Wofür streitet der Mensch?

So 25.06.2023

Mt 10:26-33 Ankündigung von Konflikten und Gefahren.

Jesus kündigt das an, was dann auch geschah: Die Verkündigung der Wahrheit geht mit Verfolgung, bis hin zur leiblichen Tötung einher.

Was ist denn so gefährlich am Evangelium, dass man deren Überbringer verfolgen und töten will?

Das Evangelium zwingt niemanden und schränkt niemanden ein. Es ist zunächst eine offene Tür, an der man leicht vorbeigehen kann.

Ich sprach gestern mit einem Freund darüber, dass ältere Menschen ihr Weltbild schwer infrage stellen können. Zu viel hängt daran.

Würde etwas Wichtiges daran falsch sein, käme die Rechtfertigung für ihr bisheriges Leben ins Wanken.

Was aber, ist daran das eigentlich schlimme?

Was schütze ich, wenn ich versuche konsistent mein Weltbild zu wahren und verteidigen?

Es ist meine Würde.

Die Würde, Person zu sein.

Zu Recht schütze ich meine Würde, denn es ist Teil meiner Gottesbildlichkeit. Damit ist sie mehr als mein irdisches Leben.

Wenn ich mein Leben auf etwas Vergängliches aufgebaut habe, also letztlich auf einer Lüge, ist es für mein Empfinden lebensgefährlich, wenn dies enttarnt wird.

Wir sind so von Gott gemacht, dass wir um unsere Würde kämpfen, denn es ist das, was an uns ewig ist. Die Würde ist jeden Kampf wert.

Nun sind wir aber zugleich zum Anderen hin geschaffen. Deshalb ist die Würde nicht nur Eigenes. Sie hängt am Anderen. Wird mir meine Würde generell abgesprochen, bricht ein unverzichtbarer Bestandteil meines Seins in sich zusammen. Zwar gibt der Andere mir meine Würde nicht, aber er erkennt sie an – oder eben nicht. Und er kann sie mich darin sehr verletzen.

Todeskampf

Nachdem Gott sich in Jesus der Welt offenbart hat, ist klar, dass meine Existenz nicht ein innerweltliches Spiel ist. Sondern, dass meine Würde in der Zugewandtheit Gottes begründet ist.

Ich muss mein Weltbild, meine Konstruktion der eigenen Würde loslassen, um mich von Gott her lieben zu lassen. Er sagt mir Seinen Respekt vor mir zu.

In dieser Phase das Loslassens – um neu zu ergreifen – ist der Raum der existenziellen Angst. Genauer geht es darum, sich ergreifen zu lassen, etwas, was ich nicht unter Kontrolle habe.

Menschen projizieren ihre inneren Kämpfe nach außen.

Der Kampf gegen die Boten der Wirklichkeit Gottes ist eigentlich ein innerer Kampf. Der Mensch kämpft mit seinem bisherigen Lebenskonzept. Sollte es wahr sein, dass der Grund meiner bisherigen Würde nicht hinreichend ist, noch jemals wahr?

Im Gefühl des Ertrinkens des alten Menschen kann dieser um sich schlagen – wie es viele Ertrinkende ihren Rettern gegenüber tun.

Denn es ist ein Todeskampf.

Wozu soll ich sterben?

Die Frage wurde gestellt: Was ist das Attraktive am Christ-sein?

In dem Kampf gegen den Verlust meines bisherigen Weltbildes beängstigt zunächst der Verlust.

Was ist es denn, das ich gewinnen kann?

Es ist das Ende des Existenzkampfes – der unendlich tiefe Friede.

Denn meine Würde, von der ich weiß (innerlich spüre) dass sie einen Wert hat, der über mein Leben hinausgeht, wird bisher nur von mir verteidigt.

Auch wenn ich mich dabei erfolgreich fühle, ist doch dieser Verteidiger (ich selbst) sterblich. Letztlich lauert spätestens hier die Lüge meines Lebens.

Und auch im Leben selbst bin ich nicht frei. Denn in allem muss ich auch dafür sorgen, dass meine Würde bleibt (viele nennen es Gerechtigkeit).

Das heißt, ich muss mein zweites Grundbedürfnis nach Begegnung, Kontakt, Gemeinschaft immer ein wenig missbrauchen, um mein Selbst zu schützen.

Bin ich nun von der Klippe meiner Selbstsorge gesprungen und nehme an, was Gott mir durch Christus von sich offenbart, bin ich frei.

Ich bin nicht frei, zu tun, was ich will, sondern frei, bedingungslos zu lieben, weil die Selbstsorge mich darin nicht mehr einschränkt.

Damit vollziehe ich mein Wesen – und das ist mehr als Glück.

Wenn ich von diesen Dingen schreibe, spüre ich genau dies: vollkommenen Frieden und tiefes Glück. Ich spüre die Präsenz meiner Heimat.

Vieles ist noch zu ergänzen – Gott wird den Raum dazu schaffen.

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