Maria, eine Provokation

Fr 08.09.2023 Fest der Geburt von Maria

Mt 1:1-16,18-23 Stammbaum Jesu und Maria und Josef

Der Weg des großen C.S.Lewis war ein Weg der Aufnahme von Anfragen, von Provokationen.

Gibt es mehr als Materie? Jahrelang allein diese Frage. Gibt es mehr als einen Geist, eine geistige Größe, einen Gott, einen personalen Gott, ein Gott der Mensch geworden ist?

Lewis hat weitere Zwischenschritte gemacht und über viele Jahre in redlichem Denken und Prüfen den Weg bis zu Christus gefunden. E hat ihn als einen Weg fortgesetzter Niederlagen empfunden, weil sie ihn aus seiner so sehr geliebte Autonomie geführt haben.

In den einzelnen Phasen scheint die Welt recht stimmig. Zwar entdeckte ich z. B. als evangelischer Christ Türen, die auf weitere Räume hinwiesen – aber ich kam mir schon so „fortgeschritten“ vor, dass dies eigentlich nur Türen zu irritierenden Nebenräumen sein konnten.

Aber hinter den Türen sind weitere Türen. Wege, die sich als Linien, nicht nur als Orte zeigten.

Heute weiß ich, dass viele dieser Linien länger sind, als ich dachte. Das Einlassen auf diese Linien wirkte auf mich zunächst wie ein Skandal, eine Provokation. In etwa so, wie es für Israel beim Auftreten Jesu war.

Ich nenne ein paar dieser Linien:

Es gibt einen Gott, der eine endliche, irdische Welt geschaffen hat und sich für sie interessiert. Eigentlich sollte ein Gott über all solchem stehen.

Aber Er schafft nicht nur eine staubige, begrenzte Welt, Er schafft einen Menschen, an dem Er besonderes Interesse hat. Dem Er Seinen Atem einhaucht.

Und dann erwählt Er sich eine Person (Abraham), ein Volk.

Israel ist herausgehoben – auch heute. Eine Provokation.

Und nun: Eine Frau, eine konkrete, einzelne Frau: Maria.

Eine Provokation.

Eine andere Linie ist die von Lewis, von der ich auch ein wenig kenne (siehe oben).

Dann die Linie:

Erlöst → Eingesetzt → Verantwortlich.

Zunächst erkannte ich mich als von Dir erlöst – und meinte, das wäre so groß, dass es nicht mehr geben könne.

Du aber hast mich in Beziehung zu Menschen gesetzt. Ich bin nicht allein für mich erlöst, sondern für meine Frau, meine Familie, meine Umgebung.

Dann, in einem gewaltigen Schritt: Mein Eingesetzt sein ist nicht nur eine Rolle – es ist eine heilige, unersetzliche Verantwortung.

Du überträgst mir hoheitliche Aufgaben. Und Du sagst: Wenn du, Andreas, dies nicht tust, wird es niemals getan werden, auch nicht von mir.

Meine konkrete Heiligung hier auf der Erde hat eine direkte Beziehung zum Himmel, zum Reich Gottes, zum himmlischen Jerusalem.

Dann die Linie:

Erlösung hin zur Person Jesu Christi. Dann zum Bruder (den Bruder lieben). Dann zur Kirche, zum Leib Christi.

Und nun zur Konkretheit einer Kirche mit „Sehnen und Bänder“, wie Paulus es sagt. Eine Zugehörigkeit, die der Kirche erlaubt konkret in mein Leben einzugreifen (das tun Sehnen und Bänder).

Und mehr: der Raum der Kirche in der Zeit. Die Tradition.

Tradition ist dabei wie bei einem Gefäß von der Art, dass sie Teil eines Ganzen ist, dass ich nicht hinter mir lasse, sondern das mich trägt und mir erst eine sinnvolle Einordnung und Hinzufügung erlaubt.

Dann der Raum der Heiligen, der Anfang der Konkretheit des Himmels. Ein Schrittweises erkennen, dass Du, den Himmel in Schritten erkennbar machst, bedeutsam. Hier besonders Therese von Lisieux, deren Leben bis heute ein lebendiges Leben ist – und sie hat es gewusst und sich bereitet.

Wer in Christus stirbt, der lebt auch den Lebenden.

Viele weitere Linien.

Bekehrung → Taufe → Leib Christi → Eucharistie → Wandlung der Welt in der Eucharistie.

Geist → Leib → Welt → Kirche → Maria → Himmlisches Reich Gottes.

Ich erkläre hier diese Räume nicht, ich bedanke mich aber heute dafür, dass Gott mich dazu gebracht hat, weitere Türen im Palast des Himmels zu öffnen und die Herrlichkeiten des Himmels anzunehmen.

Dabei wird nicht – wie ich befürchtet hatte – der erste Raum der Erlösung kleiner. Im Gegenteil. Ich erkenne die Herrlichkeit des Eingangsflures im Öffnen der angrenzenden Türen nur umso mehr.

Köstlich, herrlich, wunderbar.

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