Verantwortung aneinander

So 10.09.2023

Mt 18:15-20 Jesu Reden über Gemeinschaft

Vier Punkte werden genannt, mit entsprechenden Aufgaben:

  • Zurechtweisung → Verantwortung und Wahrheit
  • Binden und Lösen → Verantwortung und Wahrheit
  • Gemeinsames Gebet → Verantwortung und Wahrheit
  • Gemeinschaft → Verheißung und Wirksamkeit

Für mich gehörte Freiheit „von“ zum zentralen Thema des Lebens. Freiheit von anderen, vom Staat, von Ideologien, von Glaubensregeln und Ordnungen.

Worte wie Gehorsam, Wahrheit oder selbst Treue waren Begriffe der Knechtung. Feindliche Begriffe. Besetzt mit Ängsten.

  • Angst vor Missbrauch
  • Angst vor dem Klein-sein, der Entwürdigung
  • Von der anderen Seite her: Angst vor Verantwortung.

Die Gegenwerte habe ich absolut gesetzt: Individualität, Demokratie, Selbstbestimmung (Autonomie).

Aber ich habe übersehen, dass ich zugleich nicht frei war „für“.

Mir scheint inzwischen, dass die totale Freiheit von allem zur eigenen Bedeutungslosigkeit führt. Ein Objekt, das zu nichts gehört, ist letztlich irrelevant. Es ist ein verlorenes Leben.

All die Angst vor dem Missbrauch führt am Ende zum Nichts.

Den Ort, indem Missbrauch nicht möglich ist, und der zugleich sinnvoll ist, scheint es garnicht zu geben.

Erlösung

Das Freisprechen von Bindung, die Erlösung, braucht Wahrheit. Wahrheit, die für den Freisprechenden und den Freigesprochenen gleich ist.

Denn die Bindung ist immer eine Bindung an die Lüge.

In der Therapie führt die Begegnung auf der Ebene der Wahrheit zur Heilung. Im „hermeneutischen Zirkel“ nähere ich mich der Wahrheit, die eine gemeinsame Wahrheit ist. Und eine verantwortete Wahrheit.

Dabei geht es weniger um Information, als um Berührung.

In der Unwahrheit gibt es keine Berührung.

Mit Dir zusammen näher ich mich der Wahrheit (also eigentlich Christus). Und darin ist Heil.

Lüge und Autonomie ist seit der Einflüsterung der Schlange verknüpft. Du könntest „frei“ (autonom) von Gott sein, wenn du selbst wüßtest, was gut und böse ist.

Es klingt so, als sage die Schlange damit: Wenn du selbst weißt, was Wahrheit ist.

Aber Wahrheit ist kein Gut. Wahrheit ist nur zu zweit existent. Christus ist die Wahrheit. Wir können sie nicht getrennt von Ihm verkosten, erleben, vollziehen.

Die Wahrheit ist wirksam, weil die Welt aus der Wahrheit des Wortes geschaffen ist. Meine Wahrheit ist die Wahrheit der Vorfindlichkeit – oder es ist ein Konstrukt. Wäre sie ein Konstrukt, wäre sie vom Wesen her ein Missbrauch. Entweder an mir selbst – oder gar am Anderen.

Im hermeneutischen Zirkel ist es nötig, den Stand meiner Einfühlung in den anderen zu vollziehen. Ich wage einen Schritt, als hätte ich etwas von der Wahrheit erkannt und erlebe dann, ob es wahr ist.

Das geht erst im Vollzug. Ich kann es nicht „für mich“ erkennen.

Erst im Vollzug erlebe ich die Korrektur durch die Wirklichkeit, durch den Anderen.

Dabei bin ich Knecht der Wahrheit. Ich besitze sie nicht. Sie erweist sich mir im Gehorsam und im Anderen.

Das Sensorium dafür ist die Nähe. Spüre ich den Anderen intensiv – oder höre ich nur Worte von ihm?

Bin ich betroffen? Spüre ich die Last? Erlebe ich dich in deinem Schmerz und dich in deiner Freude?

Gemeinschaft

Mir scheint, diese Effekte sind in einer Gemeinschaft mit mehr als zwei Personen noch einmal anspruchsvoller – und voller Verheißung.

Der Herr Jesus Christus verheißt Sein dabei sein.

Was auch nahe liegt:

wo Wahrheit ist, ist Gemeinschaft.
Wo Gemeinschaft ist, ist Christus.
Wo Christus ist, ist Wahrheit.

Wunderbar.

Ein Kommentar zu „Verantwortung aneinander

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