar erschlägt?

Die Weinbauern bekehren sich nicht – wo ist die Frucht der Märthyrer?

So viele Opfer – grauenhaft.

Ist dies nur eine Geschichte von Misserfolg und Rache?

Zwecklos

Ich sprach gestern mit einem Christen über die Zwecklosigkeit guter Werke. Ich sage: Gute Werke sind erst dann gute Werke im Sinne Gottes, wenn sie Zwecklos sind.

Es klingt in unserer Ohren absurd – ja.

Vielleicht weil wir den Erfolg mehr lieben als die Liebe selbst?

Ich meine damit, dass das Gute Gottes immer aus dem Wesen Gottes kommt. Es ist kein Geschäft, dass etwas je anderes erreichen will.

Es erreicht etwas – aber nicht, weil es der Zweck ist, sondern weil auch das wiederum das Wesen Gottes ist!

Wer also sein Handeln auf Erfolg ausrichtet, ist noch nicht recht im Einklang mit dem Wesen Gottes.

Gott sendet die Boten, weil es Seinem Wesen entspricht, das Gute im anderen durch Vertrauen herauszufordern. Nicht im Kalkül, sondern in Bezogenheit.

Liebe verbindet sich mit dem anderen und sortiert nicht vor der Zeit das Erfolgversprechende heraus.

Das Gericht besteht darin, dass sich in manchen Menschen die andere Option, die Liebe zur Welt und zu sich selbst, gegen das eigentliche Wesen des Menschen durchsetzt.

Denn das Leben der Welt ist wesenhaft kein ewiges Leben.

Und die Kirche?

Viele Freunde überlegen, wie das Gute noch verteidigt werden kann. Oder, wenn nicht, wie sie sich selbst retten können.

Ich denke jedoch: Das Heilige, ja die Heiligen wachsen zumeist auf schlechtem Boden.

Ich verstehe, dass manche denken, es ist für sie zu schwer. Wer will darüber richten?

Im Grunde geht es darum, die Quelle meines Seins so schnell und so intensiv wie möglich auf Christus zu richten. Und in Seiner Liebe im schlechten Boden zu bleiben als Zeugnis der Verbundenheit Gottes mit allen Seinen Geschöpfen.

Denn mit der Wurzel des Schmerzes wird auch allzu schnell die Wurzel der Liebe ausgerissen.

Und die Liebe richtet nicht (Evangelium von gestern).

Hinterlasse einen Kommentar