Betrachtung

Mi 07.06.2023

Mk 12:18-27 Die Frage nach der Ehe in der Auferstehung.

In diesem Text offenbart Jesus etwas aus Seiner Heimat. Etwas Neues, etwas Unbekanntes – und etwas, was in dieser Welt nicht verstehbar ist.

Für mich jedenfalls nicht.

Ich verstehe weder, wie es dann im Himmel mit meiner Frau und mir steht, noch was es heißt zu sein wie die Engel.

Nun kommt es darauf an, das auszuhalten.

Es ist ähnlich wie im Leid. Ich will es entweder beseitigen oder vermeiden. Auch das Leid anderer. Ich habe aber gelernt: es kommt darauf an, zu bleiben (nicht zu vermeiden) auch wenn es keine Lösung (Beseitigung) gibt.

So auch hier. Weder will ich sagen: ich verstehe es nicht, also ist es für mich irrelevant (vermeiden), noch es mit Gewalt deuten, auch wenn mir der Geist Gottes nichts dazu gesagt hat.

Es ist ein Puzzle-Teil aus der himmlischen Welt. Halte ich es aus, das Puzzle-Teil erst im Himmel anlegen zu können?

Halte ich es aus, das Teil nicht mit der Nagelschere zu bearbeiten, damit es reinpasst, wo ich es haben möchte? Oder weg zu schmeißen, damit meine Welt wieder unter meiner Kontrolle ist?

Betrachten

Nun erst kann ich es betrachten. Zusammen mit dem Abschnitt von heute.

Zunächst: Jesus kritisiert die Sadduzäer, weil sie weder die Schrift kennen, noch die Kraft Gottes. Ein Thema nicht zu verstehen bedeutet nicht, mit den Axeln zu zucken und zu sagen „muss so sein, wie es in mein Weltbild passt“.

Jesus nennt die Zeugenschaft der Schrift auf mehrfache Weise.

Einmal die paradoxe Kraft Gottes in dem Umstand, dass der Dornbusch des Mose brennt, aber nicht verbrennt. Offenbar ist die Logik Gottes größer als unsere Logik (siehe Andacht von gestern).

Und dann die je unterschiedliche Zeugenschaft der Erzväter Abraham, Isaak und Jakob. Sie werden in ihrer je eigenen Beziehung zu Gott genannt. Abraham offenbart einen Aspekt der Beziehung zu Gott, ergänzt mit der Beziehung des Isaak und dann des Jakob. Alle sind zugleich persönlich aber doch relevant für uns, denen dies bezeugt wird.

Gott ist „Ansichtssache“ in dem Sinne, dass jeder eine Sicht auf die absolute Wahrheit (nämlich Gott) bekommt und zugleich unbedingt die Sicht des anderen braucht. Obwohl unterschiedlich ist „meine“ Wahrheit (Sicht) und deine Wahrheit für je dich und mich notwendig.

Es ist nötig, die Zeugenschaft der Zeugenschar zu betrachten und anzunehmen.

Engel

Meine Epoche hat den Glauben im Wesentlichen zu einem psychologischen und philosophischen Gottesbild verarbeitet. Auch ich bin in dieser Gefahr.

Engel sind da weniger wichtig, passen da nicht rein.

In den liturgischen Texten des AT (Alten Testamentes) wird seit einigen Tagen Tobias gelesen. Eine Geschichte, die jedesmal mein Herz erweicht. Sie ist wie eine romantische Märchengeschichte. Und der Engel Raphaël spielt eine wesentliche Rolle darin. Es gelingt mir, diese Geschichte nur zu betrachten – ohne Analyse und ohne sie in mein Weltbild zu zwängen.

Glauben ist das Annehmen von einer Wahrheit, die größer ist, als ich es bin. Größer als mein Erkenntnisvermögen es aufnehmen kann. Denn Glauben drückt das Vertrauen aus, das ich dem Zeugen entgegenbringe (also dem Engel). Dem Boten von Gott – und damit Gott.

Es geht also darum, beides zu tun.

Die Zeugen zu hören, die Schriften zu kennen und beides mit einem betrachtenden Glauben in das Herz aufzunehmen.

Das erweist sich an den überrationalem Gehorsam, der Zeugnis meines Glaubens ist.

Also nicht gegen die Vernunft, sondern mit ihr über sie hinaus.

Mein Heimspiel als Phys. Ing. ist eher die Ratio. Nun aber lerne ich zu betrachten. Weil ich weiß, wem ich vertraue.

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