Langfristig gesehen

Fr 10.11.2023

Lk 16:1-8 Der ungerechte, aber kluge Verwalter

Geht es hier nur um Cleverness?

Jesus nennt den Verwalter ungerecht, lobt aber seine Klugheit.

Im weiteren Verlauf scheint es zunächst um Geld zu gegen – Geld, das Jesus „ungerechten Mammon“ nennt.

Es klingt zunächst so, als ob ich etwas von jemand anderem nehmen soll, um mir Freunde für die Zukunft im Himmel zu kaufen.

Merkwürdig.

Langfristig

In erster Näherung geht es offenbar darum, langfristig zu denken. Wie schwer fällt mir das. Den „Gewinn sofort“ gegen einen größeren, der aber zunächst Lustverzicht ist.

Vertrauen

Es ist allerdings nicht nur Lustverzicht, es ist auch Kleinglaube. Denn zu der Lust kommt auch die Geringachtung des Vertrauens.

Wer weiß, ob ich es morgen dann wirklich bekomme.

Ich sage: Das Vertrauen an sich ist ein Wert. Selbst wenn ich es morgen nicht bekomme, habe ich den ewigen Wert, nämlich Vertrauen zu haben, sicher in meiner „Lebensscheune“ (ein Ausdruck von Viktor Frankl).

Der Verwalter in dem Gleichnis vertraut darauf, dass die Menschen ihm auch dann wohlbesonnen sind, wenn er keine Macht mehr hat, weil er kein Verwalter mehr ist.

Was kann der Arme geben?

Wenn es nur darum ginge, im Vertrauen auf die Erstattung im Himmel, Geld zu geben – was täten dann arme Menschen?

Die Langfristigkeit gilt auch für ihn.

Ich habe vor Kurzem erlebt, wie jemand darauf bestand, kurzfristige Gerechtigkeit zu erhalten und bereit war, dafür langfristige Liebe zu verlieren. Das ist in etwa das Gegenteil von dieser Botschaft.

Macht

Das Wort Mammon beschreibt im Unterschied zu Geld besondern den Aspekt des Vertrauens auf ebendieses Geld. Geld ist Macht.

Und auch Gerechtigkeit ist ein Ruf nach Macht.

Ist es nicht so, dass der Ruf nach Gerechtigkeit zumeist ein Ruf nach einer Art Mindest-Macht ist? Zumindest das, was mir zusteht.

Denn nach Gerechtigkeit ruft nicht der, der meint, zu viel bekommen zu haben.

In Gottes Reich kann ich Gerechtigkeit gegen Liebe tauschen.

Ich kann rufen: Gott, ich will keine Gerechtigkeit, sondern ich will, dass dem anderen vergeben wird, ich will, dass er Raum zur Freiheit hat, ich will letztlich Deine „ungerechte“ Gerechtigkeit.

Zeit

Die Zeit meines Lebens ist mir von Gott geschenkt.

Sie ist sehr deutlich nicht wirklich „mein“.

Sondern ich bin ihr Verwalter.

Wie der Verwalter in dem Gleichnis.

Meine Zeit wird ablaufen.

Ich kann sie ganz für mich verbrauchen.

Oder ich verschenke Zeit. Zeit, die ich von Gott bekommen habe, mit der ich machen kann, was ich will – auch sie anderen Menschen schenken.

Zeit zu verschenken bedeutet, sie ohne die Überlegung eines Nutzens für mich dem anderen zu widmen.

Ich schenke ihm damit etwas sehr Wertvolles. Zeit ist in Wirklichkeit nämlich nicht Geld – sondern Leben.

So ist Zeit schenken, Leben schenken.

Insbesondere in der Ehe kann ich dem anderen grundsätzlich mich selbst schenken.

Ich kann die Frage aufgeben, was ich denn davon habe.

Indem ich das tue, werde ich Gott ähnlich, genauer: Ich werde Seinem Sohn ähnlich. Ich verliere mein Leben.

Das muss garnicht biologisch gemeint sein. Ich gebe meine Selbstbestimmung, meine Macht, meine Aufmerksamkeit für den je anderen.

Nicht nur als cleverer Plan, als Spekulation.

Sondern weil mein hohes Gut das Vertrauen ist (Glaube).

Ein Liebender fragt nicht nach Lohn für sich, sondern nach Leben für den je anderen.

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